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Todesqual

Titel: Todesqual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ellis Karin Dufner
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Moment ließ der Straßenlärm im Hintergrund nach. Vermutlich hatte er das Fenster geschlossen.
    »Wir haben Unterstützung«, sagte er nach einer Weile. »Sánchez und Rhodes sind mit im Boot.«
    Lena merkte Novak an, dass ihn etwas bedrückte. Tito Sánchez und Stan Rhodes waren ebenfalls ein Gespann aus einem
altgedienten und einem neuen Kollegen, die einen Monat länger zusammenarbeiteten als Lena und Novak. Wegen der Unterbesetzung wurde Personal gespart, wo es nur ging. Wenn der Lieutenant also gleich zwei Teams auf einen Fall ansetzte, hieß das nichts Gutes.
    »Wie viele Leichen haben wir?«, erkundigte sie sich.
    »Barrera hat nur von einer gesprochen.«
    »War sie prominent?«
    »Noch nicht, aber vielleicht wird ihr Leben ja jetzt verfilmt.«
    »Warum dann zwei Teams?«
    »War nicht meine Idee«, erwiderte Novak. »Vielleicht hat es etwas mit dem teuren Stadtviertel zu tun.«
    Lena hörte, wie das Telefon auf den Sitz fiel und wie Novak schimpfend danach tastete. Sie schlüpfte in ihre Stiefel, zog den Reißverschluss zu und krempelte die Jeans herunter. Dann stand sie auf und fing an, hin und her zu laufen.
    »Da bin ich wieder«, sagte er. »Zwei Hände sind einfach zu wenig.«
    »Der Grund ist nicht das Stadtviertel, oder, Hank? Daran liegt es nicht, dass wir mit der doppelten Mannschaft anrücken.«
    Er räusperte sich. »Vielleicht zum Teil. Wenn wir da sind, werden wir sehen, was los ist.«
    Lenas erster Fall beim Dezernat für Raub und Tötungsdelikte war der Mord an Teresa López gewesen. Und wer diesen Anblick verkraftet hatte, würde auch mit jedem anderen Fall zurechtkommen. Ein Bild blitzte vor Lenas geistigem Auge auf wie ein Warnlämpchen. Ihr Bruder David, zusammengesackt auf dem Vordersitz seines Autos in einer Seitenstraße des Hollywood Boulevard. In jener Nacht war es sehr dunkel gewesen, und der Anblick kam so unerwartet, dass Lena gedacht und gehofft hatte, er schliefe nur, als sie sich dem Wagen näherte.

    Lena umrundete den Pool und betrachtete das Haus am Fuße des steilen Hügels. Dahinter befand sich ebenfalls ein Pool, und sie konnte einen Mann mit behaartem Rücken und Bierbauch sehen, der einige frühmorgendliche Bahnen schwamm. Trotz seines Körperbaus schien er mit kurzen, mühelosen Zügen dahinzugleiten. Mit zusammengebissenen Zähnen starrte Lena auf den Mann, bis das Bild von ihrem Bruder endlich verschwunden war.
    »Du leitest die Ermittlungen«, hörte sie Novak sagen.
    Lena kehrte zum Tisch zurück und setzte sich. »Was redest du da?«
    »Wir arbeiten seit zwei Monaten zusammen, und ich denke, du bist jetzt so weit. Du hast das Zeug dazu, Lena. Es ist Zeit, dass wir die Ermittlungen abwechselnd leiten. Dieser Fall gehört dir. Hast du die Adresse notiert?«
    Sie spürte, wie es ihr den Magen zusammenkrampfte. Inzwischen war sie hellwach.
    »Hab ich«, erwiderte sie.
    Novak wiederholte sie trotzdem, bat sie, sich zu beeilen, und legte auf.
    Lena klappte ihr Telefon zu und prägte sich die Adresse ein, die sie auf die Zeitung gekritzelt hatte. Während sie rasch ihren Kaffee hinunterstürzte, blickte sie über die Kante des Pools hinweg, der über die Stadt und den Garten des dicken Mannes ragte, der in seinem Pool dreißig Meter unter ihr seine Bahnen schwamm. Die Sonne hatte den Dunst am Horizont vertrieben und war verblasst, sodass sie nun an eine weiß glühende Scheibe erinnerte. Als Lena sich umdrehte und zur Westside hinüberschaute, lag diese noch immer im trüben Dunst.
    Sie leitete jetzt die Ermittlungen.
    Lena hastete die Stufen hinab und über die Veranda ins Haus, wo sie die Zeitung auf die Theke zwischen Küche und Wohnzimmer warf. Dann eilte sie zum Herd und vertauschte die leere Keramiktasse mit einem zerbeulten Reisemodell aus
Edelstahl, das bereits in Erwartung einer ereignislosen Fahrt in die Innenstadt mit Kaffee gefüllt war.
    Sie leitete die Ermittlungen. Das hieß, dass sie dafür verantwortlich war, den Mord an einer Frau namens Nikki Brant aufzuklären. Man würde Lena für das Ergebnis zur Rechenschaft ziehen.
    War es Furcht, die ihr durch das Haus folgte? Oder das flaue Gefühl, dass sie damit überfordert war, einen Mordfall von dieser - oder überhaupt irgendeiner - Größenordnung aufzuklären? Immerhin war die Mordkommission eine Eliteeinheit.
    Sie bemerkte das leichte Zittern ihrer Hand, beschloss aber, nicht darauf zu achten, und ging vom Wohnzimmer ins Schlafzimmer, wo am Fenster ein Tisch stand. Ein Tatort war nur ein Tatort, sagte

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