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Todespakt

Todespakt

Titel: Todespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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schaltete sich Gerlach ein. »Rechtsextremismus ist kein rein deutsches Phänomen. Die könnten Verbindungen zu Gruppierungen in der ganzen Welt aufgebaut haben. Womöglich sind sie so auch an den Pesterreger gekommen.«
    »Eine rechte Terrorzelle«, wiederholte Chris, während er sich nachdenklich das Kinn rieb. »Natürlich, wieso bin ich darauf nicht gleich gekommen?« Er ging auf Klose zu, der noch immer schweigend vor dem Fenster stand und sie unentschlossen betrachtete. »Ein Nummernalphabet!«
    Kloses Gesichtsausdruck blieb versteinert. »Was meinen Sie?«
    »Sagen Sie bloß, ich bin in diesem Fall mal schlauer als Sie.« Er betrachtete Klose eingehender. »Anscheinend reicht Ihre Kenntnis, was Rechtsradikalismus betrifft, nur bis zum Zweiten Weltkrieg zurück«, sagte er mit einer gehörigen Portion Genugtuung. »Wie Sie sicher wissen, ist seit dieser Zeit in Deutschland die öffentliche Darstellung rechtsextremer Zeichen und Symbole verboten. Daher haben die Anhänger der rechten Szene eine Art länderübergreifenden Code geschaffen, mit dem sie öffentlich ihre Gesinnung ausdrücken. Dabei handelt es sich um ein simples Nummernalphabet, mit dem sie gängige Abkürzungen nationalsozialistischer Parolen erzeugen. Die Zahl 8 steht für den achten Buchstaben des Alphabets, also das H. Die Zahl 88 ist folglich ein Symbol für Heil Hitler .«
    Klose betrachtete ihn unsicher. »Sie spielen auf die Tätowierung an, die der Reporter erwähnt hat?«
    Chris nickte. »Die Zahl 444 kennzeichnet dreimal den Buchstaben D, was nach deren Verständnis für Deutschland den Deutschen steht.« Er atmete durch. »Und nun will ich von Ihnen wissen, weshalb Sie sich wegen dieser Sache so merkwürdig verhalten.«
    Klose zögerte einige Sekunden, in denen sich sein Blick nach unten senkte. »Ich kenne jemand, der eine solche Tätowierung hat, und zwar genau an der Stelle, die der Reporter beschrieben hat.«
    Chris baute sich energisch vor ihm auf. »Und wer ist dieser jemand?«
    »Sein Name ist Martin Jacobi«, sagte Klose kleinlaut. »Er ist der Schriftwart unseres Heimatsvereins.«
     

30
     
     
    »Warum haben Sie das nicht schon früher erwähnt?«, fragte Chris aufgebracht, während sie auf der A48 fuhren.
    »Bis gerade eben hatte ich keine Ahnung, was diese Tätowierung bedeutet«, rechtfertigte sich Klose neben ihm auf dem Beifahrersitz.
    Rokko saß auf der Rückbank, und Chris konnte im Rückspiegel erkennen, wie er ratlos mit dem Kopf schüttelte. »Wie lange hat Ihr Freund schon diese Tätowierung?«
    »Keine Ahnung, ich habe sie nur einmal gesehen, als er sich letztes Jahr nach einer unserer Veranstaltungen umgezogen hat. Ich hab mir nichts weiter dabei gedacht, hielt sie für eine Jugendsünde von Jacobi. Ich konnte ja nicht ahnen, wofür diese Zahl steht.«
    »Es gibt also tatsächlich etwas, das sie nicht wissen«, raunte Chris und richtete seinen Blick im Spiegel erneut auf Rokko. »Das sollten wir im Protokoll festhalten.«
    Sie fuhren von der Autobahn ab auf die Bundesstraße 42 in Richtung Sayn.
    »Ich kann nur für Sie hoffen, dass Sie Ihren Freund vorhin nicht gewarnt haben!«
    »Ich verbiete mir solche Unterstellungen«, erwiderte Klose empört. »Obwohl ich mir immer noch nicht vorstellen kann, dass Jacobi mit dieser Sache etwas zu tun hat. Er arbeitet als Techniker bei den Stadtwerken, hat mit seiner geschiedenen Frau eine fünfjährige Tochter und ist einer unserer engagiertesten Vereinsmitglieder.«
    »Sie glauben gar nicht, auf wie viele zwielichtige Typen das zutrifft«, meinte Rokko vom Rücksitz aus.
    »Vermutlich werden Sie ihn nicht einmal antreffen.«
    »Haben Sie nicht vorhin gesagt, er habe üblicherweise um diese Uhrzeit Feierabend.«
    »Ich ... Er hat mal so etwas erwähnt.«
    »Sie sagen auch, er ist geschieden?«
    »Seit etwa drei Jahren.«
    »Dann lebt er also allein.«
    »Soviel ich weiß, ja«, erwiderte Klose. »Macht ihn das etwa zum Mörder?«
    »Es verschafft ihm zumindest ausreichenden Spielraum für seine Gesinnung.«
    »Nun machen Sie aber mal einen Punkt«, erboste sich Klose und drehte sich zu Rokko um. »Sie reden hier immerhin von einem Mann, den ich seit sechs Jahren kenne und schätze. Hätte er tatsächlich eine solche Gesinnung, wie sie behaupten, dann wäre mir das sicher aufgefallen.«
    »Ach ja?«, warf Rokko skeptisch ein. »Wie viele ausländische Mitglieder umfasst denn Ihr Heimat verein? Ich konnte der Liste jedenfalls keinen entnehmen.«
    Klose schwieg einige

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