Todesspiel
klingeln.
»Sie haben ihn immer wieder gedrängt, seine Aussage zu ändern«, sagte Walsh.
»Mir ging es nur um Klärung, Sir«, antwortete Christa. Walsh nickte, als sei Klärung ein allgemeines Ziel. Sie hatte einiges über ihn gehört, hatte in der Zeitung über ihn gelesen, nachdem er nach Washington berufen worden war. Der ehemalige Marineoffizier, der bei einem Terroranschlag in Kairo schwer verletzt worden war, hatte sich als Staatsanwalt in Los Angeles einen Namen gemacht, als er eine einheimische El-Kaida-Zelle ausgehoben hatte. In Anaheim hatte er für das Amt des Bürgermeisters kandidiert und die Wahl verloren, und es hieß, er sei ehrgeizig, ein Aufsteiger, ein enger Vertrauter des Justizministers. Christa schätzte Walsh auf höchstens fünfunddreißig, aber er besaß die harte Ausstrahlung des geborenen Strafverfolgers. Hohe Wangenknochen, weiße, ebenmäßige Zähne, hellblaue Augen, schlampig geknotete Krawatte.
»Ich werde mich mit jedem von Ihnen einzeln unterhalten, um Sie kennenzulernen und um Ihnen zu erklären, wie wir von jetzt an vorgehen werden. Alle Mitarbeiter der Abteilung Hasskriminalität werden im Kampf gegen den Terrorismus eingesetzt.«
Seine Augen leuchteten wie die eines Kreuzritters, dachte Christa. Als müssten sie es alle als Ehre empfinden, für ihn arbeiten zu dürfen. Sie hatte bei dem Anschlag auf das World Trade Center Freunde verloren und war voll und ganz dafür, Terroristen zu jagen. Sie hatte jedoch festgestellt, dass alle anderen möglichen Motive leicht aus dem Blickfeld verschwanden, wenn das Etikett »Terrorismus« erst einmal vergeben war.
»Wir können hier viel Gutes bewirken, Christa.«
Was will er damit sagen? Dass wir bisher keine gute Arbeit geleistet haben?
»Ich werde Ihnen eine spezielle Aufgabe zuteilen, aber zuerst werde ich Ihnen einiges über John Adams Evans erzählen. Das bleibt natürlich unter uns. Streng geheim. Haben wir uns verstanden?«
Er zieht mich vom Verhör ab.
Sie schaute Jared an, der nur den Kopf schüttelte, um ihr zu verstehen zu geben, sie solle den Mund halten und einfach zuhören.
»John Evans war einer der effektivsten Streiter im Kampf gegen Drogen, die dieses Land je hatte. Und der Kampf gegen Drogen«, sagte Walsh und schob demonstrativ seine Finger zusammen, »ist gleichbedeutend mit dem Krieg gegen den Terror. Jedes Jahr fließen 65 Milliarden Dollar Drogengeld in die USA. Davon fällt ein Riesenbatzen für terroristische Vereinigungen ab. Die tauschen Drogen gegen Waffen. Wenn wir die Drogenkartelle besiegen, besiegen wir den Terrorismus. – Jared, das Diagramm.«
Jared trat hinter den Schreibtisch. Auf dem Diagramm, das er ausrollte, war unter der Überschrift »Der Kampf gegen den Drogenmarkt … Die 40 wichtigsten internationalen Zielobjekte« eine Organisationspyramide abgebildet.
»Evans hat uns geholfen, die Zielobjekte zu identifizieren«, sagte Walsh.
»Ich dachte, er wäre privater Berater gewesen«, sagte Christa.
»Privat! Öffentlich! Solche Etiketten haben überhaupt keine Bedeutung mehr. Seit der Einführung des Drug & Terrorism Fusion Program steht es uns frei, jede Unterstützung von privaten oder staatlichen Organisationen in Anspruch zu nehmen. Evans hat zu unterschiedlichen Zeiten sowohl für die einen als auch für die anderen gearbeitet.«
Mit einem Laserpointer zeigte er auf das Diagramm. Christa las die Worte »El Kaida«, »Hisbollah«, »Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia«. Darunter: »Ausrüstung«, »Munition«, »Radar«.
»Es wird Sie vielleicht wundern zu erfahren, dass nach Einschätzung des Außenministeriums siebzehn der sechsunddreißig wichtigsten ausländischen Terrororganisationen in den Drogenhandel verwickelt sind. Auf diese Weise finanzieren sie sich.«
»Wollen Sie damit sagen, dass Evans für das Außenministerium gearbeitet hat?«
»Und für die DEA. Beide Institutionen beraten das Weiße Haus im Kampf gegen den Drogenhandel. Evans hat im Nahen Osten und in Lateinamerika für die DEA gearbeitet. Er war sehr vertraut mit der Drogenlandschaft und hat eng mit wichtigen Verbündeten zusammengearbeitet. Es ging um Fragen wie: Wo landet unser Geld? Wie setzt man es am besten ein? Es ging um Waffen, Flugzeuge und neue Straßen in Drogengebiete, die den Truppen schnelle Vorstöße ermöglichen.«
»Warum sind Sie sich so sicher, dass wir es mit Arabern zu tun haben?«, fragte Christa.
Walsh blinzelte. »Gut. Sie lässt sich nicht beirren.« Er drehte sich zu
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