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Todesschach

Todesschach

Titel: Todesschach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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TV-Gesellschaften zu.
    »Nun, Doktor, was sagen Sie? Ist das eine Sache oder nicht?«
    »Ich habe kein gutes Gefühl dabei, Oberst, wenn ich ehrlich sein darf. Und ich möchte Sie daran erinnern, daß Sie mich zu diesem Theater gezwungen haben. Ich bin Ihr Gefangener, wenn man es objektiv sieht.«
    »Reden Sie doch keinen Unsinn, Doktor. Sie haben nie in Ihrem Leben eine bessere Sendung ausstrahlen können. Alle Welt muß an ihre Echtheit glauben, und ich nehme an, es werden bald von Seiten der Regierung aus Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Dann wird es erst richtig spannend. Wir werden die zu erwartenden Angriffe der Soldaten übertragen und in alle Welt schicken. Es wird die größte Unterhaltungssendung, die wir je erlebten.«
    »Und der heilsamste Schock, den wir jemals produzieren konnten«, warf Kern ein. »Die Folgen sollten nicht ausbleiben.«
    »Da ist nur ein Problem«, meinte Holgers mit Besorgnis in seiner Stimme.
    »Und das wäre?« erkundigte sich Kern.
    »Die Untergrundbewegung Grödigs, Kern. Wir hatten keine Gelegenheit, sie zu informieren, und Grödig hat sie natürlich in seiner Rede aufgefordert, die Initiative zu ergreifen. Im ganzen Land, in der ganzen nördlichen Hemisphäre wird es Unruhen geben. Ihre Freunde werden Grödigs Aufruf befolgen und bei der Gelegenheit die Sicherheitsbehörden über ihre eigene Tätigkeit informieren. Mit anderen Worten: Sie werden sich überall verraten und festgenommen werden. Aber vielleicht ist das der Preis, den wir für diese einmalige Sendung bezahlen müssen.«
    »Sie geben also zu, daß sie einmalig ist?« vergewisserte sich Rangel, der nur noch an seine Sendung dachte. »Darüber bin ich sehr froh. Ihr Eingeständnis wird mir bei den späteren Honorarverhandlungen zugute kommen.«
    Holgers gab keine Antwort.
    *
     
    Es klopfte an der Tür. In Begleitung von zwei Offizieren betrat Grödig den Raum. Er war in der augenblicklichen Situation klug genug, die Tatsache zu ignorieren, daß alle bis auf ihn bewaffnet waren. Obwohl er die Wahrheit erst seit Stunden kannte, machte er einen gefaßten Eindruck. Er nickte seinem Adjutanten zu, als er sich setzte.
    »Ich kann nur hoffen, daß Ihre Idee gut war. Ich habe nie etwas von einer Untergrundbewegung gewußt, Rangel. Gibt es sie wirklich? Und wenn es sie gibt, wird sie zuschlagen?«
    »Wir sind davon überzeugt, Grödig. Soweit wir informiert sind, warten Ihre Freunde schon lange auf eine Chance, offen für Sie einzutreten. Sie müssen annehmen, daß Ihnen die Machtübernahme bereits halb geglückt ist. Ich sah keine andere Möglichkeit, sie wachzurütteln. Auf der anderen Seite werden die Regierungsmitglieder und ihre Freunde so schockiert sein, daß sie in ihrem Handeln gelähmt sind. Bis Gegenmaßnahmen ergriffen werden, können Sie, Grödig, Ihr Ziel bereits erreicht haben.«
    Grödig nickte.
    »Nur eines stört mich, Rangel: Die Welt muß glauben, ich hätte es bereits erreicht, dabei sitze ich noch immer in diesem Palast, ein Gefangener der TV-Gesellschaften. Warum?«
    »Es ist besser so. Wir müssen uns absichern, verstehen Sie das doch. Wenn Ihr Staatsstreich mißlingt, können wir immer noch behaupten, alles sei nur ein Spaß gewesen. Das ist auch besser für Sie, Grödig. Sie haben den Spaß eben mitgemacht. Verstehen Sie?«
    »Ich versuche es. Die Mentalität meiner Zeitgenossen im vorigen Jahrhundert unterschied sich doch erheblich von jener der heutigen.« Er warf Rangel einen forschenden Blick zu. »Sagen Sie, Oberst, warum tun Sie das alles? Sie wollen mir doch nicht allen Ernstes erzählen, daß Sie mich wirklich an der Macht wünschen? Was hätten Sie davon?«
    Oberst Rangel ließ sich nicht aus der Fassung bringen.
    »Ihre Dankbarkeit, Grödig. Mehr nicht.«
    Grödig nickte langsam.
    »Das wäre ein glaubwürdiges Motiv, weil es menschlich ist. Und von meiner Dankbarkeit erwarten Sie sich Vorteile für Ihr weiteres Fortkommen? Protektion, Beförderung – und so weiter?«
    »Richtig, Grödig, so ist es.«
    Wenn Grödig nicht überzeugt war, so ließ er es sich nicht anmerken. Er sah Kern an.
    »Und Sie? Was ist mit Ihnen?«
    »Ich bin schon lange Mitglied der Untergrundbewegung, Sir. Unser Ziel ist es, Sie an der Spitze der Regierung zu wissen. Uns sind alle Mittel recht, das zu erreichen. Oberst Rangel bedeutet uns eine große Hilfe. Ohne ihn würde es schwerer, vielleicht unmöglich sein.«
    Dr. Holgers interessierte sich weniger für die politischen Umstände seiner Situation, als für die

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