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Todesriff

Todesriff

Titel: Todesriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Bar. Sie sollten sich auf den Rückweg begeben. Sie signalisierte Aufstieg ,. Greg nickte und folgte ihr. Sie verglich auf dem Kompass, dem neben Finimeter und Tiefenmesser dritten Gerät ihrer Tauchcomputerkonsole, die Schwimmrichtung mit der eingestellten Peilrichtung.
    Als sie wie geplant am Verankerungsseil der Boje angelangt war, ließ sie etwas Luft in die Kammern der Taucherweste, um sich hinauftreiben zu lassen. In dem Moment vernahm sie ein bekanntes Geräusch. Ein Schiffsmotor . Da erkannte sie über sich den Schatten ihres eigenen Bootes und nicht weit davon entfernt, ja, viel zu nah, ein sich auf ihre Yacht zubewegendes kleineres Boot. Was geschah da oben? Schnell sah sie nach unten zu Greg, um ihm die Gefahr zu signalisieren, als sie erschrak . Hinter Greg, der sich etwa vier Körperlängen unter ihr befand, schwammen drei Tigerhaie. Keine Riffhaie, die meist ruhig durch ihr Revier patrouillierten, sondern aggressivere Tigerhaie, und sie hielten weiter Kurs auf Greg. Greg hatte sie auch bemerkt.
    Normalerweise versetzten Haie sie nicht in Angst, aber irgendetwas stimmte nicht . Sie merkte, wie sie schneller aufstieg, und wie sie sich zwingen musste, weiter gleichmäßig und ruhig zu atmen. Nur noch wenige Meter bis zur Oberfläche, durch die die Sonne wie ein großer, ovaler Spiegel aussah. Als sie wieder nach unten sah, stockte ihr der Atem. Die dunklen Umrisse der drei Haie zeichneten sich gegen den hellen Korallensand ab, und Greg geriet in Panik. An den aufsteigenden Luftblasen erkannte sie seine schneller werdende Atmung. Und plötzlich durchfuhr die Haie etwas wie ein elektrischer Schlag - sie stießen auf etwas zu, rissen daran, eine Wolke aus Blut breitete sich aus. Greg!, wollte sie schreien, doch der Atemregler steckte in ihrem Mund. Da stieg Greg aus dem blutigen Nebel auf, er hatte seinen Bleigürtel abgeworfen und war fast bei ihr; sie streckte den Arm nach oben und durchstieß die Wasseroberfläche unmittelbar neben dem fremden Boot. Durch die Plastikscheibe der Taucherbrille verzerrt, erkannte sie auf dem Boot einen Mann, der mit einer Waffe auf sie zielte. Im selben Augenblick tauchte Greg auf und riss sich Brille und Atemregler herunter. Reflexartig hatte Annabel den Arm zum Bootsrand ausgestreckt. Kaum hatte sie den Bootsrand berührt, als hinter Greg eine Flosse die Wasseroberfläche durchschnitt.
    “Schieß! Schieß! Schieß!”, schrie Annabel. Dann hörte sie einen donnernden Knall, das Klatschen von einem sich windenden Lebewesen im Wasser. Zuletzt nahm sie eine aufschießende Blutfontäne wahr. Dann nichts mehr.

5
Quietsch - bäng - klong - peng, peng! Er riss die Augen auf. Bläuliches Licht – Sonnenlicht, gefärbt von den blauen Vorhängen des Motelzimmers. Cartoons im Fernsehen, das er vergangene Nacht nicht ausgeschaltet hatte. In seiner linken, verkrampften Hand der Steinanhänger. Seine Knöchel weiß. Blutgeruch in der Nase. Jetzt: Geräusche der Straße und aus dem Nebenzimmer. Staubsaugerbrummen, leise schlürfende Laute vom Kühlschrank und die quakenden Stimmen aus dem Fernseher. Eine Wasserspülung. Die Klimaanlage rauschte. Auf seiner Digitaluhr die Anzeige: 10:41 a.m. Sein T-Shirt und die Boxershorts, in denen er geschlafen hatte, waren nass verschwitzt. Aber wenigstens keine Kopfschmerzen mehr. Seine Beine verkrampft, so, als hätte sein eigener Körper verhindert, dass er in der Nacht zur Polizei gegangen war , um ein Geständnis abzulegen - um alles zu beenden. Ein Griff in die Minibar. Die kleine Flasche Wodka an den Hals gesetzt. Jetzt fühlte er sich besser. Es war wärmer gewesen, als er es sich vorgestellt hatte - das Blut, das über seine Hand gelaufen war. Kurz bevor er die lange, blinkende Klinge durchgezogen hatte, hatte es einen Moment gegeben, in dem jede Bewegung, jeder Gedanke zu Eis gefroren war. Er trat aus sich selbst heraus und blickte herunter auf sich, wie er neben dem Typen im Auto zwischen den Hochhäusern saß. Auer erkannte ihn nicht. Erst als er ihm das Foto zeigte. Doch da hatte er schon das Messer aus dem zusammengerollten Fleece-Pulli gezogen, mit der rechten Hand Auers Kopf nach hinten an die Kopfstütze gerissen, die Klinge an dessen Hals gedrückt. Beim Schlucken schnitt die scharfe Schneide in die Haut, nur ein wenig, aber dennoch rann ein dünner Blutfaden an der Gurgel hinunter. Wie oft schon hatte er es in Gedanken getan, jede Bewegung sich bereits hundert-, nein, tausendmal vorgestellt. Und dennoch hatte er einen Augenblick

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