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Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Titel: Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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miteinander
vor, nicht wahr?«
    Er tätschelte
Jessicas nackte Wade. Sie trug nur eine kurze Sporthose und ein Sweatshirt am Körper.
    »Ach, was
für eine süße Gänsehaut du hast. Wirklich putzig«, schwärmte er. Anschließend schraubte
er die Mineralwasserflasche auf und nahm zuerst einmal selbst einen großen Schluck.
Ungeniert stieß er einen lauten Rülpser aus. »Bäuerchen gemacht.«
    »Könnten
Sie mir bitte die Handfesseln abnehmen, damit ich die Flasche selbst halten kann?«,
bettelte Jessica.
    »Nein, nein,
das geht leider nicht«, lehnte der Spider ab.
    Er führte
den Flaschenhals an ihre spröden, ausgetrockneten Lippen und ließ sie mehrmals trinken.
Dabei stieg Jessica Hellmann ein penetranter Schweißgeruch in die Nase und raubte
ihr fast den Atem.
    »So, das
reicht fürs Erste«, entschied ihr Entführer, stellte die Sodaflasche neben der Leiter
ab und zog eine durchsichtige Plastikbox aus seinem Rucksack.
    »Schau mal,
Jessica, was ich dir Schönes mitgebracht habe«, sagte er in einem Ton, als ob er
mit einem Kleinkind spräche. »Das hier ist Theo. Theo ist ein alter Freund von mir.
Tiere sind bedeutend ehrlichere und treuere Freunde als Menschen, findest du nicht
auch?«
    Diese Frage
drang überhaupt nicht zu Jessicas Bewusstsein vor. Entgeistert hatte sie Mund und
Augen aufgerissen und starrte nun mit panischem Blick auf die Riesenspinne. »Oh
nein, nicht«, stöhnte sie.
    »Ach, du
ahnst also schon, was dir bevorsteht?«, labte sich der Spider an Jessicas Todesangst.
»Du fragst dich jetzt garantiert, ob Vogelspinnen giftig sind, oder?«
    Keine Antwort,
nur Kopfschütteln.
    Während
Jessica leise vor sich hin wimmerte, begann ihr Peiniger zu dozieren: Ȇber die
Giftigkeit von Vogelspinnen kursieren die wildesten Gerüchte und Halbwahrheiten.
In der Sensationspresse taucht immer mal wieder ein Bericht auf, nach dem eine Vogelspinne
einen Menschen durch ihren Giftbiss vom Leben in den Tod befördert haben soll.«
    Er brach
ab und streichelte sanft über Jessicas Oberschenkel. »Das ist wirklich die süßeste
Gänsehaut, die ich je gesehen habe«, murmelte er wie in Trance vor sich hin.
    Doch dann
straffte er sich und erklärte mit lauter Stimme: »Das ist aber alles Quatsch, mein
Schätzchen. Die Giftdrüsen der Vogelspinnen erzeugen zwar Nervengifte, um die Beute
möglichst rasch bewegungsunfähig zu machen, und auch noch andere chemische Substanzen,
die in der Lage sind, Gewebe, Zellen oder Blut der Beutetiere zu zerstören, aber
dieser Cocktail kann einem gesunden Menschen normalerweise kaum etwas anhaben.«
    Der Spinnenliebhaber
seufzte. »Ich kann dich also beruhigen. Bis dato ist keine einzige Vogelspinnenart
bekannt, deren Gift dazu in der Lage wäre, einem Menschen ernsthaften Schaden zuzufügen.
Das ist doch mal eine erfreuliche Nachricht, oder?«
    Jessica
antwortete nicht, sondern wimmerte weiter vor sich hin. Sie war regelrecht paralysiert
von Kälte, Angst und Ekel.
    »Jetzt hör
aber mal auf zu flennen, du hysterische Kuh«, brüllte ihr Entführer. »Diese Rotze
ist ja so was von eklig.« Angewidert wischte er ihr mit einem Papiertaschentuch
übers Gesicht.
    »Bäh, was
sind die meisten Menschen doch für unästhetische, verdreckte Tiere«, schimpfte er.
»Dagegen sind Spinnen, wie ich schon erwähnt habe, extrem reinliche und ästhetische
Lebewesen.«
    Er atmete
tief ein und aus, schien einen Augenblick völlig in die Welt seiner Gedanken versunken.
Plötzlich ging ein heftiger Ruck durch seinen Körper.
    »Das Gift
einer Vogelspinne reicht gerade mal aus, um kleine Wirbeltiere, wie zum Beispiel
Mäuse, zu töten«, dozierte er weiter. »Bei Menschen wirkt das Spinnengift ähnlich
wie ein Wespenstich. Höchstens eine Blutvergiftung könnte Menschen schwerwiegende
Probleme bereiten. Allerdings kann bei einem Allergiker dieses Gift einen anaphylaktischen
Schock auslösen.«
    Jessica
griff nach dem Strohhalm. »Ich reagiere auf tierische Gifte allergisch«, beteuerte
sie.
    Der Spider
kicherte. »Das kann ja jeder behaupten«, wiegelte er ab. »Na ja, das werden wir
gleich überprüfen.«
    Der Anblick
des auf Gedeih und Verderb ausgelieferten, geschundenen Opfers wirkte auf seinen
Peiniger wie ein Aphrodisiakum. Nervös trippelte der Spider auf der Stelle und nagte
dabei an seinen schmalen Lippen herum.
    »Ach, fast
hätte ich dir eine wichtige Information vorenthalten, mein Herzchen«, verkündete
er. »Der Biss einer Vogelspinne ist zwar nicht sonderlich gefährlich, dafür

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