Todesopfer
hinter meinen Rücken. Mit der freien Hand stemmte ich mich
gegen seine Brust, dann griff ich verzweifelt nach seinen Augen. Er schlug zu, nur ein einziges Mal, ein heftiger Schlag gegen die Schläfe. Blut schoss mir aus dem Mund, während meine Beine unter mir nachgaben. Ich packte Richards Jackenaufschlag und klammerte mich daran fest. Als ich zu Boden ging, riss ich ihn mit.
Wir landeten hart, er auf mir. Er stemmte sich hoch. Einen Augenblick lang konnte ich ihn nur anstarren und darauf warten, dass er handelte. Dann packte ich sein Ohrläppchen, und er brüllte vor Schmerz auf. Er schlug mir hart gegen den Arm, und ich musste loslassen, doch mit der anderen Hand fuhr ich abermals auf seine Augen zu. Er setzte sich auf, klemmte mich zwischen den Knien ein, hielt mich nieder. Mit einer Hand ergriff er mein rechtes Handgelenk, mit der anderen packte er mich an der Kehle.
Ich schrie und dachte, dass es der letzte Laut war, den ich jemals von mir geben würde.
Richards Finger legten sich um meinen Hals und drückten zu. Ich wand mich heftig hin und her, doch sein Griff lockerte sich nicht. Er war unglaublich stark; es war töricht gewesen, zu glauben, ich könne ihn überwältigen. Mit der Linken schlug ich nach seinem Gesicht, doch seine Arme waren länger als meine, und ich konnte ihn nicht erreichen.
Ich riss an der Hand, die meine Kehle gepackt hielt, grub die Nägel in die Haut, versuchte sie wegzubiegen. Die instinktive Panik, die mit Sauerstoffmangel einherging, hatte eingesetzt und verlieh ungeahnte Kräfte, doch es war trotzdem nicht genug. Richard starrte auf einen Punkt über meinem Kopf. Er war nicht fähig, mir in die Augen zu sehen, während er mich erwürgte. Ich glaube, ich zog ein klein wenig Befriedigung daraus, als die Dunkelheit mich allmählich einhüllte.
Dann krampfte er plötzlich heftig, und seine Finger lieÃen von mir ab. Meine Lunge begann zu pumpen, rang verzweifelt nach Luft, doch meine Luftröhre hatte durch den starken Druck Schaden genommen. Wie ein eingedrücktes Rohr konnte sie nicht
genug Luft durchlassen, und die Dunkelheit in meinem Kopf nahm zu.
Richard fiel vornüber, kippte auf mich; seine Augen schauten in meine, doch sie waren leer und blicklos. Sein Gewicht verlagerte sich, meine Lunge unternahm eine gewaltige Anstrengung, und Luft strömte herein. Ich schaffte es, beide Hände zu heben, um ihn abzuwehren, und als er zusammensackte, schob ich mit aller Kraft.
Er rollte zur Seite, und ich stemmte mich gegen ihn; ich wusste nicht, was los war, griff jedoch nach jeder Chance, mich zu befreien. Mit dem Gesicht nach unten fiel er auf den Kajütenboden. Ein schwarzer Kreis verfärbte das dichte weiÃe Haar an seinem Hinterkopf, und vor meinen Augen stieg eine kleine Blutblase aus der Wunde auf und platzte. Ich riss den Blick davon los und starrte die Gestalt an, die über ihm kniete. Augen begegneten den meinen, und ich glaubte, ein kurzes Aufblitzen des Erkennens wahrzunehmen, ehe sie wieder glasig wurden. Mit einem dumpfen Aufschlag fiel das Bolzenschussgerät, dunkel von Richards Blut, zu Boden.
Ich stützte mich auf, streckte die Hand aus und suchte an Richards Hals nach einem Puls. Dort war nichts. Ich kam auf die Beine, stieg über ihn hinweg und spähte den Niedergang hinauf. Gair war nirgends zu sehen, doch ich konnte einen flackernden Lichtschein erkennen, als er dem anderen Boot Signale gab.
Ich bückte mich, hob die Waffe auf und spannte den Bolzen neu. Dann endlich streckte ich die Hand aus und berührte das Gesicht des Menschen, der Richard getötet hatte. Augen, deren Blick von Medikamenten glasig und unkoordiniert war, blickten leer in die meinen. Dann sah ich das Aufglimmen des Begreifens, und Danas Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.
»Können Sie mich verstehen?«, flüsterte ich und fühlte, wie auch ich lächelte. Sie nickte, schien jedoch nicht sprechen zu können.
»Stephen Gair ist da oben«, sagte ich und deutete auf das Cockpit. »Er ist sehr gefährlich.« Keinerlei Ãberraschung in ihrem
Blick. »Können Sie die Treppe bewachen? Wenn er auftaucht, lassen Sie es mich wissen.«
Wieder nickte sie, und ich hinkte zum Steuer hinüber. Vor uns konnte ich keine unmittelbare Gefahr ausmachen; das Echolot war nicht imstande, die Tiefe zu messen â immer ein beruhigendes Zeichen â, und ich schaltete das Boot auf Autopilot.
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