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Todespakt

Todespakt

Titel: Todespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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auf die Ereignisse eingingen. Umso mehr erfreute ihn das Gespräch mit seinem Chefredakteur Rainer Klemens, in dessen Verlauf er ihm mitteilte, dass die zuständige Kripo ihn angefordert hatte. Offensichtlich brauchten sie Hinweise, und er sollte sie ihnen beschaffen, indem er über den Fall berichtete, was ihm vermutlich eine Schlagzeile auf der Titelseite garantierte. Keine halbe Stunde nach dem Anruf klopfte Bondek an Chris' Bürotür im Präsidium.
    »Kommissar Bertram? Marc Bondek vom Rhein-Anzeiger.«
    Chris erhob sich von seinem Schreibtisch und schüttelte Bondek die Hand. »Es freut mich, dass Sie meiner Bitte so schnell nachkommen konnten.«
    »Es liegt in der Natur meines Berufes, neugierig zu sein. Und in diesem Fall ist meine Neugier ziemlich groß.«
    Chris musterte den Mann. Er hatte auffallend dunkle Haare und ein breites, markantes Gesicht. Chris schätzte ihn auf Mitte dreißig. In Bondeks wöchentlicher Kolumne hatte er einmal gelesen, dass sein Vater polnischer Abstammung war. Seine Mutter hatte amerikanische Wurzeln. Eine ungewöhnliche Mischung.
    »Nehmen Sie Platz«, sagte Chris. »Meine Kollegen ermitteln momentan auswärts in dem Fall. Wir sind also ungestört.«
    Bondek ließ seinen Blick über Chris‘ Schreibtisch gleiten, der unter einer Schicht aus Berichtsmappen und Fotos begraben war, bevor er sich auf einen der Stühle setzte.
    »Bitte entschuldigen Sie das Durcheinander«, sagte Chris, »aber wie Sie sich vorstellen können, bricht im Moment einiges auf uns ein, und unsere Abteilung ist ziemlich unterbesetzt. Anscheinend hält die Obrigkeit es nicht für nötig, unser Personal aufzustocken.«
    »Vermutlich müssen sie Steuergelder einsparen, um den Flughafen in Berlin fertigzustellen«, meinte Bondek trocken.
    Chris musste schmunzeln. Anscheinend hatte er sich in Bondek nicht getäuscht.
    »Darf ich fragen, warum Sie ausgerechnet mich angefordert haben?«
    Chris lehnte sich in seinen Stuhl zurück. »Mir hat Ihre Berichterstattung über diesen Entführungsfall sehr gut gefallen.«
    Bondek überlegte einen Moment. »Die Tochter dieses reichen Unternehmers? Das muss schon über ein Jahr zurückliegen.«
    »Fast zwei, um genau zu sein«, sagte Chris.
    »Tragische Geschichte.«
    »Ja. Sie haben damals kritisch, aber sachlich darüber berichtet. Im Gegensatz zu einigen Ihrer Kollegen, die uns Versagen vorgeworfen haben, weil die Täter nicht gefasst werden konnten.«
    »Die Chancen dafür standen ja auch denkbar schlecht, da der Vater des Entführungsopfers sich erst nach der Geldübergabe an Sie gewandt hat.«
    »Dennoch erwartet die Öffentlichkeit von uns, dass wir derartige Verbrechen aufklären.«
    Bondeks gerade Lippen verkrümmten sich zu einem Grinsen. »Sie wissen so gut wie ich, dass die Öffentlichkeit sich im Grunde einen Dreck dafür interessiert. Dafür ist sie viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Die Leute haben es doch längst verlernt, sich für ihre eigenen Überzeugungen starkzumachen. Niemand geht heute mehr auf die Straße, um für etwas einzustehen. Dafür haben die meisten es sich viel zu bequem in ihren Designersesseln und Mittelklassewagen gemacht.«
    »Das klingt nicht sehr optimistisch.«
    »Ich habe durch meine Arbeit den Anspruch Realist zu sein. Ansonsten würde ich Romane schreiben.«
    Chris nickte. Er hätte keine bessere Wahl treffen können. »Wie viel wissen Sie über die Sache?«
    »Nur das, was alle wissen«, erwiderte Bondek. »Es gab jemanden, der an der Pest gestorben ist. Und dass die Behörden Entwarnung für die Bevölkerung gegeben haben.«
    »Das stimmt auch soweit. Nur ist der Sachverhalt leider ein wenig komplizierter.«
    »Das ist mir klar, sonst wäre ich wohl kaum hier.« Bondek zog einen Stift und einen Notizblock aus der Tasche seiner Jeansjacke und legte beides vor sich auf den Tisch. »Was genau ist denn nun da unten in Sayn passiert?«
     
    Nachdem Chris die Ereignisse in knappen Worten erläutert hatte, legte Bondek den Stift beiseite, der die ganze Zeit hektisch über seinen Notizblock gekreist war.
    »Das ist die abgefahrenste Geschichte, die ich je gehört habe«, kommentierte er die Ausführungen. »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, da will mich jemand verschaukeln.«
    »Nein, die Sache ist leider sehr ernst. Wir müssen schnellstens die Identität des Opfers herausfinden, um an weitere Ermittlungsansätze zu gelangen.« Chris wühlte in der Schicht auf seinem Schreibtisch und zog eine Mappe daraus hervor,

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