Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesrennen

Todesrennen

Titel: Todesrennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cussler
Vom Netzwerk:
selbst beigebracht haben, wie die Tragflächen geformt sein müssen, um darüber ein Vakuum zu erzeugen, das ihren Auftrieb bewirkt.«
    »Nein«, widersprach sie lachend. »Nein, Mr. Bell. Venturi und all das ist viel zu kompliziert. Mein Freund Marco Celere hat ständig von Bernoulli geredet. Tatsache ist jedoch, dass eine Flugmaschine aufsteigt, indem sie Luft nach unten drückt. Die Tragflächen zu verwinden ist nur eine Möglichkeit, die Luft von dort wegzulenken, wohin man sich bewegen will – nach oben, nach unten oder im Kreis. Luft ist etwas Wunderbares, Mr. Bell. Luft ist stark, viel stärker, als Sie glauben. Eine gute Flugmaschine wie diese …« Fast liebevoll legte sie eine Hand auf die Stoffbespannung des Rumpfs. »Marcos beste – sie sorgt dafür, dass die Luft Sie trägt.«
    Bell nahm diese Feststellung mit einer gewissen Verwunderung zur Kenntnis. Er hatte für junge Leute etwas übrig, und gewöhnlich nahm er Lehrlinge unter seine Fittiche, aber er konnte sich nicht entsinnen, jemals mit einem zwanzigjährigen Menschen gesprochen zu haben, der sich klarer ausdrückte und seiner Sache sicherer schien als diese Tochter eines Milchbauern aus der Wildnis des North Country.
    »So simpel und einleuchtend ist es mir noch nie erklärt worden.«
    Aber bisher hatte sie noch nicht den geringsten Aufschluss über irgendwelche Gewohnheiten ihres Ehemannes gegeben. Als er weitere Fragen stellte, gewann er nach und nach den Eindruck, dass sie über Harry Frost nur sehr wenig gewusst hatte, ehe sie ihn heiratete, und alles, was sie seitdem erfahren hatte, war Anlass für sie gewesen, vor ihm Angst zu haben. Er bemerkte, dass ihre Blicke immer wieder zu den anderen Luftfahrzeugen sprangen, die über das Innenfeld rollten und dann zum Himmel aufstiegen. Ganz gleich, welche Verwirrung oder jugendliche Naivität Josephine zu einer Ehe mit einem Mann wie Harry Frost verleitet haben mochte, eines war sicher: Aus dem naiven Mädchen auf festem Erdboden wurde in der Luft eine mutige Frau mit einem ausgeprägten gesunden Selbstvertrauen.
    »Nachdem Sie sich das Fliegen selbst beigebracht haben, gab es da noch viel, was Sie von Ihrem Freund Marco lernen konnten?«
    Josephine seufzte. »Ich verstand sein Italienisch nicht, und er sprach nur sehr wenig Englisch und bastelte ständig an seinen Maschinen herum.« Ihre Miene hellte sich auf. »Aber eines lehrte er mich. Es dauerte eine Weile, bis ich verstand, was er mir in seiner Sprache sagen wollte. Aber am Ende zog ich es ihm doch aus der Nase. Er sagte: ›Eine gute Flugmaschine muss fliegen – sie hat den Wunsch zu fliegen.‹ Ist das nicht wunderbar?«
    »Stimmt es denn?«, wollte Isaac Bell wissen.
    »Absolut.« Sie legte wieder eine Hand auf die Maschine. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, Mr. Bell, falls Sie keine Fragen mehr haben, hoffe ich, dass diese Maschine hier fliegen will. Aber es wird eine Weile dauern, es auch mit einer gewissen Sicherheit herauszufinden.«
    »Fehlt Ihnen Marco Celere?«
    Ihre Augen blickten nicht verträumt, wie Archie berichtet hatte, und sie wurden auch nicht feucht, aber Josephine gab zu, dass sie den Erfinder sehr vermisste. »Er war freundlich und sanft. Überhaupt nicht so wie mein Ehemann. Ja, ich vermisse ihn sehr.«
    »Dann muss es für Sie ein Trost sein, seine letzte Erfindung zu fliegen.«
    »Dank Mr. Whiteways Güte und Großherzigkeit. Er hat sie Marcos Gläubigern abgekauft.« Sie sah Bell von der Seite an. »Damit stehe ich tief in seiner Schuld.«
    »Ich denke, Sie gelten Ihre Schuld mehr als ausreichend ab, wenn Sie beim Kampf um den Whiteway Cup einen guten Eindruck hinterlassen.«
    »Ich muss mehr schaffen, als nur einen guten Eindruck zu hinterlassen. Ich muss den Whiteway Cup gewinnen. Ich besitze kein eigenes Geld. Ich war vollkommen von Harry abhängig, und jetzt bin ich ausschließlich auf Mr. Whiteway angewiesen.«
    »Ich bin sicher, dass er sich dankbar zeigen wird, wenn Sie das Rennen gewinnen.«
    »Nicht wenn, Mr. Bell.« Ihr Blick war zum Himmel gerichtet, wo eine pergamentfarbene Blériot gerade in den Steigflug ging, und als sie Bell wieder anschaute, hatten sich ihre Augen verdunkelt. »Ich werde gewinnen, Mr. Bell. Aber nicht, damit er mir dankbar ist. Ich werde gewinnen, weil ich mein Bestes geben werde und weil Marco die beste Flugmaschine gebaut hat, die an diesem Rennen teilnimmt.«
    Als Isaak sich später mit Archie unterhielt, sagte er zu seinem Freund: »Wenn ich etwas für

Weitere Kostenlose Bücher