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Todesriff

Todesriff

Titel: Todesriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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kontrollierten gegenseitig Verschlüsse, Schnallen, Ventile, Pressluftflasche n . Greg war schon von der Plattform am Heck ins Wasser geglitten, als sie, verzerrt durch die Taucherbrille, ein Boot bemerkte, das auf sie zusteuerte. Seltsam, es sah aus, als nähme es genau Kurs auf sie. Touristenboote fuhren selten dieses Riff an. Einen Moment lang überlegte sie abzuwarten, bis das Boot seine Maschinen gestoppt hatte und sie sich vergewissern konnte, um wen es sich handelte. Sie ließ ihre Yacht nicht gern ohne jemanden an Bord zurück. Doch Greg war schon abgetaucht. Sie zögerte noch als d as fremde Boot plötzlich stoppte. Mit einem unangenehmen Gefühl glitt sie ins Wasser.

4
    Endlich Stille. Nur das Blubbern der Luftblasen aus ihrem zweistufigen Atemregler. Annabel verdrängte die Bedenken wegen des Bootes und atmete ruhig und gleichmäßig. Im Gegenlicht, das wie der Kegel einer gleißenden OP-Lampe durch die Wasseroberfläche fiel, sah sie den Kiel ihrer Yacht. Unter ihr tauchte Greg. Silbrige Luftblasen stiegen vor seinem Gesicht auf. Nicht mehr weit war es nun zu dieser anderen Welt, in der sie, sooft sie auch kommen würde, stets nur Gast für ein paar Minuten sein würde. Sie sank langsam ab, kontrollierte auf ihrem Tauchcomputer die korrekte Sinkgeschwindigkeit und ließ behutsam Luft aus ihrer Taucherweste entweichen.
    Schon schimmerte unter ihr der weiße Korallensand, in den die Bewegung des Wassers Wellen formte. Schon konnte sie das Korallenriff erkennen. Dicklippige Teller, die auf langen, wogenden Stielen balancierten, wehrhafte Hirschgeweihe mit samtiger Haut, schreckhafte Ästchen mit spitzen Haken, aufgeblähte Schwämme, einladend wie Ruhekissen, fleischige Röhren, orgelpfeifenartig aufgereiht. Und sie, Annabel, ein gummiumhüllter Aquanaut mit Froschfüßen, dürrem Atemrüssel und einer metallenen Lunge auf dem Rücken. Sie hatten Luft für zwanzig Minuten. Greg signalisierte sein Okay und sie schwammen los, an der steilen Wand des Riffs entlang, das anderthalb Stunden Bootsfahrt von der Küste entfernt lag und noch zum inneren Teil des Great Barrier Reefs gehörte. Zitronengelbe Korallenfische huschten vorbei, ein Fledermausfisch - silbrig grau, flach und dreieckig, ein blau-türkisfarbener Doktorfisch, schabte an einer Koralle, seine Hauptnahrung – Algen - ab. Zwischen die Tentakeln einer wie ein Busch im Wind wogenden Anemone floh ein gelb, türkis und blau quer gestreifter Clownfisch. Annabel hatte es schon erlebt, dass solch ein nur handgroßer Clownfisch sogar Taucher angriff, die seiner Anemone zu nahe kamen. Es wimmelte zwischen den Korallen und an den Abhängen des Riffs von Fischen. Fast jede Art hatte ihre ganz spezielle Nische, ihren Ort, an dem sie sich vorwiegend aufhielt, weil sie dort ihre Nahrung fand. Annabel streifte beinahe einen Papageifisch, sicher einen halben Meter lang, türkis-rosa und mit kräftigem Gebiss, der Korallenstücke abbiss und zermalmte. In einer Staubwolke schied er das zerriebene Korallengestein aus, das vielleicht irgendwo ein Stück eines perlenweißen tropischen Sandstrandes bilden würde.
    Ein paar kleine Lippfische, längliche Federn fast, tauchten vor Annabel und Greg auf und verschwanden wieder. Manche Arten von ihnen arbeiteten als so genannte “Putzer”. Sie fraßen größeren Fischen die Parasiten ab, schwammen sogar in deren Maul und wieder hinaus. Durch bestimmte Tänze signalisierten sie ihre Funktion. Allerdings gab es auch Schleimfische, die den Putzer-Fischen sehr ähnelten und sich als solche ausgaben, um dann ihren Kunden, die sie nahe an sich heranließen, ein Stück Fleisch herauszureißen und sich davonzumachen.
    Greg stieß sie an, deutete aufgeregt nach vorn. Annabel erschrak vor der dunklen Masse, die da auf sie zutrieb. Für einen Moment dachte sie an das gewaltige Maul eines Walhaies, aber das war nicht das richtige Gewässer für ihn. Dann erkannte sie, dass es ein braun gefleckter Zackenbarsch war, länger als sie und sicher dreimal so schwer. Im selben Augenblick, in dem sie ihn erkannte, färbte sich sein gewaltiger Leib hellgrau, und es bildeten sich helle und dunkle Streifen. Und schon verschluckte ihn die blaue Tiefe.
    Sie erreichten die Stelle, an der der Korallenfelsen senkrecht in einen dunklen Abgrund abfiel. Das Wasser wurde plötzlich kalt. Annabels Tauchcomputer zeigte an, dass sie bereits seit dreizehn Minuten unten waren. Laut Finimeter enthielt ihre Pressluftflasche noch einen Rest von fünfundfünfzig

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