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Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.Scott Reiss
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Afghanistan.“
    „Kritiker werfen Firmen vor, Privatarmeen aufzustellen. Ein Sprecher von Nestor kontert: „Wir haben das Recht, uns zu schützen, wenn wir in Krisengebieten arbeiten.“„
    „Gib mal Nestor und Honor Evans ein“, sagte Rubens.
    „Hab ich schon versucht, da kommt nichts.“ Tommy rieb sich das Kinn. „Könnte es sein, dass die Soldaten, die du in Bolivien gesehen hast, für Nestor gearbeitet haben? Ich meine, die haben immerhin Kisten verladen, auf denen sein Logo prangte, oder?“
    „Aber warum war das Logo überklebt?“
    Während Rubens die Artikelüberschriften überflog, überlegte er verzweifelt, mit welchem Zauberwort er die Suchmaschine in die richtige Richtung lenken konnte. Als er anfangs in New York im Internetcafé auf dem Ditmars Boulevard gesessen hatte, war es ihm so vorgekommen, als wären die Informationen im Internet glaubwürdiger als anderswo. Aber sie waren genauso unzuverlässig wie das, was Polizisten auf einer Wache jeden Tag zu hören bekamen. Und leider konnte man nicht nachhaken, sondern nur raten, was stimmte und was nicht.
    „Versuch’s mit John Adams Evans anstatt mit Honor Evans.“
    „Nichts.“
    „Versuch’s mal mit „Nestor“ und „Brasilien“.“
    Als Tommy die beiden Suchbegriffe eingab, bekam er achthunderttausend Einträge. Ein Doktor Nestor Kisilewski arbeitete als Radiologe in São Paulo. Nestor Kirchner, der Präsident von Argentinien, hatte vor einem Monat Brasilien besucht. Der Tennisprofi Daniel Nestor aus Toronto spielte in der kommenden Woche in Bahia.
    „Mist. Gib mal „Nestor-Gruppe“ und militärische Projekte“ ein.“
    Tommy stopfte sich eine Garnele in den Mund. Während er die Suchbegriffe eingab, betrachtete Rubens die Schnappschüsse aus dem Leben seines Freundes. Tommy in den achtziger Jahren in Harvard, ein schlanker Student mit Wuschelkopf, der ein Protestschild hochhielt: USA RAUS AUS EL SALVADOR. Unter den anderen Studenten auf dem Foto befand sich auch seine spätere Frau, die inzwischen an Krebs gestorben war. Auf einem anderen Foto war Tommy zusammen mit lauter Latinos in einer Streikpostenkette vor einer Hemdenfabrik in Brooklyn zu sehen. Auf dem Transparent, das sie hielten, stand: KRANKENVERSICHERUNG FÜR ALLE. Daneben ein Schnappschuss von Tommy und Jamie vom letzten August in einem ihrer Vater-und-Sohn-
Workcamps vor einer Armenklinik im ländlichen Louisiana. Tommy mit einem Fischbrötchen. Jamie zusammen mit ein paar weißen und schwarzen Kindern in verdreckten Latzhosen – die nordamerikanische Version der Kautschukzapferkinder. Jamie hatte eine Schaufel geschultert.
    „Wenn man seinen Kindern nichts beibringt“, sagte Tommy gern, „ist man selbst schuld, wenn später nichts aus ihnen wird.“
    Plötzlich merkte Rubens, dass Tommy sich vom Computer abgewandt hatte und auf den Fernsehbildschirm starrte.
    „Es tut mir leid, Rubens“, sagte er.
    „Für Hinweise im Mordfall Evans Belohnung ausgesetzt“, lautete der Untertitel.
    Rubens pochten die Schläfen. Er nahm die Fernbedienung und schaltete den Ton ein. Der Leiter der Abteilung Hasskriminalität, Sebastian Walsh, schien Rubens direkt in die Augen zu sehen. Er saß an einem Podium und beantwortete die Fragen von Journalisten, die alle durcheinander riefen wie Kinder im Kindergarten.
    An der Wand hinter Walsh erschien eine Schwarzweißzeichnung mit der Unterschrift „Tatverdächtiger“. Rubens dröhnte der Schädel.
    Walsh verkündete: „Für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, wird eine Belohnung von fünfzigtausend Dollar ausgesetzt.“
    „Der Typ auf der Zeichnung könnte jeder Zweite sein, der hier rumläuft“, sagte Tommy hastig.
    Rubens wusste es zu schätzen, dass Tommy versuchte, ihn zu beruhigen. Er betrachtete das Phantombild. Der Mann auf der Zeichnung trug einen Bart, das war gut, denn den hatte er abrasiert. Die Stirn stimmte, aber die Nase war zu lang. Die Zahnlücke befand sich auf der falschen Seite, das Haar war zu kurz. Der Zeichner hatte ihn nicht so gut getroffen, dass er auf der Straße auffallen würde, dachte Rubens. Aber ein guter Polizist würde ihn erkennen.
    »Die Polizei hat eine Telefonhotline für anonyme Hinweise eingerichtet«, sagte Walsh, während die Nummer auf dem Bildschirm eingeblendet wurde. »Jeder Anrufer erhält eine Nummer. Sollte ein Hinweis zur Verhaftung des Verdächtigen führen, wird der Anrufer von uns informiert und erhält die Belohnung.«
    »Keine Sorge. Wegen dieser Zeichnung wird

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