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Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Titel: Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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erkennen und nur durch einen gut getarnten Eingang hinter
dem Wachturm zugänglich war.
    Vor einigen
Jahren hatte das Kulturamt der Stadt international bekannten Graffiti-Künstlern
die frisch geweißelten Außen- und Innenwände der Gebäude für einen Wettbewerb zur
Verfügung gestellt. Doch inzwischen hatten Sonne und Regen den bunten Kunstwerken
auf der Außenfassade stark zugesetzt. Und in den Gebäuden hatten sich Schimmelpilze
und Feuchtigkeit über den farbenfroh besprühten Innenputz hergemacht und ihn großflächig
abblättern lassen.
    Der Spider
parkte sein Auto in einem nur schlecht einsehbaren Seitenweg. Er stieg aus, hängte
sich seinen geräumigen Wanderrucksack über die Schultern und wanderte zur ehemaligen
Anlage der amerikanischen Streitkräfte.
    Am Rande
eines Fichtenwäldchens spähte er nach allen Seiten und huschte über den geschotterten
Forstweg. An der Hinterfront des Wachturms hatte er bereits vor einigen Tagen das
Schloss der Außentür aufgebohrt und einen handlichen Stromgenerator in der Schaltzentrale
im Keller deponiert.
    Nur mit
brachialer Gewalt ließen sich die schweren, verrosteten Riegel der Sicherheitstür
bewegen. Begleitet von einem hellen, quietschenden Geräusch zog er die Tür nach
außen und arretierte sie. So hatte er genügend Licht, um auch ohne Taschenlampe
zur Schaltzentrale zu gelangen. Ein feuchtkalter, modriger Geruch stieg ihm in die
Nase. Eiseskälte kroch ihm in die Kleider und ließ Gänsehaut auf seinen Armen sprießen.
    Er warf
den Stromgenerator an, der die Deckenlampen mit Energie versorgte. Der wie eine
Betonröhre wirkende, triste Flur wurde von Neonlicht geflutet. Mit der Hand schirmte
er seine Augen gegen den grellen Lichtschein ab. Dann verriegelte er die Außentür
und eilte durch ein Labyrinth von unterirdischen Gängen zu einem der ehemaligen
Depotbunker, dessen Flurwände und Stahltüren in Brusthöhe mit einem Streifen gelb-schwarzer
Signalfarbe markiert waren.
    Vor der
angepeilten Bunkertür wartete er einen Augenblick. Während er die weißen Dunstschwaden
seines Atems beobachtete, die vom Türblatt zu ihm zurückströmten, spitzte er die
Ohren. Doch er vernahm nicht das geringste Geräusch.
    Übermütig
kickte er einen Stein in einen unbeleuchteten Flurbereich. Ein lautes Fauchen und
Fiepen ließ ihn erschrocken zusammenzucken. Noch im selben Moment jagten drei Ratten
an ihm vorbei und verschwanden auf der anderen Seite des Korridors in einer dunklen
Nische.
    »Verpisst
euch, ihr Scheißviecher!«, zischte er ihnen hinterher.
    Nachdem
sich der Spider wieder beruhigt hatte, stellte er seinen Rucksack ab und löschte
das Flurlicht. Nun war es wieder stockfinster um ihn herum. Er hatte sich die Position
der beiden Riegel genau eingeprägt. Wie ein Blinder tastete er nach dem oberen Riegel
und drehte ihn langsam nach außen. Dann kam der fast in Bodenhöhe angebrachte zweite
Sperrriegel an die Reihe. Wie von einem Unterdruck befreit, schnappte die Tür auf,
allerdings nur einen Spaltbreit.
    »Ist da
jemand?«, keuchte eine ängstliche Frauenstimme.
    Dem Spider
stellten sich die Nackenhaare und eiskalte Schauer strömten wellenartig durch seinen
Körper bis hinunter in die Fußsohlen.
    »Ja, mein
liebes, süßes Jessica-Schätzchen, hier ist jemand für dich«, antwortete der Spider
und hüstelte. »Eigentlich sind wir sogar wir zu zweit.«
    »Durst,
ich bin so durstig«, krächzte es ihm entgegen.
    »Das kann
ich mir gut vorstellen«, entgegnete er verständnisvoll. »Du bekommst auch gleich
etwas zu trinken.«
    Ein hämisches
Lachen löste sich aus der Tiefe seines Brustkorbs. »Allerdings liegt dieser Zeitpunkt
noch nicht in Reichweite für dich. Dein Schicksal liegt völlig in meiner Hand. Ich
kann dir Wasser geben, ich kann dich verdursten lassen. Ich kann dich …«
    Genüsslich
verschwieg er den Rest und weidete sich an den verzweifelten Geräuschen seines Entführungsopfers.
    Der Spinnenliebhaber
tastete nach dem Lichtschalter. Die Starter der Leuchtstoffröhren zündeten und tauchten
den unterirdischen Bunker in gleißendes Kunstlicht. Reflexartig presste Jessica
Hellmann die Lider zusammen und warf den Kopf zur Seite. Der Spider betrat jedoch
nicht die Halle, sondern wartete vor der Tür. Somit blieb er auch weiterhin für
die junge Frau unsichtbar.
    Außer einer
Aluminiumleiter und einem mehrere Meter langen, turbinenähnlichen Lüftungsrohr,
das seitlich an der gewölbten Decke entlangführte, war der stollenartige Bunker
leer. Sah man

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