Todespakt
plötzlich einige Meter hinter Chris auf der Straße stand. Er hielt sich den rechten Arm und wirkte vollkommen geschockt. »Was ist nur in dich gefahren?«
»Ich sagte Ihnen doch, sie sollen in Deckung bleiben!« Chris' Stimme überschlug sich. Ebenso wie Rokko war er nur einen kurzen Moment abgelenkt. Doch dieser Moment reichte Jacobi aus.
Als Chris sich ihm wieder zuwandte, hielt Jacobi eine Waffe in der Hand, deren Lauf in ihre Richtung zeigte. Der Knall des Schusses hallte wie ein Peitschenschlag durch die Gasse. Im selben Moment zuckte Klose zusammen. Sämtliche Farbe wich aus seinem Gesicht, als er herabsah und das Blut an seinen Händen bemerkte. Dann brach er zusammen und blieb keuchend auf der Straße liegen.
Rokko reagierte als Erster. Er gab zwei Schüsse ab, die in die Innentür des Opels einschlugen. Jacobi hatte sich blitzartig zur Seite geworfen und war hinter dem Glascontainer in Deckung gegangen. Weitere Schüsse fielen. Chris suchte hinter dem Dienstwagen Schutz, während Rokko zu Klose rannte und ihn aus der Schusslinie zog. Kurz darauf war in einiger Entfernung zu erkennen, wie Jacobi neben einer Reihe geparkter Autos in geduckter Haltung auf dem Gehweg in Richtung Hauptstraße rannte.
»Du bleibst hier und kümmerst dich um Klose«, rief Chris an Rokko gerichtet. Noch bevor der erwidern konnte, dass er einen Alleingang für keine gute Idee hielt, hatte Chris bereits die Verfolgung aufgenommen.
Den Schmerz in seiner Hüfte ignorierend, sprintete Chris die Gasse entlang, wobei er beinahe auf den winzigen Splittern des Sicherheitsglases ausgerutscht wäre, die sich über den gesamten Weg verteilt hatten. Jacobi schien das Laufen gewohnt zu sein, denn er legte ein unglaubliches Tempo vor und hatte die Hauptstraße fast erreicht. Chris bot sich zwar ein nahezu freies Schussfeld, doch konnte er nicht riskieren, dass ein Querschläger in eines der vorbeifahrenden Fahrzeuge einschlug. Also nahm er alle Kraft zusammen und rannte, so schnell er konnte. Er hatte Jacobi bis auf etwa zwanzig Meter eingeholt, als dieser die Kreuzung erreichte. Dahinter erstreckten sich große Flächen unbebauten und zum Teil bewaldeten Gebietes, auf das Jacobi zielstrebig zulief. Offensichtlich hatte er vor, in dem unwegsamen Gelände unterzutauchen.
Ohne sein Tempo zu verringern, lief Jacobi über den Gehweg auf die quer verlaufende Straße. Er hatte nicht ganz die Mitte der Fahrbahn erreicht, als das zischende Geräusch hydraulischer Bremsen erklang, dem das quietschen blockierender Reifen folgte. Beinah im selben Moment schob sich ein vollbesetzter Touristenbus ins Chris' Sichtfeld. Seine steil abfallende Front erfasste Jacobis Körper mit voller Wucht und schleuderte ihn wie eine Puppe die Straße hinunter. Ein nachfolgender Pkw konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und krachte gegen das Heck des Busses. Als Chris völlig außer Atem die Stelle erreichte, war der Verkehr bereits zum Stillstand gekommen und er sah, wie sich der völlig verstörte Fahrer über den zertrümmerten Körper beugte, der etliche Meter die Straße hinunter verdreht auf der Fahrbahn lag.
31
Etwa eine Stunde später war die Unfallstelle großräumig abgesperrt und der Verkehr wurde über Nebenstraßen umgeleitet. Zwei Abschleppwagen waren damit beschäftigt, die Fahrbahn von den Autowracks zu befreien. Auch Jacobis Leiche war zum Abtransport freigegeben. Der eingetroffene Notarzt hatte nur noch seinen Tod feststellen können. Was Klose betraf, fiel die Prognose günstiger aus. Die Kugel war unterhalb seines Beckens in den rechten Oberschenkel eingeschlagen, hatte aber weder Knochen noch eine Arterie verletzt. Zu Kloses Glück hatte Jacobi nur eine kleinkalibrige Waffe mit wenig Durchschlagskraft benutzt und schien ein besserer Läufer als Schütze gewesen zu sein. Das änderte jedoch nichts an Kloses geistiger Verfassung. Es war weniger die Schusswunde, die ihm zusetzte, sondern vielmehr die Tatsache, dass der Schriftführer seines Vereins ohne zu zögern auf ihn geschossen hatte. Als er auf einer Bahre in den Krankenwagen geschoben wurde, war ihm anzusehen, wie sehr ihn der Umstand belastete, sich so sehr in einem Menschen getäuscht zu haben. Chris konnte es ihm nachempfinden. Auf diesem Gebiet hatte auch er schon seine Erfahrungen gesammelt.
»Er kann einem fast leidtun, nicht wahr?«, meinte Rokko, der neben ihm stand und dem Krankenwagen hinterher blickte, bis er aus ihrem Sichtfeld fuhr. »Die Sache scheint ihn
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