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Todesrosen

Todesrosen

Titel: Todesrosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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mitsamt der Räucherei nach Hvolsvöllur verlegt hatte. Deswegen nahm sie an, dass das Haus in Brand gesteckt worden war.
    Sie bemerkte noch etwas anderes. Sie hatte sich schon lange den Kopf darüber zerbrochen, weshalb nur das Räucherhaus stehen geblieben war, als man seinerzeit sämtliche anderen Gebäude des Unternehmens dem Erdboden gleichmachte, riesige Stahlkugeln gegen die stabilen Wände katapultierte und den Schutt, der mit Schaufelbaggern auf Laster geladen worden war, zusammen mit der siebzigjährigen Geschichte des Schlachthofs abtransportierte. Jetzt sah sie aber, dass der Abriss endlich vollendet werden sollte. Ein großer Kranwagen stand vor dem Räucherhaus, und von seinem Ausleger baumelte eine von diesen beängstigenden Stahlkugeln, mit denen Häuser zertrümmert wurden. Außerdem war ein Bagger vorgefahren, und nicht weit entfernt stand ein Lastwagen.
    Falls es aber tatsächlich in dem Haus brannte, konnte das nicht gefährlich sein?, überlegte die Frau, griff schnurstracks zum Telefon und verständigte die Polizei. Darin hatte sie Routine, denn sie hatte sich häufig mit ihr in Verbindung gesetzt und sich über diese und jene Unsitten beschwert, über ruhestörenden Lärm in der Nacht, über Leute, die sich in ihrem Garten bewegten, als wäre es ihr eigener, sogar am helllichten Tag.
    »Hallo, es brennt in dem alten Räucherhaus an der Skúlagata«, sagte sie im gleichen Augenblick, als der Hörer abgenommen wurde. »Ihr solltet euch beeilen. Sie sind im Begriff, das Haus abzureißen.«
    Vor dem Räucherhaus gab es eine Diskussion zwischen den Fahrern des LKW und des Kranwagens und dem Baggerfahrer. Sie hatten ebenfalls bemerkt, dass Rauch aus dem Schornstein des Hauses aufstieg, das sie abreißen und wegtransportieren sollten. Sie hatten versucht, in das Haus zu gelangen, aber es war verschlossen gewesen. Hier waren seit Monaten und Jahren keine Menschen mehr aus und eingegangen. Sie hatten versucht, ein Fenster zu finden, aber das war mit Spanplatten vernagelt, und sie konnten nichts sehen. Schließlich beschlossen sie, trotzdem ihren Auftrag in Angriff zu nehmen.
    Der Kranwagenführer ließ den Motor an, und der Ausleger ging hoch. Die anderen beiden warteten ab. Der Mann setzte die Kugel ins Schwingen, sie prallte an der Westseite auf, wo die große Schiebetür war. Die dicke Wand gab zwar ein wenig nach, ging aber nicht zu Bruch. Die konnten damals noch Häuser bauen, dachte der Kranwagenführer. Die Kugel schlug noch einmal an derselben Stelle auf, und jetzt entstand in der Wand über der Tür ein Loch.
     
    Der Morgen war bereits fortgeschritten, als Erlendur und Sigurður Óli Kalmanns Villa verließen. Als sie vor Erlendurs Haus angekommen waren, blieben sie noch eine Zeit lang im Auto sitzen und besprachen die nächsten Schritte, die in die Wege geleitet werden sollten. Der Polizeifunk war eingeschaltet, und sie hörten die Durchsagen über Zusammenstöße und häusliche Streitigkeiten. Schließlich wurde auch gemeldet, dass Rauch aus dem Schornstein des alten Räucherhauses an der Skúlagata aufstieg; man ging davon aus, dass irgendjemand das Haus in Brand gesteckt habe, die Feuerwehr sei dorthin unterwegs.
    Erlendur bekam die Mitteilung nur mit halbem Ohr mit, da er Sigurður Óli Ausführungen zuhörte, denen zufolge aus Kalmanns Worten zu schließen war, dass Janus der letzte Mensch gewesen sein musste, der Birta lebend gesehen hatte. Auf einmal aber kombinierte Erlendur ein Wort, das er früher gehört hatte, mit dem, was über Funk gemeldet wurde. Es kam ihm schlagartig in den Sinn.
    »Was hat Janus’ Mutter noch gesagt, wo hat er gearbeitet, als er mit der Schule fertig war?«, fragte er Sigurður Óli.
    »Kann mich nicht erinnern«, antwortete der.
    »War das nicht beim Schlachthof Suðurland, bevor die ihren Betrieb nach Hvolsvöllur verlegten? War er da nicht fürs Räuchern zuständig?«
    »Kann gut sein. Wieso?«
    »Aus dem Schornstein des alten Räucherhauses an der Skúlagata qualmt es. Findest du das nicht merkwürdig?«
    »Hä?«
    »Irgendwo muss sich Janus aufgehalten haben. Vielleicht im alten Räucherhaus. Er roch auch irgendwie komisch, als ich ihn beim Segelflughafen traf, nach Räucherspeck oder geräuchertem Lammfleisch.«
     
    Zwei Feuerwehrautos und ein Krankenwagen standen bereits vor dem Haus, als Sigurður Óli kurze Zeit später mit quietschenden Reifen in die Skúlagata einbog. Es handelte sich um einen normalen Einsatz der Feuerwehr, denn über

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