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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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jeder Fall unterschiedlich gehandhabt werden muss. Normalerweise wird eine hohe Dosis Midazolam oder dergleichen verabreicht, um den Metabolismus so weit herunterzufahren, dass bei Beatmungsgerät und EKG Alarm ausgelöst wird. Wenn Verwandte anwesend sind, zieht das Behandlerteam eine Riesenshow ab und versucht, die Patientin zu reanimieren, aber vergebens. Die bewusstlose Frau wird in die Pathologie gebracht, wo unsere Leute bereitstehen, um sie nach Tronal zu bringen. Der Pathologe liefert einen Bericht, und ein beschwerter Sarg wird entweder beerdigt oder verbrannt. Natürlich raten wir zum Einäschern.«
    Â»Natürlich. Was war mit Melissa?«
    Er seufzte. »Melissa war ein besonderer Fall. Genau wie du
hätte sie niemals ein Teil von all dem werden sollen.« Er schaute zu der offenen Kabinentür, warf einen zornigen Blick in Gairs Richtung. »Wir benutzen doch nicht unsere eigenen Ehefrauen.«
    Â»Sie hat es herausgefunden?«
    Er nickte. »Sie hat Stephens Passwörter in Erfahrung gebracht und ist eines Nachts seine Computerdateien durchgegangen.« Er streckte eine Hand aus, strich mir von Neuem über die Stirn. »Melissa war eine sehr kluge, sehr eigensinnige Frau«, fuhr er fort. »In vieler Hinsicht war sie wie du. Ich fand es eine Ironie des Schicksal, dass ausgerechnet du sie finden solltest. Ihr Fehler war natürlich, dass sie Stephen zur Rede gestellt und ihm gesagt hat, was sie wusste. Wir mussten schnell handeln. Zuerst wollten wir sie eliminieren, aber sie hatte Stephen gesagt, sie sei schwanger, und er wollte das Kind nicht verlieren. Es war seine Idee, diese andere Frau als Ersatz vorzuschieben, die aus Oban. Ich war dagegen. Zu viele Komplikationen. Aber uns lief mehr oder weniger die Zeit davon.«
    Â»Und Kirsten Hawick? Ich weiß, dass sie auch in meiner Wiese liegt. Habt ihr diesen Unfall inszeniert? Hat einer von euch den Lastwagen gefahren?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, Kirstens Unfall war echt. Wir haben nur das Ausmaß ihrer Verletzungen übertrieben. Sie hatte einen Sohn. Er lebt jetzt auf Yell, ein feiner Junge.«
    Kirsten wäre vielleicht wieder gesund geworden. Die tiefe Trauer, die ich Josh Hawick hatte ertragen sehen, war vollkommen unnötig gewesen.
    Â»Wieso begrabt ihr die Frauen? Wieso schmeißt ihr sie nicht einfach ins Meer? Oder verbrennt sie. Wenn ihr das getan hättet, hätte ich Melissa doch nie gefunden.«
    Â»Nein, aber das können wir nicht. Das verstößt gegen unseren Glauben. Unsere Mütter ruhen in Erde, die für uns heiliger Boden ist. Das ist ein Teil der Art und Weise, wie wir sie ehren.«
    Â»Und es war wohl ein zu großes Risiko, sie alle auf Tronal zu beerdigen. Also habt ihr überall auf den Inseln Begräbnisstätten geschaffen.«

    Er neigte den Kopf, nahm die Wahrheit dessen, was ich sagte, zur Kenntnis.
    Â»Und Duncan? Duncan hat das auch getan? Hat das Blut seiner Mutter …«
    Richard nickte. »Ja. Wie sein Vater und sein Großvater vor ihm und mein Vater und mein Großvater und Urgroßvater. Wir sind die Kunal Trows, stärker und mächtiger als alle anderen Menschen auf Erden.« Er stand auf, schickte sich an, in die Hauptkajüte zurückzukehren. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als in Bewusstlosigkeit zu versinken. Aber ich wusste, dass ich sterben würde, wenn ich das tat. Ich musste weiterreden.
    Â»Wie viele? Wie viele von euch gibt es?«
    Er blieb an der Tür stehen.
    Â»Auf der ganzen Welt zwischen vier- und fünfhundert. Die meisten leben hier, aber vor etwa hundert Jahren haben wir angefangen, Kolonien zu bilden. Wir bevorzugen Inseln, abgelegen, aber mit einer stabilen lokalen Wirtschaftslage.«
    Mein ganzer Körper zitterte, und ich verspürte das starke Bedürfnis, mich zu übergeben. Ich geriet allmählich in einen Schockzustand, doch ich war nicht mehr in Gefahr, das Bewusstsein zu verlieren. Die Schmerzen waren höllisch, aber damit wurde ich fertig.
    Â»Du bist gar nichts Besonderes«, sagte ich. »Das existiert alles nur in deinem Kopf.«
    Richards Stimme hatte sich gesenkt, als versuchte er, ein verstörtes Kind zu trösten. »Du hast keine Ahnung von den Kräften, die wir besitzen. Einfluss, wie du es dir nicht einmal träumen lassen würdest. Diese Inseln, und viele andere auf der ganzen Welt, gehören uns. Wir stellen unseren Wohlstand nicht zur Schau, aber

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