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Todesschach

Todesschach

Titel: Todesschach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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später, Aleks. Beeilt euch, bitte!«
    Aleks stellte keine Fragen mehr. Er schien zu ahnen, was geschehen war, wenn er natürlich die Einzelheiten auch nicht wissen konnte. Fünf Minuten später wurde die Tür aufgeschlossen, und Mira erkannte neben Aleks und Bulgatow den Sergeanten Wendel und Ceccato.
    Sie lief auf Aleks zu, als sie die Bewußtlosigkeit herannahen fühlte. Die Fragen Wendels hörte sie schon nicht mehr.
    Erst viel später erwachte sie. Sie lag in ihrem Bett, und Major Lendoka ging unruhig im Zimmer auf und ab. Aleks stand am Tisch. Sein Gesicht war ernst.
    Lendoka bemerkte, daß sie erwacht war. Er kam zum Bett und setzte sich auf einen Stuhl. Mit durchdringenden Augen sah er sie an.
    »Ich glaube nicht, daß Sie mir noch etwas erklären müssen, Mira. Waldstorm täuschte Sie und sperrte Sie ein. Sie wehrten sich, und dann starb er. Ist es so gewesen?«
    Sie nickte wortlos und fühlte sich schwach und elend.
    »Beruhigen Sie sich, Mira, es trifft Sie keine Schuld. Sie hatten das Recht, sich zu wehren. Daß Sie dabei die neue Säure erwischten, war Pech für Waldstorm. Trotzdem muß ich den Vorfall weitermelden. Ich weiß nicht, wie Oberst Tilbor entscheidet. Vielleicht ordnet er Ihre Versetzung in ein anderes Lager an, vielleicht will er Sie aber auch nur verhören. Jedenfalls müssen Sie damit rechnen, daß er Sie sehen möchte. Aber zuerst hat Ihnen unser Arzt drei Tage Bettruhe verordnet. Sie können hier bleiben.« Er nickte Aleks zu. »Ich nehme an, Sie kümmern sich um sie, Aleks.«
    »Selbstverständlich, Herr Major. Danke.«
    Lendoka lächelte nachsichtig und ging.
    Mira sah Aleks an.
    »Waldstorm ist tot«, sagte sie, dann sank sie in die Kissen zurück und schloß die Augen. »Er wird mich nie mehr wieder verfolgen können.«
    »Du mußt jetzt schlafen«, sagte Aleks ruhig.
    Er wußte, daß es eine Veränderung geben würde, und er konnte nur hoffen, daß sie für Mira von Vorteil war.
    An sich selbst dachte er nicht.
     
    *
     
    Vier Tage später fand eine Versammlung in Lager Sieben statt.
    Niemand wußte, worum es ging. Sergeant Wendel überbrachte die Einladung mit undurchdringlicher Amtsmiene und zuckte nur die Schultern, wenn ihm eine Frage gestellt wurde. Er schien in der Tat auch nicht zu wissen, warum der Kommandant die gesamte Belegschaft des Lagers sprechen wollte.
    »Deinetwegen kann es nicht sein«, stellte Aleks fest, als Mira eine entsprechende Bemerkung machte. »Wir sind alle aufgefordert worden, an der Versammlung teilzunehmen. Es muß sich also um eine Sache handeln, die alle angeht, nicht nur dich. Warten wir ab. Wir haben noch Zeit bis nach dem Essen.«
    Im Speisesaal wurde heute mehr geredet als sonst. Jeder hatte seine eigene Theorie, denn es kam nicht oft vor, daß derartige Versammlungen abgehalten wurden. Einige behaupteten sogar allen Ernstes, das Lager würde aufgelöst. Sie wurden ausgelacht, denn jeder wußte, wie wichtig die Existenz von »Physik-Chemie III« für Io war.
    Der Saal füllte sich schnell, und dann erschien der Kommandant. Er hatte es nicht nötig, um Gehör zu bitten. Schweigend und voller Erwartung blickten alle hoch zum Podium, hinter dem Major Lendoka Platz genommen hatte. Er blätterte in einem Stapel Papiere und ordnete sie.
    Dann sah er hinab in die gespannten Gesichter.
    Er lächelte.
    »Was ich Ihnen heute zu sagen habe, geht zwar jeden an, trifft aber nur für wenige zu. Ich weiß nicht, ob die Gerüchte von der Erde bis hierher gedrungen sind, aber sicherlich gibt es niemand hier, der noch nichts vom Todesschach gehört hätte.«
    Spätestens in dieser Sekunde wußten Mira und Aleks, worum es ging.
    Das neue Gesetz! Es war durch.
    Major Lendoka fuhr fort:
    »Es gibt auf der Erde eine Menge Leute, die das tödliche Spiel verdammen, aber auf der anderen Seite müssen sie einsehen, daß es der einzige Ausweg aus einem Dilemma ist, das dem Menschen von Natur aus aufgezwungen wurde. Seit Beginn der Geschichte hat sich der Mensch nur behaupten können, weil er kämpfte. Der Kampf ums Dasein steckt ihm im Blut. Auch heute noch, obwohl wir das geworden sind, was wir ›zivilisiert‹ nennen. Die Todesspiele wurden der Ersatz für kriegerische Auseinandersetzungen. Der Ersatz für selbst erlebten Nervenkitzel – soweit es die Zuschauer angeht. Es gab immer wieder Proteste, die sich in erster Linie gegen die professionellen Freiwilligen richteten, die an den Spielen teilnahmen. Die Regierung zog die Konsequenzen und erarbeitete ein Gesetz,

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