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Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.Scott Reiss
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acht Jahren illegal in die USA eingereist war, war er zusammen mit elf weiteren Männern in einem Van auf genau dieser Straße nach Norden gefahren.
    »Mögen Sie Baseball, Esteban?«, fragte der Marshal namens Kukulka, ein massiger, freundlicher Mann. Esteban war aufgefallen, dass Kukulka bei allen, denen sie begegnet waren, ziemlich beliebt war: bei Polizisten, FBI-Leuten, Automechanikern.
    Jetzt schaltete er das Radio ein, wo ein Spiel zwischen den Mets und den Cardinals übertragen wurde.
    »Sollen wir kurz anhalten, damit Sie mal austreten können?«
    Den ganzen Tag lang war er abwechselnd von verschiedenen Leuten verhört worden. Seit er ihnen gesagt hatte, dass es sich bei dem Mann, der ihn angesprochen hatte, um einen Araber handelte, waren sie nett zu ihm. Es könnte sogar stimmen. Je mehr die Amerikaner darauf beharrten, desto wahrscheinlicher schien es ihm. Schließlich kannten die sich mit Arabern aus und er nicht. Und sie waren sich anscheinend sehr sicher.
    Er musste an die grauenhaften Tatortfotos mit den Leichen von Mr und Mrs Evans und dem kleinen Kind denken …
    »Hey, Esteban, mögen Sie Pizza?«
    Als könnten sie ihm mit einer Pizza eine Freude machen. Als wären die Marshals Neuman und Kukulka alte Freunde von ihm.
    Im Radio hatte der berühmte Shortstop der Mets, Jose Reyes, die erste Base erreicht. Ein unglaublich schneller Läufer. Alle Zuschauer im Stadion und vor dem Fernseher und alle Zuhörer am Radio, selbst die Spieler der Gegenmannschaft, warteten darauf, dass er die zweite Base erreichte.
    »Los geht’s!«, schrie der Sprecher.
    Esteban hielt den Atem an. Reyes war ein Entfesselungskünstler, einer, der schnell genug war, um der Zeit, der Kultur und der Armut davonzulaufen. Reyes würde es bestimmt gelingen, aus diesem Auto zu entkommen und diesen beiden Männern zu entwischen.
    »Er hat’s geschafft !«, schrie Neuman.
    Das Stadion tobte. Dann schaltete Kukulka auf einen anderen Sender um, wo gerade die Nachrichten liefen. In der Bronx war es erneut zu Ausschreitungen gegen Ausländer gekommen, und ein muslimischer Arzt aus Indien war von einer Jugendbande zusammengeschlagen worden.
    Letztes Jahr Weihnachten hat Mrs Evans mir zweihundert Dollar geschenkt. Und sie hat mir immer ihre abgelegten Kleider für meine Frau gegeben.
    »John Walsh, der neue Chef der Abteilung für Hasskriminalität, sprach von mehreren aussichtsreichen Spuren, denen seine Leute im Fall der Evans-Morde nachgehen«, sagte der Nachrichtensprecher.
    Ich wünschte, ich könnte mich besser an den Mann erinnern, der mir seinen Ausweis gezeigt hat. Heute habe ich so viele unterschiedliche Akzente gehört.
    Die beiden Marshals meldeten sich alle halbe Stunde per Funk bei ihrem Vorgesetzten. Neuman schaute stumm aus dem Fenster, während Kukulka begeistert von seinen Kindern erzählte.
    Nach einer Weile waren keine Raffinerien mehr zu sehen, sie verließen die Interstate und fuhren über schmalere Straßen durch eine Gegend, wo vereinzelt Farmhäuser standen. Schließlich bogen sie auf einen Feldweg ein und rumpelten durch einen Kiefernwald. Die Fahrrinnen waren gefüllt mit den abgefallenen Nadeln der Krüppelkiefern.
    »Noch ungefähr fünfhundert Meter«, sagte Neuman in sein Funkgerät.
    Sie fuhren mit offenen Fenstern. Sie gelangten auf eine Lichtung, auf der ein weißes, zweistöckiges Holzhaus mit einer windschiefen Veranda stand. Vor dem Haus standen sechs Männer neben großen, schwarzen SUVs. Die Männer trugen graue Anzüge und dunkle Sonnenbrillen. Als der Ford hielt, kamen die Männer ihnen entgegen.
    »Was zum Teufel soll das?«, fragte Neuman. »Sind die Typen vom FBI?«
    »Wieso kriegen die SUVs?«, fragte Kukulka.
    Neuman prüfte sein Funkgerät und sagte zu Kukulka: »Funkloch. Scheißgerät.«
    Sie wirkten nicht beunruhigt, eher verwundert und gereizt. Kurz darauf standen die Marshals und die Männer in Anzügen draußen und stritten sich. Aus Gesprächsfetzen, die er aufschnappte, schloss Esteban, dass die anderen Männer ihn mitnehmen wollten. Davon wussten die Marshals offenbar nichts. Der Streit zwischen den Männern interessierte Esteban nicht weiter. Seit zwei Tagen wurde er von einem zum Nächsten weitergereicht – von Streifenpolizisten an Detectives, weiter an den schwarzen Vernehmer, an die Frau, die nett zu ihm gewesen und dann verschwunden war, an all die Leute mit arabischem Akzent, dann an die beiden Marshals.
    Die Männer in den Anzügen standen inzwischen so um die beiden Marshals

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