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Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Titel: Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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umschaute, wurde ihm schlagartig
klar, dass auch er eine Art ›Fremdwohner‹ war, zumindest für kurze Zeit.
    Strenggenommen
zeigte er bei seiner Marotte, die Wohnung eines Mordopfers, Täters oder einer vermissten
Person als Erster und allein zu inspizieren, ein ähnliches Verhalten, wie es diese
›Fremdwohner‹ an den Tag legten, denen es einen Kick versetzte, wenn sie sich Zutritt
zum Leben eines wildfremden Menschen verschafften.
    Doch seine
Motivation war eine rein dienstliche, schließlich versuchte er zu erkunden, wie
der Wohnungsmieter gelebt hatte, welche Eigenschaften er besaß, welchen Hobbys er
nachging, welche Bücher er las, welche Fernsehsendungen er anschaute, wie groß sein
Freundeskreis war und so weiter und so fort.
    In manchen
Behausungen hatte er regelrecht das Gefühl, diesem fremden Menschen so nahe gekommen
zu sein, dass er förmlich dessen Atem riechen konnte. Die Wohnung eines Menschen
sagte sehr viel über seinen Charakter aus und stellte gerade bei schweigsamen Tätern
ein wertvolles Hilfsmittel zum Verständnis seiner Persönlichkeit dar.
    Mit geschärften
Sinnen wandelte Tannenberg durch die überschaubare Zweizimmerwohnung, die allerdings
nicht gerade gemütlich wirkte, sondern eher den Eindruck einer vorübergehenden Bleibe
erweckte.
    Überall
stapelten sich Umzugskisten und Kleiderberge. Das Bett war noch nicht einmal aufgebaut,
nur die Matratze lag auf dem Boden. An der Decke baumelten nackte Glühbirnen. Die
Küchenschränke waren leer, die Fenster gardinenlos, die Regale standen in ihre Einzelteile
zerlegt in der Ecke.
    Die Wohnung
hatte auch noch nicht den urtypischen Geruch der Mieterin angenommen. Es roch hier
weder nach kaltem Rauch oder menschlichen Ausdünstungen, sondern nach der anscheinend
erst kürzlich durchgeführten Renovierung.
    Offenbar
war die junge Frau erst vor Kurzem hier eingezogen und lebte seitdem in einem chaotischen
Provisorium. In einer Umzugskiste entdeckte er mehrere Fotos, auf denen jeweils
derselbe Mann mit einem dicken schwarzen Kreuz durchgestrichen war. Er steckte eines
der Bilder in die Jacke, nahm Conny Faulhabers Laptop an sich und verließ die Wohnung.
    Die bei
der kurzen Wohnungsinspektion gewonnenen Erkenntnisse passten weitgehend zu dem,
was ihm Schauß wenig später berichtete. Eva Pöppel hatte sich mit der Vermissten
angefreundet und war bestens über deren Trennungsgeschichte und die anschließende
räumliche Abnabelung vom Ex-Freund informiert.
    Jedoch hatte
sie offenbar nicht den leisesten Schimmer, mit wem sich Conny Faulhaber gestern
Abend, in der Nacht oder gar heute früh verabredet haben könnte. Als Conny gestern
am späten Nachmittag die Praxis verließ, hatte sie dahingehend keinerlei Andeutungen
gemacht. Eva Pöppel spekulierte, dass möglicherweise ihr Ex-Freund hinter dem plötzlichen
Verschwinden ihrer Arbeitskollegin steckte.
    »Glaubst
du, da ist etwas dran?«, fragte Michael, nachdem die beiden wieder in ihrem Dienstfahrzeug
saßen.
    Tannenberg
zuckte mit den Schultern. »Wohl eher nicht. Aber wir sollten diesem Herrn sicherheitshalber
mal auf den Zahn fühlen.«
    »Der Spruch
passt haargenau.«
    »Bitte?«
    »Na ja,
Connys Ex ist Zahnarzt.«
    »Ach so,
verstehe. Hast du seine Adresse?«
    »Ja, die
habe ich. Wenn wir zurück sind, kümmere ich mich gleich um ihn.«
    »Stimmt,
du hast ja heute Nacht Bereitschaft.«
    »So ist
es, leider. Ich würde nämlich viel lieber …«
    »Stopp!
Fahr sofort rechts ran!«, befahl Tannenberg in Kasernenhofton.
    Schauß trat
nicht gleich auf die Bremse, sondern schaute zuerst in den Rückspiegel. »Was? Mitten
auf der Pariser Straße?«
    »Ja, los,
mach schon«, drängte sein Chef.
    Nun bremste
der junge Kommissar scharf ab und fuhr vorsichtig den Bordstein hoch. Hinter ihm
hupte ein Autofahrer, der wegen des abrupten Bremsmanövers fast auf den Dienst-Mercedes
aufgefahren wäre.
    »Was ist
denn los, Wolf?«, fragte Schauß mit geschürzten Lippen.
    Tannenberg
zeigte auf eine Straßenlaterne. »Was siehst du da vorne?«
    Michael
schnaubte genervt. »Also, ich sehe nichts Besonderes.«
    »Doch, das
tust du«, behauptete sein Vorgesetzter. »Nur verstehst du noch nicht, was du siehst.«
    Michael
Schauß grunzte ungehalten. »Du sprichst in Rätseln.«
    »Was hängt
da vorne an der Laterne?«
    »Meinst
du das Plakat?«
    »Volltreffer«,
lobte Tannenberg. »Fahr noch ’n Stück näher ran.«
    Schauß schaltete
die Warnblinkanlage ein und ließ den Wagen nach vorn rollen.
    »Ach

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