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Todesqual

Titel: Todesqual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ellis Karin Dufner
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hinunter in den Garten. Sie ließ den Strahl ihrer Taschenlampe über den Stall und die Reitwege gleiten, die in den Hügeln verschwanden. Einer dieser Wege schien sich von den anderen zu
unterscheiden, und sie ging weiter in den Garten hinein, um ihn gründlicher unter die Lupe zu nehmen. Nach einem erneuten Zug an ihrer Zigarette richtete sie die Taschenlampe in die Hügel und sah zu, wie sich der Lichtstrahl in der Luft mit dem Scheinwerferkegel eines vorbeifahrenden Autos kreuzte. Offenbar handelte es sich doch nicht um einen Reitweg, sondern um einen Fußpfad zum Mullholland Drive. Wenn der Täter nicht vor dem Haus geparkt hatte, war er vielleicht so unbemerkt aufs Grundstück gelangt. Schließlich war der Weg auch ihr nur dank des Scheinwerferlichts in der Dunkelheit aufgefallen.
    Lena ließ die Zigarette auf den feuchten Rasen fallen und trat sie aus. Inzwischen hatte der Wind aufgefrischt und strich hinter ihr durchs hohe Gras.
    Sie dachte an den besten Freund ihres Bruders, während sie die Fassade des Hauses musterte, das sein neues Heim hätte werden sollen. Auf der Rückseite des Gebäudes waren die Fenster größer. Der Efeu, der sich die weißen Wände hinaufrankte, war - vermutlich wegen der Aussicht - sorgfältiger gestutzt als vorne. Links oben an der Treppe befand sich eine Steinterrasse. Hinter den Glastüren lag das Wohnzimmer. Die verglaste Veranda rechts verlief an der Längsseite des Hauses entlang. Der Lichtstrahl der Taschenlampe traf die Kellertür unterhalb der Terrasse.
    Hier war die Schwachstelle. Neben einem Schuppen sah Lena Gartengeräte und einen Holzstapel und näherte sich der Kellertür, um den Schaden in Augenschein zu nehmen. Drei Glasscheiben waren intakt. Die vierte war ungeschickt eingeschlagen worden. Novaks Ansicht nach war dazu ein Scheit vom Holzstapel benutzt worden.
    Lena spähte durch die zerbrochene Scheibe. Auf der Kellertreppe brannte Licht. Offenbar hatte einer der Kriminaltechniker irgendwo oben eine Lampe angelassen. Auf dem Boden neben dem Heizkessel standen Umzugskartons. Lena
betrachtete die Tür mit dem altmodischen Schloss. Als sie am Türknauf rüttelte, stellte sie fest, dass die Tür Spiel hatte. Sie hob die Taschenlampe. Oberhalb des Türrahmens befand sich ein etwa dreißig Zentimeter langer Riss. Außerdem war nicht nur der Putz beschädigt. Einige Mauersteine waren gespalten, und der Türrahmen schien sich um mindestens fünfzehn Zentimeter verschoben zu haben. Eindeutig eine Folge des Northridge-Erdbebens - und ein weiterer Widerspruch in diesem Fall.
    Lena packte den Türknauf und drückte fest dagegen. Beim zweiten Versuch half sie mit einem Hüftstoß nach. Als das Schloss nachgab und die Tür aufsprang, fühlte sie sich in ihrem Argwohn bestätigt.
    Jeder Eindringling hätte sicher zuerst versucht, die Tür einzudrücken, und dass dazu keine großen Körperkräfte nötig waren, hatte sie gerade selbst unter Beweis gestellt. Ihrem Kenntnisstand zufolge war Romeo nicht nur stark, sondern zudem nicht auf den Kopf gefallen. Sicher wäre er nicht grundlos das Risiko eingegangen, eine Scheibe einzuschlagen, da das Lärm verursachte und die Möglichkeit bestand, dass man sich dabei verletzte.
    Also standen für Lena zwei Dinge fest: Romeo war vermutlich nicht auf diesem Weg ins Haus eingedrungen. Und ein Polizist auf Abwegen hätte ganz sicher keine Scheibe eingeschlagen.
    Sie beschloss, das Problem auf später zu vertagen, zwängte sich an den Umzugskartons vorbei und ging nach oben. Als sie in die Küche kam, sah sie, dass auf einem Tisch neben der Eingangstür eine kleine Lampe brannte, und schaltete die Deckenbeleuchtung ein. Sie nahm sich Zeit, den Tatort auf sich wirken zu lassen. Offenbar hatten Novak und Rhodes sämtliche Umzugskartons ausgepackt. Obwohl sie Holts Habe anschließend wieder verstaut hatten, war der Eindruck ziemlich chaotisch. Das Ergebnis war, dass man sich im Haus kaum
bewegen konnte. Es sah aus, als hätten Einbrecher hier gewütet.
    Die Eiswürfelmaschine am Gefrierschrank klickte und spuckte eine frische Ladung Eis aus, ein Geräusch, das Lena Unbehagen verursachte, fast, als befände sich noch jemand im Haus. Sie bahnte sich durch die Kartons einen Weg zur Treppe und leuchtete in den ersten Stock hinauf. Die Stufen ächzten unter ihrem Gewicht. Oben auf dem Treppenabsatz schlug ihr kalte Luft ins Gesicht. Lena hielt inne. Wieder stieg ein mulmiges Gefühl in ihr hoch. Sie hätte schwören können, dass da jemand war, der

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