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Todespakt

Todespakt

Titel: Todespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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hat, können wir nur vermuten. Der Körper von Simone Bernardi wies speziell am Kopf schwere Hämatome auf, was auf zahlreiche Schläge oder Tritte hindeutet. Wir gehen davon aus, dass sich Simone, die als sehr temperamentvoll und eigensinnig beschrieben wurde, massiv zur Wehr gesetzt hat. Eventuell hat sie sogar einen Fluchtversuch unternommen, weshalb die Täter sie mit Gewalt ruhigstellen wollten. Dabei fügten sie ihr massive Verletzungen zu, die zu einer Gehirnblutung führten. Seitdem ist sie ein Pflegefall und nicht mehr ansprechbar.« Chris rieb sich die Schläfe, hinter der sich ein unangenehmer Druck aufbaute. »Ich habe mir die Akte immer wieder durchgelesen und mich mit Bernardi unterhalten. Wir sind alles wieder und wieder durchgegangen, haben sein persönliches Umfeld auf den Kopf gestellt und überprüft. Dennoch konnten die Täter bis heute nicht ermittelt werden.«
    »Sie geben sich doch nicht etwa die Schuld dafür«, sagte Klose.
    »Ich habe damals mein Möglichstes getan und kann mir nichts vorwerfen, zumal Bernardi sich erst im Nachhinein an uns gewandt hat. Dennoch lässt es mich nicht los. Drei Zeugen haben gesehen, wie Simone Bernardi in das Auto gezerrt wurde. Doch sie hielten es erst für nötig, sich bei uns zu melden, nachdem sie von der Entführung in den Medien erfahren hatten. Zwei davon haben den Vorfall kaum mitbekommen, weil sie zu sehr damit beschäftigt waren, auf ihre Handys zu starren. Und der Dritte konnte sich kaum noch an Einzelheiten erinnern. Er hat dem Vorfall nicht einmal besondere Beachtung geschenkt. Es ist nicht einfach, diese Dinge nicht zu nah an sich heranzulassen, wenn man mitten in einer Gesellschaft lebt, die solche Geschehnisse einfach ausblendet. Daher tragen wir alle eine gewisse Mitschuld daran, weil wir viel zu oft wegsehen.«
    Klose beobachtete stumm, wie Bernardi mit seiner Tochter hinter der Friedhofsmauer verschwand. »Wen besuchen die beiden?«
    Chris seufzte. »Die Mutter von Simone Bernardi. Aufgrund des aussichtslosen Zustandes ihrer Tochter ist sie in tiefe Depressionen gefallen und hat sich sechs Monate nach der Entführung an einem Freitagmittag das Leben genommen. Seitdem kommen die beiden jede Woche um die gleiche Zeit hierher.«
    Nachdenklich schwenkte Kloses Blick zurück zu dem Friedhofstor. »Ich sagte Ihnen ja, Ihre Welt ist grausamer als meine.«
    »Damit könnten Sie sogar recht haben.«
    Chris' Handy klingelte. Es war Rokko.
    »Wir sind auf dem Weg«, bestätigte Chris kurz darauf und beendete die Verbindung. »Bondek ist aufgewacht«, erklärte er Klose, während er den Motor startete. »Und er will mich sprechen.«
     

28
     
     
    Chris und Klose gingen den langen Flur des Krankenhauses entlang, vorbei an Pflegern und Patienten, denen sie vereinzelt begegneten. Bondeks Zimmer befand sich im hinteren Drittel. Chris klopfte an, bevor er die Tür öffnete.
    Bondek lag auf dem einzigen Bett im Zimmer. Er hatte beide Schultern bandagiert, und seine Lippen waren stark angeschwollen, was ihm einen grotesken Anblick verlieh, der durch die Wunden der Einstichstellen noch verstärkt wurde.
    »Sie sehen beschissen aus«, sagte Chris und betonte das Wort in Anspielung auf das, was seine Peiniger ihm in den Mund gesteckt hatten.
    Bondek blickte genervt zu ihm auf. »Und Sie werden hoffentlich verstehen, dass ich nicht über Ihre blöden Witze lachen kann«, nuschelte er durch seine geschwollenen Lippen. »Es würde ziemlich wehtun.«
    »Sein Sie lieber froh, dass Ihnen nicht auch noch der Arsch anschwillt, denn eigentlich hätte ich allen Grund dazu, Ihnen kräftig in selbigen zu treten.«
    Bondek verdrehte die Augen. »Ich hoffe, das war‘s jetzt mit der Moralpredigt. Da mir das Reden schwerfällt, werden Sie verstehen, dass ich meine Kraft nicht dazu verschwenden will, um mich zu rechtfertigen.« Seine Augen schwenkten auf den Mann neben Chris.
    »Das ist Professor Rolf Klose«, stellt der ihn vor. »Er ist Experte für die Epoche des Mittelalters und berät uns in der Sache.«
    Bondek nickte ihm zu. »Ich hoffe Sie verstehen, dass es mir im Moment schwerfällt, Ihnen die Hand zu reichen.«
    »Natürlich«, sagte Klose. »Keine Umstände.«
    »Die Droge hat mir immerhin erspart geistig anwesend zu sein, als man mir die Schultern wieder eingerenkt hat.«
    Chris griff sich einen der beiden Stühle, die neben einem kleinen Besuchertisch standen, und setzte sich neben Bondeks Bett. »Aus beruflicher Sicht hoffe ich, dass Sie sich dennoch an

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