Todesschach
entscheidenden Schlag vor, um die dekadente Sippschaft, aus der unsere sogenannte Regierung besteht, zum Teufel zu jagen. Und Sie, was wollten Sie? Abwechslung, Aufregung, Nervenkitzel, nicht wahr? Gut, sollen Sie haben, aber seien Sie vorsichtig, denn diesmal geht es wirklich um Ihr Leben, nicht Um ein Schauspiel mit dem Narren Grödig! Vielleicht ist das Exekutionskommando schon unterwegs zu Ihnen – glauben Sie nur nicht, daß es mit der Verurteilung zum Todesschach abgeht.«
Grödig pausierte und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»Donnerwetter«, sagte Bender gepreßt. »Diesmal machen sie es aber verdammt echt! Fast hätte ich geglaubt …«
»Ich glaube es auch jetzt noch, Bender«, unterbrach ihn Larko.
Bender starrte ihn an. Er wurde etwas blaß.
»Sie meinen doch wohl nicht …?«
Larko nickte.
»Ich fürchte, da ist etwas passiert. Wir sollten uns sofort mit Breda in Verbindung setzen. Wenn einer etwas weiß, dann er.«
Auf dem Bildschirm wechselten die Szenen in schneller Folge.
Die erklärenden Worte sprach Grödig höchstpersönlich.
»Wie Sie sehen können, wurden die Wachmannschaften, die das Gebäude isolierten und von der Außenwelt abschirmten, von meinen Leuten festgenommen. Weitere Gruppen der Untergrundbewegung stoßen zu uns. Ich muß zugeben, von der Entwicklung selbst überrascht worden zu sein. Ich wiederhole: Man hat mich getäuscht, und ich werde die Verantwortlichen erbarmungslos zur Kasse bitten. Sie müssen zahlen, und der Preis wird ihr Leben sein. So, Mitbürger, kommen Sie endlich zu einem echten Schauspiel, denn soweit ich die Mentalität der jetzigen Generation begreife, ist es die Grausamkeit und der Mord, der ihr friedliches Leben lebenswert macht. Damals, als ich mein normales Leben lebte, sehnten wir uns alle nach dem Frieden. Sie haben ihn heute. Und Sie sehnen sich nach Blut. Der Mensch, fürchte ich, wird niemals zufrieden sein. Was man ihm auch gibt, er wird immer wieder etwas anderes wollen. Ich war Ihr Narr, Mitbürger, von nun an werde ich Ihr Herrscher sein, und Sie können sich darauf verlassen, daß ich Ihnen genau das geben werde, was Sie haben wollen – aber keine falschen Bilder, alte Filme, Komödien, sondern Realität, harte, furchtbare Realität. Sie werden zufrieden sein mit mir – solange, bis Sie selbst an der Reihe sind. Wenn Sie die Schritte der Sicherheitsbeamten vor Ihrer Wohnungstür hören, können Sie Ihr Bildgerät abschalten. Es sind genügend andere da, die Ihre Hinrichtung genießen werden. Sie haben es nicht anders gewollt.«
Grödig schwieg. Er blätterte durch sein Manuskript, als suche er eine ganz bestimmte Stelle. Larko nutzte die Pause.
»Nun, Bender, was ist mit Breda? Ich fürchte, das ist kein Spaß mehr. Und wenn es einer ist, geht er zu weit.«
Bender deutete zum Visiphon.
»Überlegen Sie logisch, Larko. Wenn es ein Spaß ist, wird Breda informiert sein und uns auslachen. Ist es aber keiner, dann weiß er in diesem Augenblick auch nicht mehr als wir. Wir müssen warten, wir haben keine andere Wahl.«
»Immerhin könnte Breda uns sagen …«
»Morgen, Larko, nicht heute. Morgen fragen wir Breda. Ruhig jetzt, es geht weiter.«
Grödig schien gefunden zu haben, was er suchte.
»Wer sich neutral verhält, hat nichts zu befürchten – das wollte ich Ihnen noch sagen. Alle Mitglieder meiner verbotenen Geheimorganisation rufe ich hiermit auf, die Kontrollen über die örtlichen Behörden zu übernehmen. Notfalls ist mit Gewalt vorzugehen. Der Palast ist fest in meiner Hand, und wie jeder weiß, ist er uneinnehmbar. Er war es vorher für meine Freunde, er ist es jetzt für meine Gegner. Und nun wünsche ich Ihnen eine gute Nacht. Doch achten Sie auf die Schritte vor Ihrer Tür. Sie könnten Ihren Tod bedeuten.«
Der Bildschirm erlosch jäh von einer Sekunde zur anderen.
Bender und Larko starrten gegen die dunkle Fläche und warteten auf eine Erklärung, irgendeine Beruhigung, aber sie kam nicht. Der Schirm blieb dunkel. Die Stationen hatten abgeschaltet.
Alle Stationen!
Bender holte tief Luft.
»Verflucht!« sagte er. Und dann noch einmal: »Verflucht! Wir hätten diesen Grödig rechtzeitig aufs Schachfeld schicken sollen!«
Larko schüttelte den Kopf.
»Das wäre keine Lösung für unsere Probleme gewesen. Ich fürchte, nun wird er uns in die Arena schicken, einen nach dem anderen, Sie und mich – und eines Tages auch Breda.«
Oberst Rangel nickte Dr. Holgers, dem technischen Leiter der vereinigten
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