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Todesriff

Todesriff

Titel: Todesriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Frisur in den letzten Jahren kaum verändert. Und das Oberteil hatte einen so tiefen Ausschnitt, dass davon nicht viel zu erkennen war. Sie besaß eine Menge solcher Shirts . Enttäuscht und beunruhigt fuhr sie zurück nach Hause.
    Annie, ihre Putzfrau, die zweimal die Woche kam , musste gleich fertig sein. Annabel hasste Hausarbeit. Selbst einfache Handgriffe wie Bettenmachen und Staubsaugen waren ihr zuwider. Dagegen machte es ihr nichts aus, das Deck ihrer Yacht zu schrubben und sämtliche Chromteile auf Hochglanz zu polieren.
    „ Annabel?”, hörte sie Annie beim Hereinkommen rufen. Sie war in der vergangenen Woche fünfundzwanzig geworden und arbeitete ansonsten im Motel hinter dem Hafen.
    „ Kann ich mal Ihren Föhn benutzen? Jamie holt mich ab ... und da ...” Annie klang fröhlich wie immer.
    „ Schon okay, Annie. Sie wissen ja, er ist im Bad”, rief sie zurück, trug die Einkaufstüten in die Küche, packte sie aus und verstaute einiges im Kühlschrank.
    Plötzlich schrie Annie und Annabel hörte einen dumpfen Schlag. S ie rannte zum Bad . Doch sie konnte die Tür nicht aufdrücken, Annie lag offenbar am Boden. Mit aller Kraft stemmte sich Annabel dagegen und zwängte sich dann durch den Spalt. Annie lag kreidebleich auf den Fliesen und rang nach Atem. Neben ihr lag der Föhn.
    „Was ist denn passiert?“ Annabel büc kte sich und wollte den Föhn
wegschieben
, doch da schrie Annie:
    „ Nicht !”
    Erst da bemerkte Annabel, Annies blutrote Handfläche. Es roch nach verschmortem Plastik und verbrannter Haut.
    Eine Viertelstunde später behandelte der Notarzt Annies Brandwunde. „Die Verbrennung ist nur oberflächlich – aber deshalb umso schmerzhafter. Sie können froh sein, dass dieser Föhn offenbar gleich kaputt gegangen ist.“
    Weitere dreißig Minuten später erschien die Po lizei, die Annabel gerufen hatte.
    „ Und Sie vermuten also, dass es sich um einen Anschlag handelte, der Ihnen galt?”, fragte der Beamte, der sich als Detective Richard Flimms vorgestellt hatte und einen intensiven, frischen Duft nach Duschgel verströmte. Er blickte auf den Föhn, der noch immer auf dem Fliesenboden lag.
    Annabel nickte. Sie hatte Detective Flimms alles erzählt. Von ihrem Ausflug mit Greg und den plötzlich auftauchenden Haien, von den beiden Männern, die nahe an ihre Yacht heran gefahren waren, dass Steve eine Pistole in der Hand gehalten und auf die Haie geschossen hatte, von dem Auto am Morgen und ihrem Besuch auf dem Campingplatz, wo sie jedoch niemanden angetroffen hatte. Ihren Einbruch in den Wohnwagen und das Foto erwähnte sie hingegen nicht.
    Und jetzt fühlte sie sich befreit, jetzt sollte sich dieser Polizist mit dem Rätsel herumschlagen.
    Detective Flimms , hatte sich einige Stichworte notiert und versprach, sich auf dem Campingplatz um zu sehen. „ Und Sie geben uns sofort Bescheid, wenn dieser St eve wieder bei Ihnen auftaucht“, sagte er noch an der Tür.
    Jetzt, nachdem alle fort waren, es wieder still und das Badezimmer aufgeräumt war, überfiel en Annabel plötzlich Bedenken. Hatte sie nicht überreagiert? Der Föhn war einfach nur kaputt ... Aber das Auto am Morgen, sagte sie sich, der Mann am Steuer ... Sie war
sich ziemlich
sicher, dass nur ein Mann im Wagen gesessen hatte, und
d
ieser Mann hatte si e überfahren wollen.
    Wirklich? Oder war er vielleicht nur betrunken gewesen? Hatte er die Joggerin am Straßenrand zu spät bemerkt? Hatte er zurückgesetzt, weil er fürchtete, sie angefahren zu haben? Hatte er sich um sie kümmern wollen? Und war das Auto wirklich dunkelrot gewesen? Im Morgengrauen waren Farben oft verfälscht. Vielleicht war der Wagen ja braun oder orange gewesen?
    Ach, verdammt ... Annabel griff nach einem Couchkissen und schleuderte es wütend gegen die Verandatür. Sie war wahrscheinlich paranoid! Und was hatte sie angerichtet? Die Polizei suchte nun Steve und brachte ihn bestimmt in Schwierigkeiten. Bravo! Greg würde bekommen, was er gewollt hatte. Sie musste Steve warnen – sofort.

43
    Im Pub am Anfang der Ann Street, nicht weit vom Tattoo-Shop entfernt, war es noch ruhig. Ein paar Männer in Anzügen saßen auf den hohen Hockern an der Bar und nahmen sich einen Drink oder auch zwei, bevor sie nach Hause zu Frau und Kindern fuhren. Gedämpfte Musik kam aus den Boxen; über der Theke im Fernseher liefen Sportnachrichten.
    „ Hier hängst du also ab”, sagte Tamara und nippte an ihrem Gin Tonic.
    „Ich war schon mindestens drei Monate nicht mehr

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