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Todesqual

Titel: Todesqual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ellis Karin Dufner
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sie beobachtete. Lena richtete die Taschenlampe auf die dunklen Zimmer am Ende des Flurs. Sie hatte schon viele Stunden an Tatorten verbracht. Allein und auch nachts. Als Detective bei der Mordkomission gehörte es zu ihrem Beruf, sich in die Atmosphäre einzufühlen und sich den Tathergang vorzustellen. Woher also dieses Unbehagen? Warum jetzt?
    Lena drehte sich um. Direkt hinter ihr befand sich die Tür des Mordzimmers. Sie nahm all ihren Mut zusammen, trat ein, tastete nach dem Lichtschalter an der Wand und betätigte ihn. Als nichts geschah, steuerte sie auf die Nachttischlampe zu. Der Geruch nach verwesendem Blut schlug ihr entgegen und ließ dann ein wenig nach, als ihr wieder der kalte Lufthauch ins Gesicht schlug. Sie machte Licht.
    Jemand hatte - vielleicht wegen des Gestanks - ein Fenster offen gelassen. Nach einem Blick nach draußen, schloss Lena das Fenster und verriegelte es.
    Sie sah die Szene so deutlich vor sich, als ob sie dabei gewesen wäre. Die Leiche der unbekannten Frau, mit einem Strumpf an den Bettpfosten gefesselt. Der tote Tim Holt, zusammengesackt im Sessel mit der Waffe in der Hand.
    Als sie von unten ein Geräusch hörte, zuckte sie zusammen, schlich zur Tür und horchte eine Weile in die gespenstische Stille hinein. Dann holte sie tief Luft, um sich zu beruhigen.
Sie war doch rein dienstlich hier. Kein Grund also, emotional zu werden.
    Lena drehte sich zum Sessel um. Etwas störte sie daran, und zwar nicht die Blutflecken auf dem Polster, sondern die Position des Möbelstücks: dem Bett zugewandt.
    Im nächsten Moment läutete es an der Tür, und der Gedanke war verschwunden. Dann rief Novak ihren Namen. Lena hastete die Treppe hinunter und machte auf.
    »Was gefunden?«, fragte er.
    »Gedanken«, erwiderte sie. »Ideen.«
    Lena begleitete ihren Partner die Treppe hinauf zum Mordzimmer und wies auf den Sessel.
    »Ich denke nur laut, Hank. Der Sessel zeigt zum Bett.«
    »Na und?«
    »Wenn ich mich erschießen will, weil ich einen Mord begangen habe und die Schuld nicht mehr ertragen kann, möchte ich doch nicht mit Blick auf die Leiche unserer Unbekannten sterben. Ich würde den Sessel zum Fenster drehen, wo die Aussicht besser ist.«
    »Falls Holt tatsächlich deinen Bruder auf dem Gewissen hatte, kommt es mir auch wahrscheinlicher vor, dass er sich abgewendet hat, um sich zu erschießen. Aber du weißt ja, dass mir die Selbstmordtheorie von Anfang an nicht gepasst hat, Lena.«
    »Rhodes behauptet, Holt wäre besessen vom Mord an meinem Bruder gewesen. Was ist, wenn er etwas rausgefunden hat, das jemandem hätte gefährlich werden können?«
    »Alles ist möglich«, erwiderte Novak.
    Die Kompassnadel in ihrem Bauch drehte sich leicht und rastete dann so heftig ein, dass man es beinahe hören konnte. Plötzlich fiel es Lena wie Schuppen von den Augen, und sie wusste genau, warum Holt versucht hatte, sie zu erreichen - und aus welchem Grund er hatte sterben müssen. Offenbar war auf ihren inneren Kompass auch weiterhin Verlass.

    Holt hatte etwas in Erfahrung gebracht oder war zufällig darüber gestolpert. Und deshalb hatte er mit ihr reden wollen.
    »Was ist, Hank?«
    »Mir sind gerade die Spermaspuren eingefallen, die wir bei der unbekannten Toten sichergestellt haben. Ich habe da so ein Gefühl, dass das Labor eine Übereinstimmung finden wird, selbst wenn sie nicht von Romeo stammen. Ich gehe jede Wette ein, dass die DNA identisch ist. Wer das hier inszeniert hat, hat sich große Mühe gegeben.«
    In dem von Blutgeruch erfüllten Raum herrschte Schweigen, als Lena an ihren Bruder, die unbekannte Tote und Tim Holt dachte. Sie blickte aus dem Fenster auf die Hügel, deren Abhänge sich wellenförmig bis ins Tal erstreckten. Die Lichter der Stadt der Engel verschmolzen mit dem nahen Ozean. Jemand kannte die Einzelheiten der Romeo-Morde und benutzte sie für seine Zwecke.

47
    B ebend vor Erregung sah Fellows zu, wie zwei Scheinwerferpaare an seinem Auto vorbeiglitten. Nach einer Weile ließ er den Motor an und folgte dem zweiten Wagen den Hügel hinauf.
    Er wusste ihren Namen. Lena Gamble. Denn er hatte über sie in der Zeitung gelesen und sogar im Fernsehen einen Blick auf sie erhaschen können. Doch sie im Mordhaus in der Vista Road leibhaftig vor sich zu sehen war wie eine Erleuchtung gewesen.
    Als sie in die Küche kam, versteckte er sich im Esszimmer. Verärgert über die Störung, verharrte er in der Dunkelheit, bis er sie schließlich erkannte. Er folgte ihr durchs ganze Haus.

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