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Todespakt

Todespakt

Titel: Todespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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meisten davon nehmen keine Wildtiere auf. Es gibt aber einige Auffangstationen, die schwache oder verletzte Wildvögel versorgen. Mit zweien davon habe ich vorhin telefoniert. Die hatten jedoch seit Monaten keinen Raben mehr und vermissen daher auch keinen.«
    »Gut«, seufzte Chris. »Bleib trotzdem weiter dran, obwohl ich nicht glaube, dass uns das weiterbringt. Laut Bericht handelt es sich bei dem Vogel um ein Jungtier, das – bis auf die tödliche Wunde durch den Nagel – keinerlei weitere Verletzungen aufweist. Dennoch sollten wir sichergehen.« Er setzte sich, stellte die Tasse ab und rieb sich den Nasensattel, während er seufzte. »Irgendwie hab ich das Gefühl, wir laufen permanent gegen eine Wand.«
    »Wir sollten an diesem Bakterium dranbleiben«, meinte Rokko. »Das ist meiner Meinung nach der vielversprechendste Ansatz. Es kann nicht viele Wege geben, da ranzukommen.«
    Chris schüttelte den Kopf. »Das Gesundheitsamt ermittelt bereits in diese Richtung. Die sind auf diesem Gebiet kompetenter als wir. Außerdem glaube ich nicht, dass es so einfach ist. Der Täter spielt mit uns. Und er macht das so gut, dass er sich dabei ziemlich sicher fühlt. Möglicherweise ist der Kerl ein verkappter Biologe oder Chemiker und züchtet das Zeug selbst, wer weiß.«
    »Ich denke nicht, dass das so einfach ist.«
    »Warten wir ab, was Kolb und seine Leute herausfinden«, beharrte Chris. »Für uns wäre es viel wichtiger zu wissen, wer das Opfer war.«
    »Die Identifizierung kann noch Tage, vielleicht sogar Wochen dauern. Wenn der Tote ein Obdachloser war, den niemand vermisst, werden wir es vielleicht nie herausfinden.«
    »Ich weiß«, stimmte Chris ihm zu. »Wir sollten uns auf jeden Fall an die Medien wenden und ein Foto des Toten veröffentlichen. Die rennen unserer Pressestelle ohnehin seit gestern die Bude ein. Vielleicht kommen wir so auf seine Identität und dementsprechend über sein Umfeld an den Täter und sein Motiv heran. Ich denke nicht, dass er sich bei einer solchen Vorgehensweise sein Opfer willkürlich aussucht. Er will uns etwas mitteilen.«
    »Du meinst also, wir sollen einfach dasitzen und Däumchen drehen?«, sagte Gerlach. »Ich dachte wir sind uns darüber einig, dass der Kerl weitermorden wird.«
    Eine kurze Melodie erklang von Chris' Schreibtisch aus, die den Eingang einer Kurznachricht auf seinem Handy verkündete. Das Display zeigte eine fremde Nummer an. Und was die anhängende Nachricht offenbarte, ließ Chris' Magen schlagartig verkrampfen.
    »Ich fürchte, er hat es bereits getan«, sagte er, während er auf sein Mobiltelefon starrte.
    »Was meinst du?«, fragte Gerlach.
    Chris hielt ihnen das Handy entgegen. Gebannt sahen die beiden auf die Botschaft, die auf dem Display prangte:
     
    Selig Tag
kein Mondenschein.
Muss auf ewig
begraben sein.
     
    Darunter war ein Foto angehängt. Es zeigte einen von Gras umgebenen Erdhügel, der einem Grab erschreckend ähnlich sah. Aus dem oberen Teil des Hügels ragte das Ende eines Kupferrohres. Etwa in der Mitte war ein runder Holzpfahl in die Erde getrieben worden. Die Ränder waren ausgefranst, was auf eine ziemliche Wucht der Schläge schließen ließ. Am oberen Ende des Pfahls war ein Nagel eingeschlagen. Daran hing ein toter Rabe.
    »Verdammt«, flüsterte Rokko. »Glaubst du, wer immer da drin liegt, lebt womöglich noch?«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen«, erwiderte Chris.
    »Aber wozu dann das Rohr?«
    »Ihr solltet euch lieber fragen, ob ihr irgendetwas auf diesem Foto erkennen könnt, das uns sagt, wo sich dieses Grab befindet.«
    Beide betrachteten die Aufnahme ausgiebig.
    »Nein, unmöglich.« Gerlach schüttelte den Kopf. »Viel zu wenig Anhaltspunkte. Das könnte in meinem Garten sein.«
    »Es muss einen Hinweis geben«, fauchte Chris. »Er will uns etwas mitteilen. Also will er auch, dass wir dieses Grab finden!«
    »Moment«, meinte Rokko und deutete auf das Display. »Die Handynummer des Absenders ist nicht unterdrückt.« Er sah zu Chris auf.
    Der nickte ihm zu. »Trommel sofort Meißners Leute zusammen. Ich veranlasse augenblicklich eine Handyortung.«
     
    Die Koordinaten führten sie zu einem Wiesengrundstück, nahe der Bundesstraße 327, im oberen Teil des Koblenzer Stadtwaldes. Das Handy, mit dem die Nachricht gesendet worden war, lag lose auf dem Pfahl, an dem auch der Vogel angebracht war. Mittlerweile hatte die Spurensicherung das Gelände weitläufig abgesperrt. Dienstfahrzeuge säumten die holprige Zufahrt zu

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