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Todesqual

Titel: Todesqual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ellis Karin Dufner
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Anhieb sympathisch gewesen.
    »Ich hab was gefunden«, verkündete Sample nun aufgeregt. »Eine Besonderheit.«
    Er griff nach den beiden Notizzetteln von der Pinnwand und verglich sie mit der Schrift in den Kreuzworträtselkästchen.
    »Schauen Sie, wie er das P schreibt«, fuhr er fort. »Das ist nicht nur sehr ungewöhnlich, sondern sogar einmalig.«
    Lena und Novak rutschten näher heran.
    Sample winkte sie noch dichter zu sich. »Die meisten Menschen verwenden eine von zwei Methoden, wenn sie ein P schreiben.« Er nahm ein frisches Blatt Papier aus der Schublade und griff nach einem Stift. »Der Buchstabe P besteht im Grunde genommen aus einem Strich und einem Halbkreis. Wer zweimal ansetzt, fängt oben an, malt den Strich und hängt dann den Halbkreis daran. Setzt derjenige nur einmal an, beginnt
er unten und zieht den Stift durch, bis der Halbkreis fertig ist.«
    Lena beobachtete, wie Sample ein P erst aus zwei, dann aus einem Strich bildete. Eine dritte Möglichkeit konnte sie sich nicht vorstellen.
    »Worin liegt denn die Besonderheit?«, fragte sie deshalb.
    Sample schmunzelte. »Fast alle Menschen beginnen mit dem Strich. Ganz im Gegenteil zu dem Mann, den Sie suchen.« Er schob das Papier zu Lena und Novak hinüber und machte es ihnen vor. »Es ist nur eine Linie, die unten am Halbkreis ansetzt und dann nach oben zum Strich geführt wird.«
    »Wie selten kommt das vor?«, erkundigte sich Novak.
    »So selten, dass es genauso beweiskräftig ist wie ein Fingerabdruck. Diese beiden Kreuzworträtsel wurden von ein und derselben Person gelöst. Daran besteht kein Zweifel. Jedes P wurde auf die identische ungewöhnliche Methode geschrieben.«
    Lena warf einen Blick auf die Notizzettel aus Brants Haus. »Was ist mit denen?«
    Sample schüttelte den Kopf. »Nikki und James Brant sind Rechtshänder und schreiben ihre Ps wie die meisten anderen Leute auch. Sie hat die Ein-Strich-Technik verwendet, er benutzt zwei Striche. Falls die Kreuzworträtsel ein Hinweis auf den Täter sind, ist James Brant aus dem Schneider.«
    Samples Worte hallten im Raum wider.
    … ist James Brant aus dem Schneider.
    Lena krampfte sich der Magen zusammen, und sie musste an ihre Begegnungen mit James Brant denken. Daran, wie er während der Vernehmung am Kaffeebecher herumgespielt und seine Zigarette gehalten hatte. Seine Hand, die den Autoschlüssel vom Schlüsselring entfernte, als sie ihn hinter dem Haus zur Rede gestellt hatte. Brant war eindeutig Rechtshänder. Als sie Novak ansah, wusste sie, dass er dasselbe spürte.
    Die Hitze. Das Feuer. Der Zug, der auf den Gleisen in die Dunkelheit hineinraste.
    Ihre Blicke trafen sich. Novak verzog das Gesicht. Dann flüsterte er wieder die Worte:
    Die Siebte.

22
    E s waren drei Dinge, die Lena die ganze Nacht wach gehalten hatten. Drei Gedanken, die sie beschäftigten und sie einfach nicht in Ruhe ließen.
    Erstens war morgen Montag. Das kriminaltechnische Labor öffnete wieder seine Türen, sodass sie endlich ungehindert ermitteln konnten. Zweitens hatten sie den gestrigen Nachmittag damit verbracht, die Datenbank des Dezernats für Raub und Tötungsdelikte nach den ersten fünf Morden zu durchforsten. Leider ohne Ergebnis. Also blieb zu befürchten, dass sie dem Täter aus Mangel an Beweisen niemals auf die Schliche kommen würden. Allerdings hatte Lena sich vermutlich vor allem aus einem Grund fast die ganze Nacht herumgewälzt oder aus dem Fenster gestarrt: Irving Samples Entdeckung bedeutete einen schwachen Hoffnungsschimmer.
    Lena wusste, dass die Abteilung für Urkundenfälschung maßgeblich an der Aufklärung des Mordes an Ennis Cosby beteiligt gewesen war. Nur so hatte Mikhail Markhasev, ein neunzehnjähriger Zuwanderer aus der Ukraine, zu einer Haftstrafe verurteilt werden können. Ein direkter Vergleich belastender Briefe mit Schriftproben des Verdächtigen hatte nämlich gezeigt, dass Markhasev sich beim Schreiben des Buchstaben S einer ungewöhnlichen Methode bediente, ein Beweis, der die ermittelnden Detectives und schließlich auch die Geschworenen überzeugt hatte.
    Jedoch war ein Verdächtiger genau das, was ihnen fehlte.
Lena war sicher, dass Irving Sample über genug Material verfügte, um dem Mann zwei Morde anzulasten. Dann würde er zumindest lange genug in Untersuchungshaft wandern, damit sie mit einem Durchsuchungsbefehl seine Wohnung auf den Kopf stellen konnten.
    Es war halb sieben Uhr morgens. Im Großraumbüro war es still. Die Besprechung mit Dr. Bernhardt würde

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