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Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.Scott Reiss
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nicht, dachte Rubens.
    Um zehn Uhr gingen die Glastüren an den Theatern rund um die Plaza auf. Menschen strömten heraus wie Termiten, plaudernd, lachend, auf dem Weg in Restaurants, Bars, Schlafzimmer.
    Das ist meine letzte Chance, dachte er. Er hatte sich die Gesichter auf den Fotos eingeprägt. Sein Blick huschte über die Menge. Es waren einfach zu viele. Er sah ein asiatisches Gesicht. Ein schwarzes. Das war schlimmer, als ein Buch mit Fahndungsfotos durchzusehen. In diesen Büchern hielten die Gesichter wenigstens still, so dass man sie in Ruhe betrachten konnte.
    Leute rempelten ihn, drehten sich beim Weitergehen entnervt nach ihm um, weil er sich nicht von der Stelle rührte. Plötzlich klopfte ihm jemand auf die Schulter. „Haben Sie Feuer?“, fragte eine hübsche Blondine.
    „Ich rauche nicht.“
    Sein Frust verursachte ihm Magenschmerzen. Hierherzukommen war eine bescheuerte Idee gewesen. Tommy hatte recht. Es bestand nicht die geringste Chance, dass fünf Amateure unter all den Gesichtern auf der Plaza ein bestimmtes entdecken konnten.
    Rubens ließ die Schultern hängen. Er ging dem Menschenstrom entgegen, bis er den Brunnen erreichte, und setzte sich auf den marmornen Rand. Er fühlte sich geschlagen.
    Menschen schoben sich an ihm vorbei. Ein Mann starrte ihn an, ging jedoch weiter. Ein Mann kam ihm bekannt vor. Nein, doch nicht. Nixon und Claudionei gesellten sich zu ihm. Sie schauten ihn entschuldigend an, als wollten sie sagen, wenn sie besser aufgepasst hätten, hätten sie Tommys Zeugen gefunden.
    „Es ist nicht eure Schuld“, sagte Rubens.
    „Und was machen wir jetzt?“, fragte Tommy, der ebenfalls zu ihnen kam.
    Tja, was sollten sie jetzt machen? Er hatte den Gedanken daran, wie wenige Möglichkeiten ihnen blieben, einfach verdrängt. Die Limousinen setzten sich in Bewegung. Hinter den riesigen Fenstern der Theater sah er Putzkolonnen mit Staubsaugern hantieren.
    Rubens spürte den feinen Sprühnebel, der vom Brunnen herüberwehte. Die Nacht legte sich über die Stadt. Widerstrebend stand er auf. Er würde seinen Posten nicht verlassen. Vielleicht war einer der Männer auf dem Foto länger geblieben, vielleicht war ihm schlecht geworden und er war noch auf der Toilette. Oder telefonierte. Vielleicht hatte Rubens Glück und der Nachzügler kam allein aus dem Gebäude.
    Claudionei und Nixon hatten sich bereits auf den Heimweg gemacht. Katarina zögerte, spürte jedoch, dass er allein sein wollte, und schloss sich den beiden an. Nixon hatte auf der Plaza Gitarre gespielt und tatsächlich dreißig Dollar eingenommen. Er hatte angeboten, allen einen auszugeben.
    Tommy Kostos blieb bei Rubens am Brunnen.
    „Tommy, vielleicht sollten wir einfach aufgeben, wenn heute Nacht nichts mehr passiert. Ich haue ab, und Estrella bleibt.“
    „Würde sie denn ohne dich bleiben?“
    Er stellte sich vor, wie Estrella reagieren würde, wenn er ihr sagte, sie solle ohne ihn in New York bleiben. Er stellte sich vor, wie sie allein in einem Bus aus der Stadt hinausfuhr, um nach ihm zu suchen. „Du würdest sie anbinden müssen“, sagte er.
    Im Dschungel wuchsen Pflanzen in bestimmte Richtungen, aber nicht wegen besonderer Kenntnisse, sondern weil sie einen Überlebensinstinkt besaßen. Wenn er New York verließ, war alle Hoffnung verloren. Tommy und Rubens schlenderten ins Foyer des New York State Theater, das ganz in Marmor gehalten war. Es war kühl und menschenleer. Sie drehten eine Runde um die Plaza und betraten andere Foyers, ehe die Theater geschlossen wurden.
    Als sie im Foyer der Metropolitan Opera standen, musste Rubens an die Geschichten über das alte Opernhaus in Manaus denken, die sein Vater immer erzählt hatte. Auch hier gab es geschwungene Freitreppen und dicke Veloursläufer. In die mit weißem Marmor verkleidete hintere Wand waren in Goldbuchstaben unter der Überschrift „Patrons of Lincoln Center“ eine ganze Reihe von Namen eingelassen. Förderer des Lincoln Center.
    Patron. Dasselbe Wort gab es auf Brasilianisch. Da bedeutete es Chef.
    Er ließ den Blick über die Namen wandern: Rockefeller Foundation, Standard Oil Company of California, United Brands Foundation. United baute in Honduras Bananen an. Firestone Foundation, eine Firma, die Kautschuk verarbeitete. Chem Bank, ein Bankhaus, das Kredite für den Bau des neuen Staudamms zur Verfügung gestellt hatte, wie der Gouverneur Rubens einmal erzählt hatte.
    Rubens erstarrte. „Tommy?“, wisperte er.
    Dann, mit wild pochendem

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