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Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Titel: Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Schönthaler,
woraufhin Jacob ohne zu murren einen Schritt beiseitetrat.
    Einige Sekunden
lang betrachtete der Rechtsmediziner den weiblichen Leichnam, der in Embryonalhaltung
auf dem Boden der Tiefkühltruhe lagerte und von einer frostigen Schicht überzogen
war. Anschließend beugte er den Kopf tief hinab in die Truhe.
    »Pass ja
auf, Rainer, dass sie nicht nach dir schnappt«, feixte Jacob und rieb sich die Hände.
»Endlich mal wieder etwas los bei uns im Musikerviertel.«
    »Vater,
du bist einfach unmöglich«, rüffelte Tannenberg. »Mir läuft es eiskalt den Rücken
runter, wenn ich mir vorstelle, dass nur hundert Meter von Heiners Haus entfernt
eine Leiche in der Gefriertruhe …«
    »Und zwar
schon einige Zeit liegt die da drin, wie ich mal tollkühn vermute«, fiel ihm der
Pathologe ins Wort. »Ohne dem Obduktionsergebnis vorgreifen zu wollen, schätze ich,
dass diese alte Frau mindestens seit mehreren Monaten tiefgefroren im Eis liegt.
Die Eisschicht ist ziemlich dick und der Gefrierbrand ist bereits weit fortgeschritten.«
    »Wie bei
diesem Ötzi«, grinste Jacob.
    Dr. Schönthaler
lachte auf. »Damit hat die Pfalz nun auch ihren Ötzi, und zwar einen weiblichen.«
    »Jetzt hört
doch bitte endlich mal auf mit diesem pietätslosen Gelaber«, rüffelte der Leiter
des K 1. »Da liegt ein toter Mensch und ihr ledert eure makaberen Kalauer ab.«
    »Ja, und?«,
gab Jacob schnippisch zurück. »Meinst du vielleicht, wenn wir jetzt alle losheulen,
taut die alte Kollmenter wieder auf und springt dir vor Freude um den Hals, he?
Die Welt ist traurig genug, da muss man so oft lachen, wie es geht, gell Rainer?«
    »So ist
es, mein lieber Herr Tannenberg.« Der Rechtsmediziner wandte sich an Mertel. »Kannst
du einen Transporter und ein paar kräftige Leute organisieren und die Tiefkühltruhe
mitsamt Inhalt in die Pathologie bringen lassen?«
    »Ja, ich
denke schon«, antwortete der Kriminaltechniker.
    »Kannst
du schon etwas zur Todesursache sagen?«, wollte Tannenberg wissen.
    »Sieht der
arme Rainer denn so aus, als ob er hellsehen könnte, he?«, mischte sich Jacob ein.
»Wenn er das könnte, hätte er mir schon längst die nächsten Lottozahlen verraten,
gell, Rainer?«
    »Aber klar
doch«, entgegnete Dr. Schönthaler, während ein süffisantes Lächeln seine Lippen
umspielte. Er drehte sich seinem Freund zu und schüttelte den Kopf. »Nee, Wolf,
das ist beim besten Willen unmöglich. Wie soll ich denn angesichts dieses knochenharten
Zustands der Leiche darüber etwas Seriöses aussagen? Hast du schon mal versucht,
mit einem Messer in einen tiefgefrorenen Truthahn reinzustechen?«
    Keine Antwort,
nur gequältes Augenrollen.
    »Wir lassen
die alte Frau Kollmenter nachher in aller Ruhe auftauen und dann werde ich diese
Frage sicherlich irgendwann beantworten können«, schob der Rechtsmediziner in versöhnlichem
Ton nach.
    »Apropos
Kollmenter«, meldete sich Michael Schauß zu Wort, der die ganze Zeit über regungslos
neben den Truhe gestanden hatte. »Die Tatsache, dass er seine Mutter in der Tiefkühltruhe
aufbewahrt, befreit ihn ja wohl nicht automatisch von einer möglichen Täterschaft
in unserem anderen Fall, oder liege ich mit dieser Einschätzung grundsätzlich falsch?«
    »Nein, natürlich
nicht«, erwiderte sein Vorgesetzter. »Wobei wir allerdings erneut vor demselben
Problem stehen wie bereits gestern Abend: Nehmen wir Kollmenter fest und riskieren
damit, dass er, falls er der gesuchte Entführer ist, den Aufenthaltsort seiner Opfer
verschweigt? Oder observieren wir ihn, in der Hoffnung, dass er uns zum Versteck
der Frauen führt?« Tannenberg schaute sich demonstrativ im Keller um. »Denn hier
befinden sie sich ja offensichtlich nicht.«
    »Wahrscheinlich
hat er die Frauen woanders versteckt«, spekulierte Jacob. »Würde ich auch so machen.«
    Sein Sohn
überging die Bemerkung. »Karl, hast du in diesem Haus irgendwelche Hinweise entdeckt,
die uns in dieser Frage weiterbringen könnten?«
    »Nee, außer
den vielen Spinnen und den anderen Viechern noch nichts«, antwortete Mertel. »Und
in seinen Computer komme ich leider nicht rein.« Er zuckte mit den Schultern. »Der
Zugang ist mit einem Passwort geschützt.«
    »Somit können
wir nicht überprüfen, ob er Kontakt mit den entführten Frauen aufgenommen hat«,
stellte Tannenberg nüchtern fest.
    »Sind wir
bislang nicht davon ausgegangen, dass der Entführer dazu wahrscheinlich einen der
beiden Laptops benutzt, die er aus Mariekes Wohnung gestohlen

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