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Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Titel: Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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sie.
    Tannenberg
erfuhr von der Anruferin, dass sie sich gerade vor dem Haus der vermissten Person
aufhielt, wo sie ohne Erfolg Sturm geklingelt hatte. Er bat sie, den Hausmeister
zu verständigen und an Ort und Stelle auf ihn zu warten.
    Michael
Schauß steuerte das Zivilfahrzeug in das Kaiserslauterer Gewerbegebiet. In der Merkurstraße
musste er an einer roten Ampel anhalten. »Das sieht mal wieder verdammt nach einem
Serientäter aus«, sagte er zu seinem Vorgesetzten.
    »Und zwar
nach einem psychopathischen«, grummelte Tannenberg vor sich hin.
    »Sind denn
nicht alle Serienmörder zwangsläufig Psychopathen?«, fragte Michael.
    Statt einer
Antwort erhielt er nur ein kurzes Brummen.
    »Ein Entführer
und Mörder, der aus den Haaren seiner Opfer Spinnennetze bastelt, gehört jedenfalls
eindeutig zur Kategorie ›Psychopath‹«, fuhr der junge Kommissar fort. In einem tiefen
Zug sog er Luft ein und ließ den Atem zischend entweichen. »Diese Wahnsinnigen haben
immer neue Spleens.«
    »Ja, das
stimmt leider«, meinte Tannenberg. Er streckte den Arm aus. »Da vorne geht’s zum
Fischerrück rein.«
    »Wenn du
die Hand vor meinem Gesicht wegnimmst, sehe ich’s auch.«
    »Sei mal
nicht so empfindlich«, blaffte sein Vorgesetzter.
    Michael
Schauß kniff die Augenbrauen zusammen. »Warum bist du denn auf einmal so aggressiv,
Wolf?«
    »Tut mir
leid, Mischa, dass ich dich eben so angepflaumt habe«, entschuldigte sich sein Beifahrer.
    »Schon gut.«
    Diese Blitzreaktion
war sehr ungewöhnlich für Wolfram Tannenberg, denn normalerweise dauerte es eine
ganze Weile, bis er sich zu einer Entschuldigung durchringen konnte. Manch ein Kollege
oder Familienmitglied wartete auch schon mal vergeblich auf einen entsprechenden
Anflug von Selbstkritik.
    Tannenberg
seufzte. »Ich bin zurzeit ziemlich angefressen. Irgendwie geht mir dieser Fall ganz
schön an die Nieren. Ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass wir immer zu spät
kommen.«
    »Wie der
Hase bei seinem Wettlauf mit dem Igel.«
    Der Leiter
des K 1 nickte. »Wer weiß, wie viele Frauen dieser Irre noch auf seiner Liste hat.
Diese sogenannten sozialen Netzwerke bieten ja auch einen unerschöpflichen Fundus.
Das muss man sich einmal vorstellen: Diese bekloppten Typen sitzen zu Hause an ihrem
Computer und wählen in aller Gemütsruhe ein Opfer nach dem anderen aus. So wie wir
früher im Neckermann-Katalog nach Sonderangeboten gesucht haben, durchstöbern diese
Perversen die Communitys.«
    »Tja, besonders
Frauen und Kinder sind leider ziemlich naiv. Unvorstellbar, was die so alles über
sich ins Netz stellen: Fotos, Adressen, Telefonnummern und viele andere persönliche
Daten.«
    »Und sie
schildern auch noch ihre intimsten Probleme.«
    »Die diese
Spanner wie Honig aufsaugen.« Schauß räusperte sich und hieb auf das Lenkrad ein.
»Elende Saubande.«
    Tannenberg
durchfurchte seine Haare. »Wie kann man nur so arglos sein?«
    »Ich versteh’s
auch nicht.«
    »Wenn ich
mir vorstelle, wie sich diese pädophilen Schweine an den Fotos der ahnungslosen
Kinder aufgeilen …« Sein Beifahrer presste die Kiefer so fest aufeinander, dass
sich unter seiner Gesichtshaut kleine Höcker abzeichneten. »Wenn ich daran denke,
könnte ich ausflippen.«
    »Mir geht’s
genauso, Wolf«, stimmte der junge Kommissar zu. »Du wirst es nicht glauben, aber
selbst Sabrina hat private Dinge über sich und uns ins Netz gestellt. Zum Beispiel
Fotos von ihr im knappen Bikini. Als ich das mitgekriegt habe, bin ich fast ausgeflippt.«
Schauß wiegte energisch den Kopf. »Was steckt dahinter, Wolf? Produziergehabe? Exhibitionismus?
Eitelkeit?«
    »Ich weiß
es nicht«, gestand Tannenberg zerknirscht ein.
    Als die
beiden Ermittler vor dem Hochhaus in der Posener Straße eintrafen, stürmte eine
spindeldürre, hektische Mittvierzigerin auf sie zu und redete wild gestikulierend
auf die Kriminalbeamten ein, obwohl diese noch gar nicht ausgestiegen waren.
    Im Schlepptau
hatte sie den Hausmeister, der zur Begrüßung demonstrativ mit seinem Generalschlüssel
wedelte. Während sein Kollege Eva Pöppel befragte und ihre Kernaussagen in seinem
Notizbuch festhielt, fuhr Tannenberg mit dem Aufzug zur Wohnung der vermissten Arzthelferin.
Er ließ sich die Tür aufsperren und eröffnete dem neugierigen Hausmeister, dass
er ihn nun nicht mehr benötigte.
    Gleich hinter
der Tür streifte Wolfram Tannenberg Gummihandschuhe über und steckte seine Schuhe
in Plastiktüten. Als er sich anschließend im Flur

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