Todespakt
gekommen, dass auch Sie für Ihre Taten geradestehen.«
Herrmann zerrte erneut an seinen Fesseln. »Sehen Sie es doch endlich ein, Sie können es nicht mehr aufhalten. Unsere Zelle agiert weitestgehend autonom. Es wird Ihnen nichts nützen, mich zu beseitigen.«
»Ihre Zelle existiert nicht mehr.«
Herrmanns verschwitztes Gesicht erstarrte. »Was sagen Sie da?«
»Zumindest diesen Teil Ihres Netzwerks habe ich ausgeschaltet. Um den Rest werden wir uns jetzt kümmern.« Der Mann streifte sich die Latexhandschuhe über.
»Sie denken vermutlich, Sie hätten damit etwas erreicht«, keifte Herrmann, »aber unsere Gruppe war nur der Teil eines Ganzen. Was immer Sie auch vorhaben, ich werde Ihnen nichts sagen.«
»Wir werden sehen«, sagte der Mann gelassen und trat neben ihn. »Wie Sie selbst so treffend feststellten, bekämpft man seine Gegner am besten mit den eigenen Mitteln. Daher habe ich mich ein wenig über Ihresgleichen informiert. Auch die Nazis im Dritten Reich wandten mittelalterliche Foltermethoden an, mit denen sie ihren Opfern Informationen entlockten. Mit einer davon werde ich Sie nun bekanntmachen.« Er griff an einen der Beutel, die an dem Rollständer hingen, und öffnete dessen Ventil.
Entsetzt verfolgte Herrmann, wie die Flüssigkeit langsam durch den transparenten Schlauch auf sein Geschlechtsteil zufloss. Augenblicklich begann er wieder damit, sich auf dem Stuhl zu winden und an seinen Fesseln zu zerren. »Was ist das?«, kreischte er panisch, doch er erhielt keine Antwort. Hilflos sah er mit an, wie die Flüssigkeit sich auf seine Harnröhre zubewegte und schließlich darin verschwand. Es dauerte zwei bis drei Sekunden, dann schrie Herrmann qualvoll auf, als ein intensives Brennen in seinem Penis und dem unteren Lendenbereich einsetzte. »Sie verdammter ...« Er keuchte und schnappte nach Luft, bevor er erneut einen wimmernden Schrei ausstieß. »Was ... was haben Sie getan?«
Der Mann deutete auf den zweiten Beutel. »Hier drin befindet sich eine Natronlösung, die die Flüssigkeit, die gerade in Sie hineinfließt, neutralisieren kann. Sie sollten mir also möglichst schnell sagen, was ich wissen will, sonst frisst die Säure sich nicht nur durch Ihre Harnröhre, sondern auch durch Ihren verdammten arischen Schwanz!«
Herrmann schrie erneut auf. »Also gut ... was ... was wollen Sie wissen?«, keuchte er. Dicke Schweißperlen standen über seinen gerade verlaufenden Augenbrauen.
Der Mann hielt ihm ein Handy entgegen, das er zuvor in den Aufnahmemodus geschaltet hatte. »Ich will die Namen aller Mitglieder Ihrer Organisation und sämtlicher Zellen, deren Aufbau, Ziele und Verbindungen ins Ausland. Das ganze verdammte Netzwerk. Und Sie sollten sich damit beeilen, wenn Sie auch weiterhin ein Mann sein wollen!«
Herrmann sah nach unten. Die Flüssigkeit in dem Schlauch färbte sich an ihrer Eintrittsstelle bereits hellrot. Dieser Anblick, verbunden mit den immer unerträglicher werdenden Schmerzen, brach letztendlich all seinen Widerstand.
Fast fünf Minuten lang sprach er in die Kamera des Handys. Immer wieder musste er pausieren, wand sich in seinen Fesseln und kämpfte gegen die Übelkeit an, die ihn befiel. Schließlich sackte er keuchend in sich zusammen. »Ich habe getan, was Sie wollten.« Er sah flehend zu dem Mann auf. Herrmanns Gesicht war blass und schweißbedeckt. »Jetzt holen Sie endlich dieses verdammte Zeug aus mir raus!«
Zufrieden verstaute der Mann sein Handy in der Tasche. Dann drehte er sich um und öffnete den Reißverschluss der kleinen Tasche auf dem Tisch. »Ich frage mich die ganze Zeit, was wohl bei Ihnen der Auslöser für Ihren Hass war?« Er sprach zu Herrmann, ohne ihn anzusehen. »Bei mir war es die Tatsache, dass ich nicht beschützen konnte, was mir am meisten bedeutet hat.« Der Mann schob sich einen Streifen Kaugummi in den Mund und wandte sich wieder Herrmann zu. In seiner Hand hielt er eine Einwegspritze. »Ich konnte mir dieses Versagen lange Zeit nicht eingestehen und habe deshalb alle anderen dafür verantwortlich gemacht. Der Hass, der daraus resultierte, hat mich mit der Zeit zerfressen, so wie die Säure Sie gerade zerfrisst. Er hat jegliches Menschsein ausgelöscht und mich zu Entscheidungen getrieben, die ich mittlerweile bereue.«
»Bitte ...«, flehte Herrmann. »Tun Sie‘s endlich!«
»Ich kann es jedes Mal in meinen Augen sehen, wenn ich vor dem Spiegel stehe«, fuhr der Mann fort, ohne dem Flehen Beachtung zu schenken. »Ich rede mir
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