Todesrennen
fernab des tumultartigen Gedränges, entdeckte Bell einen mit einem spektakulären Wundverband ausstaffierten »Texas« Walt Hatfield, der gerade mit James Dashwood eine kleine private Feier veranstaltete. Sie ließen eine Flasche Hochprozentigen zwischen sich hin und her gehen und pafften dicke Zigarren. Von dem Rauch musste Dash immer wieder husten. Der Texaner klopfte ihm auf den Rücken. Dash reagierte darauf, indem er seinen neuen Derringer aus dem Jackenärmel hervorzauberte, und als beide Männer diese Aktion mit schallendem Gelächter quittierten, wurde Isaac Bell schlagartig bewusst, dass er, wenn er den Whiteway Cup annahm, als berühmtester Mann Amerikas so bekannt wäre wie ein bunter Hund und nie mehr als Van-Dorn-Detektiv würde arbeiten können.
Marion Morgan kam mit einem Taxi und trieb ihre Kameramänner an, ihre Stative aufzubauen. Sie strahlte Bell bewundernd an und machte ihre Kameramänner auf ihn aufmerksam, begleitet von der üblichen strengen Ermahnung, darauf zu achten, dass er nirgendwo ins Bild geriet.
Preston Whiteway traf kurz nach ihr in einem Zeitungslieferwagen ein, der vom Chauffeur seines demolierten Rolls-Royce gelenkt wurde.
»Wer hat gewonnen?«, fragte er mit weithin dröhnender Stimme.
Weiner aus der Buchhaltung wandte sich erwartungsvoll zu Isaac Bell um.
»Sie sehen den Sieger vor sich«, sagte der hochgewachsene blonde Detektiv.
»Wer ist es?«
Isaac Bell warf einen letzten langen Blick auf die jubelnden Menschenmassen. Dann drehte er sich langsam um und deutete zum Himmel. Joe Mudds revolutionsrote Liberator kam mit wackelnden Tragflächen über den Hügel, drehte in den Seewind und setzte sanft auf der Grasnarbe auf.
»Ein Arbeiter?«, stieß Whiteway entgeistert hervor.
»Maurer, Steinmetze, Stuckateure und Lokomotivheizer.«
»Gewerkschaftler haben mein Rennen gewonnen?«
»Erzählen Sie Ihren Lesern doch, sie hätten hart dafür gearbeitet.«
Marion, Archie und Lillian drängten sich heran, während Andy und Danielle Isaac Bell dabei halfen, seine Flugmaschine aufzutanken. Andy versicherte ihm, dass sie trotz einiger Einschusslöcher immer noch absolut sicher sei, und wiederholte dann: »Danielles alter Herr hat einen verdammt stabilen Apparat gebaut, nicht wahr, Danny?«
»Elastico!«, sagte Danielle und belohnte Andy und Bell mit ihrem strahlendsten Lächeln. »Sie beide haben ihm alle Ehre gemacht.«
»Dank Ihres Vaters war es nicht schwer«, antwortete Isaac Bell.
Dann wandte er sich zu Marion Morgan um und ergriff ihre Hand.
»Ich hatte dir doch einen Flug versprochen.«
Marion zwängte sich hinter ihm in die Führerkanzel und schlang die Arme um seine Taille. Andy drehte den Propeller, Bell gab das Kommando, die Bremskeile zu entfernen, und die Eagle erhob sich nach einem kurzen Anlauf in die salzige Seeluft.
Hoch über den blau schimmernden Fluten der San Francisco Bay schaltete Isaac Bell den Motor aus.
Als nur noch der Wind zu hören war, der in den Streben und Spanndrähten sang, drehte er sich um und küsste seine Verlobte.
»Mein lieber Schatz, wir werden nicht auf die Erde zurückkehren, ehe wir einen Hochzeitstermin festgelegt haben.«
Marion erwiderte seinen Kuss. Ihr Blick wanderte über die blauen Buchten, die grünen Landzungen und die Sonne, die aus scharlachrot schimmernden Wolken in die Unendlichkeit des Pazifischen Ozeans hinabsank. Sie küsste ihn abermals und legte den Kopf auf seine Schultern.
»Es ist so wunderschön hier oben«, sagte sie. »Lass uns für immer hierbleiben.«
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