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Todesqual: Thriller

Todesqual: Thriller

Titel: Todesqual: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ellis
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Brutalität ihre Freunde zu beeindrucken.«
    Lena wich vom Bett zurück, als Lamar die Kamera zückte. Dabei ging sie im Geiste die möglichen Motive durch. Bis jetzt wies nichts auf einen Einbruch hin. Im Haus gab es nichts, was sich zu stehlen gelohnt hätte. Bis auf Nikki Brant.
    Wieder teilte sie die Vorhänge, spähte in den Park jenseits des Zauns hinüber und fragte sich, wie die Aussicht wohl an einem sonnigen Tag sein mochte. Oder nachts von einem Auto auf dem Parkplatz aus. Hier war Wut im Spiel, dachte sie. Eine Mordswut. Und eine gewaltige Überdosis Hass.
    Als Lena sich wieder zum Zimmer umwandte, hatte Gainer sich dem Bett genähert, um die Leiche zu untersuchen. Das Laken bedeckte noch einen Teil des linken Fußes der jungen Frau. Gainer zog es weg und fuhr zurück. Wortlos starrten alle auf den Fuß und zählten. Nikki Brants zweiter Zeh fehlte. Also war doch etwas aus dem Haus entfernt worden.
    Gainer gab sich Mühe, sein Entsetzen zu verbergen. Er war kreideweiß im Gesicht, als er den Blick über die Leiche bis zur Plastiktüte über dem Kopf des Opfers gleiten ließ.
    »Ich glaube, die sollten wir nicht abnehmen«, meinte er. »Zumindest nicht hier. Es könnte etwas darunter sein, das sichergestellt werden muss. Was denken Sie?«
    »Wir brauchen ein Foto von ihrem Gesicht«, widersprach Rhodes. »Ein Polaroid, um es ihrem Mann zu zeigen. Außerdem muss sie auf Vergewaltigung untersucht werden.«
    »Ich verstehe«, entgegnete Gainer. »Aber wenn wir die Tüte erst bei der Autopsie entfernen, können wir mehr entdecken.«
    Novak sah Gainer nachdenklich an. »Wie lange wird das dauern?«
    »Wir sind drei Tage im Rückstand, Hank. Allerdings wette ich, dass wir sie unter den gegebenen Umständen ganz oben auf die Liste setzen können. Wenn Sie möchten, sorge ich dafür, dass sie noch heute am späten Nachmittag obduziert wird.«
    Rhodes trat in die Sicherheitszone auf der anderen Seite des Bettes. »Was halten Sie davon, die Tüte für das Foto ein Stück aufzuschneiden?«
    Gainer nickte. »Klingt nach einem guten Vorschlag.«
    »Dann machen wir es so«, verkündete Novak.
    Gainer förderte ein rasiermesserscharfes Skalpell zutage und ließ die Klinge über die Tüte gleiten. Als er die Plastikfolie zurückschlug und Nikki Brants Gesicht freilegte, beugten sich alle vor.
    »Feuchtigkeit«, flüsterte er. »Als ihr die Tüte über den Kopf gestülpt wurde, hat sie noch geatmet. Wir müssen das fotografieren, bevor es trocknet.«
    Gainer machte Lamar Platz. Nach dem Polaroid griff Lamar wieder zur Nikon und verknipste einen weiteren Film. Als das Blitzlicht erneut zu zucken begann, betrachtete Lena Nikki Brants Gesicht und ihr zerzaustes schwarzes Haar. Selbst mit offenen Augen, leerem Blick und in die Ferne starrend war noch zu erkennen, dass das Opfer eine schöne Frau gewesen war. Zumindest bis letzte Nacht. Sie hatte etwas Unschuldiges an sich, das Lena nicht in Worte fassen konnte.
    »Hat jemand mit dem Ehemann abgesprochen, wer die Angehörigen benachrichtigt?«, fragte sie.
    Novak konnte ihr nicht in die Augen sehen. Kurz herrschte beklommenes Schweigen.
    »Sie ist Waise«, erwiderte er schließlich. »Außer uns hat sie nur ihn.«
    Es wurde still im Raum. Bis auf das metallische Surren des Kameramotors war nichts zu hören. Wie Lena wusste, hatte Novak mit der Antwort gezögert, weil sie selbst auch Waise war. Und etwa im gleichen Alter wie Nikki Brant. Als sie sich wieder zu der Leiche umwandte, stieg ein Gefühl der Einsamkeit in ihr hoch, begleitet von einer tief empfundenen Anteilnahme.
    Im nächsten Moment schien das Zimmer zu wackeln.
    Für einen Sekundenbruchteil dachte Lena an ein Erdbeben. Sie spürte, wie ihr die Brust eng wurde, und sah Rhodes zusammenzucken. Novak hielt sich an der Wand fest. Gainer ließ sein Skalpell fallen.
    Allerdings war es kein Erdbeben – sondern Musik, die aus dem Radiowecker dröhnte. Alle drehten sich zur Kommode um und sahen das dämliche Ding finster an.
    Lena griff danach und fummelte an den Schaltern herum, bis sie den richtigen gefunden hatte. Während die Musik von den blutigen Wänden widerhallte und schließlich im trüben Dämmerlicht verstummte, drehten sich die Anwesenden erneut zu der Leiche mit dem abgetrennten Zeh um und sahen auf die Uhr. Der Schreck saß ihnen noch in den Gliedern.
    Der Wecker war auf halb acht gestellt. Zeit zum Aufstehen für Nikki Brant.

5
     
    D ie Tatsache, dass es zu ihren Aufgaben gehörte, machte die Sache nicht

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