Todesschach
aber Sie können sie vergessen. Es ist so, als hätte es den Zwischenfall niemals gegeben.«
»Ich habe ihn aber getötet, Oberst. Mein Gewissen …«
»… Ihr Gewissen wäre nicht ruhiger, wenn Sie es nicht getan hätten. Noch einmal: Vergessen Sie es, Mira. Und nun wünsche ich Ihnen eine gute Heimkehr zur Erde – und viel Glück bei den Spielen. Ich weiß, daß Sie es schaffen werden.«
»Alles Gute«, hatte sie ihm gewünscht und seinen Händedruck fest zurückgegeben.
Und nicht: ›Auf Wiedersehen!‹
Sie waren drei Frauen und zehn Männer. Keine glückversprechende Zahl, dachte Mira, als die Rakete sanft aufsetzte und der Antrieb verstummte. Dann kamen zwei vergitterte Wagen und holten sie ab ins Sicherheitsministerium. Es war das gleiche Gefängnis, in dem Miras Reise begonnen hatte.
Zwei Tage lang geschah nichts, dann erhielten die Gefangenen eine schriftliche Mitteilung, die von Breda höchstpersönlich unterschrieben worden war.
Sie lautete:
»Durch unvorhergesehene Ereignisse wurde die Auswahl zu den Schachspielen vorübergehend eingestellt. Mit Wirkung vom heutigen Tag an ist der Stop aufgehoben. Sie haben zu warten, bis Sie von einem der anerkannten Spieler angefordert werden. Diese Anforderung erfolgt namentlich. Breda.«
Das war alles.
Mira starrte auf das vergitterte Fenster, das zum Gang führte.
Warten.
Sie konnte nur noch warten und hoffen, daß zwei Menschen, die sich in jeder Beziehung eng verbunden fühlten, auch in gleichen Bahnen dachten und handelten.
*
Breda leitete den Angriff auf den Grödig-Palast höchstpersönlich.
Seiner Initiative war es zu verdanken, daß nicht das Militär eingesetzt wurde, sondern die geschulten Streitkräfte des Sicherheitsministeriums. Er rechnete mit hartem Widerstand der Grödigtreuen, wurde jedoch angenehm enttäuscht.
Zwar eröffneten die Wachtposten das Feuer auf die Angreifer, aber Breda entdeckte sofort die hinter der Mauer aufgebauten Fernsehkameras, und als er das Programm einschaltete, erkannte er seinen eigenen Hubschrauber im Zentrum des Bildes.
Wenn das die Idee eines Fernsehheinis ist, dann ist es eine gute Idee, dachte Breda und schwankte zwischen Bewunderung und Ärger. Immerhin jedoch wurden Menschenleben dabei gefährdet, und es handelte sich dabei nicht um Freiwillige.
Die Sicherheitstruppen erwiderten das Feuer, und bald war ein regelrechtes Gefecht im Gange. Breda gab vom Hubschrauber aus seine Anweisungen. Zum Glück besaß die Palastwache keine Flugabwehrgeschütze. Die Gewehrkugeln prallten wirkungslos von der starken Panzerung ab.
Eine Stunde später stürmten die Angreifer den Palast und besetzten ihn. Es hatte nicht viel Verluste gegeben. Während sich die Ärzte um die Verwundeten kümmerten, landete Breda und begab sich sofort in den Palast. Oberst Rangel, Kern und Dr. Holgers waren festgenommen worden.
Grödig hingegen war spurlos verschwunden.
Breda betrachtete die drei Männer stirnrunzelnd, dann schickte er die Wachen aus dem Raum.
»Wessen Idee war das?« erkundigte er sich ruhig.
Kern warf Rangel einen Blick zu. Der Oberst sagte:
»Es war meine Idee, Breda, aber ich glaube, die Unterstützung einiger weitdenkender Männer gefunden zu haben. Vielleicht handelten wir aus verschiedenen Motiven heraus, aber das dürfte nun wohl auch egal sein. Die Welt hatte ihre Show, mehr wollten wir nicht. Schade nur ist, daß Grödig Bescheid weiß und nicht mehr mitmachen wird. Das Spiel mit der Weltmacht ist beendet.«
Breda schüttelte den Kopf.
»Ich fürchte, es beginnt erst. Grödig ist geflohen.«
Rangel starrte den Sicherheitsminister fassungslos an.
»Geflohen? Das ist unmöglich. Wie sollte er aus dem Palast herausgekommen sein?«
»Wir werden es herausfinden. Jedenfalls ist er verschwunden. Ich halte es für möglich, daß Leute der Untergrundbewegung ihre Hand im Spiel haben.« Er sah Kern an. »Wer sind Sie?«
»Ingenieur Kern. Ich habe Oberst Rangel unterstützt, weil ich den Schock für heilsam hielt. Verstehen Sie mich richtig, Breda, aber nur ein echter Schock kann meiner Meinung nach eine positive Wirkung auf die Menschheit haben.«
»Also ein Weltverbesserer!« Breda schüttelte den Kopf. »Sie müssen alle blind sein, sich auf ein derartiges Risiko einzulassen. Kern, Sie gehören der verbotenen Organisation an?«
»Ja.«
»Und Sie wollten Grödig zur Macht verhelfen?«
»Nur scheinbar, Breda. Um die Menschheit aufzuwecken.«
»Das ist doch alles purer Unsinn!« fuhr Breda ihn
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