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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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wir sind unermesslich reich.«
    Â»Ihr seid bloß ganz gewöhnliche Männer.«
    Â»Ich bin fünfundachtzig, Tora, und doch habe ich die Kraft eines Mannes in den Fünfzigern. Hältst du das für normal?«
    Â»Richard«, rief Gair. »Ich glaube, ich kann den Motor hören.
Ich muss nach oben und das Signal geben. Kannst du das Steuer übernehmen?«
    Richard machte Anstalten, sich abzuwenden. »Glaub mir, wenn du kannst, Liebes. Das wird dir die nächsten Monate leichter machen.«
    Er drehte sich um und verließ die Kabine, machte die Tür zu und schloss mich mit der reglos daliegenden Freya ein. Einen Augenblick lang war ich überrascht, dass er mich nicht mit Medikamenten ruhiggestellt hatte. Vielleicht hatte er das über all dem Prahlen mit seinen sogenannten Kräften vergessen. Oder, was wahrscheinlicher war, er dachte, dass Schmerzen und Blutverlust ausreichen würden, um mich bewegungsunfähig zu machen. Ich schaute zu meinem Bein hinauf. Es quoll kein Blut mehr heraus, und möglicherweise war die Arterie doch nicht durchtrennt worden. Ich riskierte es, das Bein auf die Matratze zu legen und mich dann aufzurichten, so dass ich auf der Koje saß. Es blutete wieder stärker, aber nicht dramatisch. Ich betrachtete Freya. Sie atmete noch, vielleicht nicht mehr so schwer wie vorhin, doch ansonsten zeigte sie keinerlei Lebenszeichen. Von ihr konnte ich keine Hilfe erwarten.
    Ich hockte auf der Koje und dachte nach. Es würde so gut wie unmöglich sein, Richard und Gair zu überwältigen, verletzt, wie ich war, doch ich musste es versuchen. Während sie getrennt waren, Gair oben auf Deck und Richard am Steuer, mit dem Rücken zu mir, hatte ich die größte Chance. War das andere Boot erst einmal da, würde Dana über Bord gehen und ich bewacht, vielleicht auch unter Drogen gesetzt werden, bis der Polizeieinsatz vorüber und ich sicher wieder in Tronal angelangt war.
    Ich versuchte aufzustehen. Schmerz zuckte durch mein Bein. Ich atmete tief, zählte bis zehn, wartete, dass er nachließ. Dann machte ich einen Schritt vorwärts. Wieder ein schmerzhafter Stich, diesmal nicht ganz so schlimm.
    Ich hielt mich an dem Bord fest, das um die Kabinenwand herumlief, und schob mich langsam vorwärts, bis ich den Türknauf zu fassen bekam. Motoryachten haben schrecklich laute Maschinen,
doch Richard hatte Fahrt weggenommen, und ich glaubte, irgendwo in der Ferne das Geräusch eines anderen Motors zu hören. Ich drehte den Knauf und zog an der Tür. Sie öffnete sich lautlos.
    Richard befand sich allein in der Hauptkajüte; er stand am Steuer und spähte nach vorn, bemüht, direkt voraus etwas zu erkennen. Wir hatten eine weitere Ansammlung von Klippen erreicht, und das Navigieren war nicht leicht. Wenn ich ihn niederschlug  – was im Grunde mein Plan war –, konnten wir sehr leicht mit einem der riesigen Granitfelsen kollidieren. War der Rumpf erst einmal leckgeschlagen, würde das Boot schnell sinken, und ich würde ein Rettungsfloß zu Wasser lassen (vorausgesetzt, es war überhaupt eins vorhanden), drei bewusstlose Frauen daraufbugsieren und mich mit einem gewalttätigen Psychopathen herumschlagen müssen. Und das alles mit nur einem gesunden Bein. Wie gesagt, es sah nicht gerade rosig für mich aus.
    Allerdings … das, was sonst noch zur Debatte stand, sagte mir überhaupt nicht zu.
    Ich brauchte eine Waffe. Großvaters Bolzenschussgerät lag auf einem Regal am anderen Ende der Kajüte, doch ich würde es nie, ohne von Richard gesehen zu werden, bis dorthin schaffen. Ich schaute mich um. Der Boden war noch immer schlüpfrig von meinem Blut, und mir drehte sich der Magen um. Ich zwang mich wegzuschauen, musterte die Regale, die sich an den Wänden der Kajüte entlangzogen, und fand die Kiste, in der die Bootswerkzeuge aufbewahrt wurden. Vorsichtig schob ich die Hand hinein. Es war wie ein Mikadospiel auf Leben und Tod – eines von dem Haufen zu lösen, ohne dass sich die anderen bewegten. Erstaunlicherweise gelang es mir. Ich hob die Hand und begutachtete meinen Fund. Eine Art Zange, aus dickem Stahl, ungefähr dreißig Zentimeter lang. Das würde gehen. Hier herumzustehen brachte nichts. Ich hinkte vorwärts, den Arm hoch erhoben.
    Natürlich sah Richard mein Spiegelbild im Kabinenfenster. Er fuhr herum, packte meinen Arm, drückte ihn nach unten und

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