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Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.Scott Reiss
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York verlobt hatte und hierhergezogen war. Nachdem der Mann sie sitzen gelassen hatte, war sie geblieben. Die ernste, hübsche dunkelhaarige Frau war in Rubens verliebt. Aber seit Rosas Tod hatte Rubens sein Herz für die Liebe verschlossen.
    „Geh in die U-Bahn-Station, Katarina. Halt dich in der Nähe der Drehkreuze auf. Geh aber nicht auf den Mann zu, falls du ihn entdecken solltest.“
    Claudionei Koch-Weser war ursprünglich mit einem Studentenvisum nach New York gekommen, hatte an der NYU Anthropologie studiert und das Studium nach einiger Zeit abgebrochen. Der gut aussehende Dreiundzwanzigjährige mit dem Wuschelkopf wohnte im Kellergeschoss, hatte keinen Job, schlief den halben Tag und schien trotzdem immer Geld in der Tasche zu haben. Rubens hatte ihn gewarnt, er solle nur ja keine Drogen ins Haus bringen.
    „Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Mein Vater?“, hatte Claudionei gefragt.
    „Nein. Dein Vater würde dich nicht grün und blau prügeln, wenn er dich hier mit Drogen erwischen würde. Ich schon“, hatte Rubens geantwortet.
    Aber trotz ihrer Meinungsverschiedenheiten kamen alle im Haus gut miteinander aus. Rubens hatte Claudionei im vergangenen Juli versorgt, als er mit einer schlimmen Grippe im Bett gelegen hatte. Vor einem Monat hatte Rubens Katarina zum Montefiore-Friedhof begleitet, um einem Totengräber den Marsch zu blasen, der Katarina ständig belästigte.
    Und Nixon? Als der junge Mann vor einigen Monaten zu ihnen gestoßen war, hatte Rubens ihn nach Jackson Heights begleitet, wo die Kolumbianer wohnten. In einer Ecke unter der Hochbahn standen rund um die Uhr Männer herum und verkauften Geburtsurkunden, Reisepässe und Sozialversicherungsnummern.
    Rubens hatte Nixon an den Stümpern vorbei in einen Friseurladen geführt. In einem Hinterzimmer hatte eine Frau für ein paar Geldscheine, die Nixon sich von Rubens geliehen hatte, ein paar Passfotos angefertigt. „Möchten Sie einen echten Führerschein oder einen gefälschten?“, hatte sie gefragt.
    „Die sehen doch gleich aus, wo ist der Unterschied?“
    „Ein gefälschter reicht, um ein Auto zu mieten oder einen Job anzunehmen. Aber falls Sie mal von der Polizei angehalten werden, brauchen Sie einen echten. Rubens hat einen echten, und so einer kostet fünfhundert jetzt und noch mal tausenddreihundert für den Mann bei der Kraftfahrzeugbehörde, der ihn ausstellt.“
    Nixon hatte sich einen gefälschten Führerschein gekauft. Er würde heute auf der Südseite des Lincoln Center Posten beziehen, in der Nähe der Juristischen Fakultät. Auf dieser Seite des Gebäudes gab es eine Open-Air-Bühne, wo Arlo Guthrie, der Protestsänger der sechziger Jahre, an diesem Abend ein Gratiskonzert geben und seine alten Antikriegslieder singen würde.
    Rubens und Tommy hatten die Mitbewohner belogen. Sie hatten behauptet, Tommy sei auf der Suche nach einem Zeugen, der womöglich im Lincoln Center auftauchen würde. Rubens hatte ein schlechtes Gewissen.
    Aber was bleibt mir anderes übrig? Wenn sie sich an die Anweisungen halten, droht ihnen keine Gefahr. „Geht nicht auf den Mann zu“, habe ich ihnen eingeschärft. „Passt auf, in welches Theater er geht. Ruft mich an, sagt mir, um welchen Mann auf dem Foto es sich handelt, und dann macht, dass ihr wegkommt. Von da an übernehme ich.“
    Inzwischen war es sieben Uhr. Immer mehr Theaterbesucher strömten auf die Plaza. Ringsherum gingen die Lichter an. Die Eingangshallen des New York State Theater, des Metropolitan Opera House, des Mitzi Newhouse Theater und des Vivian Beaumont Theater waren hell erleuchtet. Der Gebäudekomplex war wie eine kleine Stadt, in der ein dänisches Ballett, Mozart und ein kubanisches Filmfestival geboten wurden.
    Je mehr Leute eintrafen, desto geringer wurde die Chance, einen der Männer auf dem Foto in der Menge zu entdecken.
    „Geht auf eure Posten. Viel Glück“, sagte Rubens. Am Amazonas hatte er Wohnungen, Kneipen, Arbeitercamps und Plumpsklos überwacht. Polizeiarbeit war Beinarbeit. In amerikanischen Fernsehsendungen löste die Polizei ihre Fälle mit dem Mikroskop. Aber am Amazonas gab es keine Mikroskope. Ohne Beinarbeit löste man keinen Fall.
    Tommy stöhnte, begab sich jedoch brav auf seinen Posten. Er wurde unruhig, wenn er länger als fünfzig Minuten an ein und derselben Stelle stehen musste. New Yorker hatten eine Konzentrationsspanne wie Flöhe.
    Von wegen Jäger. Genau genommen waren Rubens’ Helfer Flüchtlinge. Bis auf Tommy.
    Rubens begab

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