Todesschrein
Johannesburg. Sobald das Geld auf sein Konto überwiesen war, wäre seine Beteiligung beendet.
Cabrillo nahm den Anruf auf dem Mobiltelefon entgegen, während er zu seinem Mietwagen ging.
»Die Hawker hat soeben die Mittelmeerküste überflogen«, meldete Max Hanley. »Sieht so aus, als nehme sie Kurs auf Rom.«
»Ruf Overholt an und bitte ihn, die Maschine beschlagnahmen zu lassen, wenn sie in Rom landet«, verlangte Cabrillo. »Vielleicht hat sich Hickman entschlossen auszusteigen.«
»Das bezweifle ich, Juan«, sagte Hanley.
»Ich eigentlich auch«, gab Cabrillo zu. »Ich würde sogar wetten, dass er genau dies nicht tut.«
»Wie will er dann seine Flucht schaffen?«
Cabrillo überlegte einige Sekunden lang. »Ich glaube gar nicht, dass er das vorhat – ich vermute, er plant eine Selbstmordaktion.«
Sekundenlang blieb die Leitung still. »Wir werden das in unsere Überlegungen mit einbeziehen«, sagte Hanley schließlich.
»Ich muss jetzt Schluss machen, ich bin mit dem Mossad verabredet«, sagte Cabrillo. »Ich ruf dich nachher wieder an.«
Die Sonne ging unter, während der alte Perlenfischer mit Hickman an Bord in Khalij as-Suways am nördlichen Ende des Roten Meers einlief. Die achthundert Kilometer weite Reise von Rabigh war langsam, aber stetig verlaufen, und das Schiff würde an diesem Abend wie geplant den Suezkanal erreichen. Es war klein und eng, und Hickman hatte die Reisezeit entweder im kleinen Führerstand neben dem Steuermann oder auf dem Achterdeck verbracht, wo die Luft nicht vom Qualm der dünnen Zigarren verpestet wurde, die der Skipper ständig rauchte.
Der Stein Abrahams lag eingewickelt in eine Zeltplane auf dem Deck neben Hickmans einziger Reisetasche, die ein paar frische Kleider, einige Toilettenartikel und einen Ringhefter enthielt, in dem Hickman während der Reise immer wieder gelesen hatte.
»Hier sind meine Ergebnisse«, verkündete Julia Huxley, während sie den Kontrollraum betrat. »Ich habe die Fotos, die Michael und die anderen in Maidenhead gemacht haben, überarbeitet, und zwar habe ich die Gasmaske entfernt und mit Hilfe eines biometrischen Computerprogramms ein Komposit erzeugt.«
Max Hanley nahm die Disk entgegen und reichte sie an Eric Stone weiter, der sie in das Laufwerk des Hauptcomputers einlegte. Ein Bild erschien auf dem Monitor.
»Verdammt«, sagte Hanley, »der sieht überhaupt nicht so aus, wie es in den Gerüchten heißt.«
»Es ist geradezu unheimlich«, pflichtete Julia Huxley ihm bei, »aber es erscheint durchaus logisch. Wenn ich so menschenscheu wäre wie Hickman, würde ich natürlich auch dafür sorgen, so normal und durchschnittlich wie irgend möglich auszusehen – auf diese Weise würde ich nirgendwo auffallen.«
»Ich glaube, dieser Vergleich mit Howard Hughes war reiner Blödsinn«, meinte Eric Stone.
»Klick mal weiter, Stoney«, bat Julia Huxley.
Stone gab die entsprechenden Befehle ein, und das dreidimensionale Abbild eines Mannes erschien auf dem Bildschirm.
»Dies ist eine Simulation seiner Bewegungen«, erklärte Julia Huxley. »Jedes Individuum hat ganz typische Bewegungsabläufe. Wisst ihr eigentlich, was die Sicherheitsdienste der Kasinos als Merkmal benutzen, um Falschspieler zu identifizieren?«
»Was denn?«, fragte Eric Stone.
»Ihren Gang«, antwortete Julia Huxley. »Jemand kann sich verkleiden, seine äußere Erscheinung verändern, ja sogar bestimmte, ganz typische Bewegungen unterdrücken – aber niemand denkt daran, sich einen anderen Gang anzugewöhnen.«
Eric Stones Finger flogen über die Tastatur, das 3-D-Bild auf dem Monitor ging los, drehte sich und bewegte die Arme.
»Wir sollten eine Kopie davon anfertigen und sie Overholt schicken«, schlug Hanley vor. »Er kann sie an die zuständigen israelischen Organe weiterleiten.«
»Ich überlagere das Ganze mit den Kamerabildern vom Suezkanal«, bot Eric Stone an.
»Dann tu das«, sagte Hanley.
Zur gleichen Zeit, als Hanley die Bilder von Hickman betrachtete, verließen acht Männer ein Flugzeug, das sie von Katar nach Riad gebracht hatte, und gingen ungehindert durch die Zollkontrolle. Sie versammelten sich vor der Gepäckausgabe und stiegen in einen weißen Chevrolet Suburban, den das Außenministerium vom Angestellten einer 01-gesellschaft ausgeliehen hatte.
Dann fuhren sie zu einem Versteck, um dort auf den Einbruch der Nacht zu warten. »Wir können heute Abend erledigen, was Sie wünschen«, sagte der Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad,
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