Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
Vom Netzwerk:
Dann nahm ich das Mikrofon des Funkgeräts und schaltete auf Kanal 16.
    Â»Mayday, mayday, mayday!«, rief ich, so laut ich es wagte; ich wusste, das Gair das Knistern der Antwort hören würde, und hoffte, er würde glaube, das andere Boot habe sich bei Richard gemeldet.
    Â»Mayday, mayday, mayday!«, wiederholte ich. »Hier die ist Motoryacht Raubmöwe, Raubmöwe. Wir befinden uns vor den Shetlandinseln und halten Südkurs entlang der Ostküste von Tronal. Wir brauchen dringend medizinische und polizeiliche Hilfe.«
    Statisches Rauschen war zu hören. Keine Antwort.
    Ich schaute mich um. Dana hatte den Blick nicht vom Niedergang abgewendet. Über uns konnte ich Schritte hören.
    Â»Es sind sechs Menschen an Bord«, sagte ich in das Mikrofon. »Zwei von uns sind verletzt. Drei wurden unter Drogen gesetzt. Nur einer ist voll einsatzfähig und stellt für den Rest von uns eine Gefahr dar. Wir brauchen dringend Hilfe. Wiederhole, brauchen dringend Hilfe.«
    Wieder ein Knistern. Noch immer keine Antwort. Es war fast aussichtslos. Selbst wenn irgendjemand den Funkspruch auffing – was zumindest die Küstenwache der Shetlandinseln tun sollte –, sie würden uns niemals rechtzeitig erreichen. Das zweite Boot von Tronal würde jeden Augenblick hier sein, und die anderen Frauen und ich würden über Bord gehen. Alles, was ich tun konnte, war, zu verhindern, dass wir spurlos verschwanden.
    Â»An Bord sind Tora Hamilton, Richard Guthrie, Stephen Gair und Dana Tulloch. Wiederhole, Dana Tulloch, sie ist am Leben und unverletzt.« Allerdings nicht mehr lange – ich hörte definitiv einen zweiten Motor näherkommen. »Außerdem zwei andere Frauen, deren richtige Namen ich nicht kenne. Wir sind von
Richard Guthrie und Stephen Gair entführt worden. Beide Männer sind extrem gefährlich.«
    Das war ein wenig übertrieben. Richard hatte sich nicht mehr gerührt und sah ganz und gar nicht gefährlich aus. Gair war etwas ganz anderes. Wenn er hier herunterkam, würde er mich umbringen. Er hätte gar keine andere Wahl. Ohne Richard wäre er nicht in der Lage, die Medikamente zu verabreichen, die mich außer Gefecht setzen würden, bis wir Tronal erreichten. Er würde das Baby opfern, mich töten und über Bord werfen. Und Dana auch. Die beiden anderen Frauen würden die Reise vielleicht überleben, doch wozu? Weitere acht Monate Gefangenschaft und ein brutaler Tod. Ich durfte Gair nicht herunterkommen lassen. Ich musste nach oben und ihn stellen.
    Nur dass ich dazu nicht in der Lage war. Ich war durch den Blutverlust geschwächt, und mir war schwindlig vor Schmerzen. Den größten Teil der Nacht war ich mit nichts anderem als Adrenalin gefahren, und der Tank war leer. Ich konnte nicht gegen ihn antreten, konnte nicht einmal die Stufen hinaufsteigen. Also würde ich warten, mich in einer der Schlafkabinen verstecken, mich auf ihn stürzen, wenn er herunterkam. Das war die einzige Möglichkeit.
    Ein Geräusch über uns. Jemand war aufs Kajütendach gesprungen.
    Â»Hey, Ladys!«
    Gairs Gesicht hing verkehrt herum über dem Niedergang. Er lag auf dem Kajütendach und starrte zu uns herab. Adern traten auf seiner Stirn hervor, und ich konnte seine großen weißen Zähne sehen. Mir wurde klar, dass er und sein Verstand sich endgültig voneinander verabschiedet hatten. Sein Blick fiel auf Richards Leichnam, und seine Augen wurden schmal. Dann sah er wieder zu mir.
    Â»Komm rauf, Tora«, sagte er.

40
    Unfähig, den Blick von Gairs Gesicht loszureißen, schüttelte ich den Kopf. Ich würde mich ganz bestimmt nicht in seine Nähe wagen. Er jagte mir Todesangst ein.
    Sein Kopf verschwand. Ich hörte, wie er über das Dach lief, und trat dichter an Dana heran. Sie streckte die Hand aus und umfasste meinen Knöchel, während ich das Bolzenschussgerät fest umklammerte.
    Dann erschien Gairs Gesicht von Neuem.
    Â»Ich öffne gerade die Bordventile, Tora«, höhnte er. »Ihr habt ungefähr zehn Minuten, bis der Kahn absäuft wie ein Stein. Wenn du deine drei Freundinnen retten willst, dann komm jetzt sofort rauf.«
    Er ging in Richtung Bug davon. Ich taumelte auf den Niedergang zu und zog mich die Stufen empor. Gair stand über den Ankerkasten gebeugt. Er sah mich, richtete sich auf und kam auf mich zu.
    Ich blieb stehen. Er war ebenfalls verwundet, wenngleich

Weitere Kostenlose Bücher