Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesnähe

Todesnähe

Titel: Todesnähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
Vom Netzwerk:
herumzulaufen.
    Als der Drucker endlich fertig war, nahm sie sich einen Stapel Papier und deponierte ihn auf ihrem Schreibtisch. Den Rest verteilte sie gleichmäßig auf Harley und Annie. «Das ist Johns E-Mail-Verkehr aus den letzten drei Monaten. Sucht alle Mails heraus, die er an irgendeine Polizeidienststelle geschickt hat, und lest sie Wort für Wort durch. Er hat Terroristen-Websites überwacht und Informationen weitergegeben. Irgendwas muss also zu finden sein.» Sie sah zu Roadrunner hinüber, der noch gebückter als sonst vor seinem Rechner kauerte. Unter seinem Lycra-Trikot zeichnete sich jeder einzelne Wirbel ab. «Wie läuft’s bei dir, Roadrunner?»
    Er hob den Kopf, die Augen schwer vom Schlafmangel und den vielen Stunden vor dem Bildschirm, doch um seine Lippen spielte die Andeutung eines Lächelns. «Bestens. Der letzte Koffeinstoß wirkt jetzt endlich, und gerade habe ich Tommy Espinoza die Ortsangaben zu den Chat-Rooms geschickt, auf die er so scharf war …» Er unterbrach sich und richtete die geröteten Augen auf Grace. «Und zwar so richtig scharf und außerdem extrem geheimniskrämerisch. Hast du schon irgendwelche Einzelheiten aus Magozzi rausgekriegt?»
    Grace schüttelte den Kopf. «Ich habe seit gestern Abend nicht mehr mit ihm gesprochen. Aber wenn Tommy so aufgeregt ist, muss beim MPD etwas Größeres im Gange sein. Magozzi ruft sicher an, wenn er Zeit hat.»
    Roadrunner nickte. «Stimmt, wird er machen. Aber ich hab hier noch was, Leute: Gerade habe ich ein ordentliches Stück Malware auf Johns Rechner gefunden. Irgendwer ist auf unsere lädierte Software aufgesprungen. Da hat jemand ständig mitgelesen, und John wusste nichts davon.»
    Harley grunzte und fuhr sich mit den Fingern durch den schwarzen Bart, der mit jedem Tag struppiger aussah. «So was Blödes. Ich verstehe immer noch nicht, wieso er überhaupt an unserem Programm rumgeschraubt hat, wenn er doch nur Daten durchforsten wollte.»
    Annie, die als Einzige trotz der langen Arbeitstage noch in makelloser Perfektion erstrahlte, strich sich die bunten Federn am Rock glatt und überflog rasch die erste Mail auf ihrem Stapel. «Hier ist ja gleich eine. Hört euch das an: Eine Mail an das FBI und die Polizeidienststelle in Jackson, Mississippi:
1624 Magnolia Street. Al-Qaida-Aktivisten in Privathaus. Möglicherweise Waffenversteck.
»
    Harley schlug sich mit der Faust auf das lederbewehrte Knie. «Na, scheiß doch die Wand an! Der gerissene Hund hat nicht einfach nur Daten durchforstet – der hat den Datenverkehr von den islamistischen Websites zurückverfolgt und mit freundlicher Unterstützung unseres Würmchens ihren Standort ausfindig gemacht. Und den hat er dann den Leuten, die etwas unternehmen können, brühwarm mitgeteilt.»
    Roadrunner runzelte die Stirn. «Das erklärt aber noch nicht, warum er so tief in der Scheiße sitzt, oder?»
    «Keine Ahnung.» Grace schüttelte den Kopf. «Vielleicht doch?»
    «Na ja, Schätzchen, sieh es mal so: Womöglich hatten die Typen dank Johns Informationen ständig irgendwelche Razzien und fanden, das muss aufhören.»
    Harleys Finger flogen schon wieder über die Tastatur. «Also, ich habe gerade mal nach der Adresse gesucht, und in dem Haus an der Magnolia Street gab es keine Razzia. Die Bewohner wurden erschossen. Irgendwelche Bandenstreitigkeiten, behaupten zumindest die Nachrichten.»
    Seufzend schob Grace ihren Stuhl zurück. «Sucht euch die anderen Mails raus und überprüft sie alle. Ich mache was zum Abendessen.»
    Harley strahlte sie an. «Nur zu!»

[zur Inhaltsübersicht]
KAPITEL 34
    G race tat, was sie immer tat, wenn ihr armer Kopf vor lauter widersprüchlichen Gedanken zu platzen drohte. Die Küche war ihr Zufluchtsort, die vorhersehbaren und immer gleichen Reaktionen der Lebensmittel waren ihr ein großer Trost. In einem tiefen Teich aus gutem Olivenöl und ausgelassenem Speck erhitzte sie Zwiebeln, Knoblauch, Sellerie und Karotten, bis sie karamellisierten. Jetzt wurden sie langsam braun und verströmten einen köstlichen süßen Duft – anders als die allermeisten Menschen machten sie genau das, was man von ihnen erwartete.
    So groß der Drang auch war, diese kleinen Bomben aus Wohlgeschmack umzurühren, Grace widerstand ihm. Sie sog einfach nur den Duft ein und spürte, wie sie sich nach und nach entspannte.
    Kein Mensch betrat Harleys Küche, wenn Grace dort kochte. Davor hüteten sie sich alle. Nur John Smith hatte es gewagt, in diese Welt vorzudringen, und das

Weitere Kostenlose Bücher