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Todesqual: Thriller

Todesqual: Thriller

Titel: Todesqual: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ellis
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unterhalb der Dachkante und waberte über den Boden. Dennoch konnte sie jenseits des Zauns die undeutlichen Umrisse eines Tennisplatzes erkennen und wusste, dass sie den Rustic Canyon Park vor sich hatte.
    Sie drehte sich wieder zu Lamar um und beobachtete, wie er die Leiche aus unterschiedlichen Perspektiven fotografierte. Nachdem er die erste Filmrolle vollgeknipst hatte, nahm er die Kamera vom Auge und sah Lena an. Obwohl die Dienststelle sich vor einigen Jahren Digitalkameras geleistet hatte, wurden Tatortfotos noch immer mit Rollfilm geschossen.
    »Wir wollen die Decke wegnehmen«, sagte Novak leise.
    Lena trat aus der Sicherheitszone und tastete sich um die Blutspritzer herum zum Bett vor.
    »Zuerst entferne ich die Überdecke«, verkündete sie. »Es könnte etwas darunter versteckt sein.«
    Novak war einverstanden. »Aber ganz langsam«, meinte er.
    Lena packte die Überdecke mit beiden Händen und zog sie weg. Darunter kam eine weiße Decke zum Vorschein. Zwei Blutflecke stiegen von der Leiche auf und sickerten durch den Stoff wie Lampenöl, das sich über den Docht zur Flamme vorarbeitet. Während Lamar einen neuen Film einlegte und die Blutflecke fotografierte, zeigte Lena auf Nikki Brants Hals, den man nun besser sehen konnte. Die Plastiktüte war der Frau nicht über den Kopf gelegt, sondern ihr übergestülpt und am Hals zu einer ordentlichen Schleife geschnürt worden.
    Lamar knipste den Knoten von der anderen Seite des Bettes aus. Lena musterte die Tüte und versuchte, in der Hoffnung, den Namen des Supermarkts zu ermitteln, trotz der Blutspritzer den Aufdruck zu entziffern. Als sie sich deswegen vorbeugte, zuckte sie zusammen, denn durch das milchige Plastik war das Gesicht der jungen Frau zu erkennen. Im Schein von Lamars zuckendem Blitzlicht wurde der Anblick deutlicher und dadurch noch unheimlicher. Nikki Brants Augen waren geöffnet, und Lena hatte das Gefühl, als starre die Frau sie durch die Plastiktüte an. Für einen Sekundenbruchteil trafen sich ihre Blicke.
    Ein eiskalter Schauder lief Lena den Rücken hinunter. Sie holte tief Luft.
    Lamar ließ die Kamera sinken. »Ich bin fertig, Lena.«
    Sie nickte. Mühsam versuchte sie, das Grauen zurückzudrängen. Bloß nicht daran denken. Sie griff nach der Decke, zog sie weg und faltete sie vorsichtig, ohne damit die Überdecke zu berühren. Inzwischen war der zierliche Körper unter den Laken besser zu erkennen. Die beiden Blutflecke waren klarer zu sehen. Als Lena eine weitere Decke zusammengeknüllt am Fußende des Bettes bemerkte, wies sie Lamar darauf hin. Nachdem die Fotos gemacht waren, packte sie mit beiden Händen das Laken und zog die letzte Schicht weg, die Nikki Brants Leiche bedeckte.
    Schlagartig wurde es still im Raum. Eine Weile rührte sich niemand, und keiner sprach ein Wort, als alle Anwesenden sich des Ausmaßes des Grauens bewusst wurden.
    Das Bett war so riesig, dass Nikki Brant darin wie ein Kind wirkte.
    Sie lag mit gespreizten Beinen auf dem Rücken. Ihre Hände befanden sich seitlich der Hüften und waren wie der Kopf in an den Handgelenken zusammengeschnürtes Plastik gewickelt. Ihr Körper war weich und kurvig. Ihre kleinen, runden Brüste waren mit Blutergüssen bedeckt. Spermaspuren, feucht, aber verschmiert, bedeckten das Laken zwischen ihren Beinen. Aber es waren die beiden Stichwunden, die Lena am meisten zu schaffen machten. Die erste befand sich dicht unterhalb des Schlüsselbeins. Ein Durchstich, der glatt, aber ungewöhnlich breit wirkte, fast als hätte man das Opfer aufgespießt. Die zweite Wunde wies schartige Ränder auf. Offenbar war das Messer von unten nach oben durch Nikki Brants Bauch gezogen worden. Nach dem schweren Blutverlust und dem Zustand des Zimmers zu urteilen, zweifelte Lena nicht daran, dass die junge Frau den Großteil des Martyriums bei vollem Bewusstsein miterlebt hatte.
    »Was sagt uns das, was wir hier vor uns haben?«, begann Rhodes mit kaum hörbarer Stimme. »Sehen wir die Dinge, wie sie wirklich sind, oder nur das, was jemand uns weismachen möchte?«
    »Darüber sprechen wir später«, erwiderte Novak.
    Lena trat einen Schritt näher heran, um die Wunden unter die Lupe zu nehmen. Ähnliche Verletzungen waren ihr zwar schon untergekommen, allerdings nicht in diesem Zusammenhang.
    »Aufgeschlitzt«, stellte sie fest. »So etwas habe ich mal in einem Drogenfall in South L. A. gesehen.«
    »Gangs tun so etwas, um ihre Gegner zu schockieren«, ergänzte Novak. »Und um mit ihrer

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