Todesspiele
der den Trailer fuhr, war Roger Tanner, sechsundachtzig Jahre alt«, erzählte Luke. »Seit den Achtzigern wird er polizeilich gesucht. Wegen Raubüberfalls, Diebstahls und zweifachen Mordes.«
»Was verbindet ihn mit Barbara Jean Davis?«, wollte Mary wissen.
»Die zwei Morde betrafen Bobbys Eltern«, erklärte Susannah, »Reverend Styveson und seine Frau Terri. Sie wurden in ihrem kleinen Pfarrhaus in Arkansas, wo Sty-venson gepredigt hat, zu Tode geknüppelt.« »Tanner war das Faktotum der Kirche«, sagte Luke. Er hatte auf der Rückfahrt doch nicht schlafen können, und so hatten er und Susannah sich die nötigen Informationen besorgt: Er hatte mit der Polizei in Arkansas telefoniert, während sie im Internet die öffentlichen Archive durchsucht hatte. »Man fand seine Fingerabdrücke überall, was natürlich niemanden verwunderte, da er ja Mädchen für alles war. Doch dann entdeckte man sein Vorstrafenregister.«
»Man ging davon aus, dass er für die Morde verantwortlich war«, fuhr Susannah fort, »da es keine anderen Verdächtigen gab und er einen Schlüssel zum Pfarrhaus besessen hatte. Nirgendwo waren Anzeichen von gewaltsamem Eindringen zu sehen. Bobby blieb unverletzt, obwohl sie aussagte, dass er sie überwältigt hätte.« Luke zuckte mit den Schultern. »Die Polizei vor Ort sagt, dass ihre Geschichte nicht zu den Beweisen passte, aber es gab eben auch keine Beweise, die sie belasteten. Aus jetziger Sicht würde ich sagen, dass beide schon damals gemeinsame Sache gemacht haben. Jedenfalls konnte Tanner nach der Beerdigung der Eltern entkommen und ist nie wieder aufgetaucht, und Bobby wurde nach South Carolina geschickt, wo sie bei der Schwester der Mutter unterkommen sollte.«
»Und wie sind sie in Dutton gelandet?«, fragte Nancy. »Wer weiß? Vielleicht wusste Bobby, wer ihr echter Vater war, und hat ihre Tante dazu gebracht, dorthin zu ziehen. Oder die Tante grollte Susannahs Mutter, weil sie die Sty-vesons aus Dutton vertrieben hatte, und brachte das Mädchen zurück, um sie an ihre Tat zu erinnern. Wir werden es wahrscheinlich nie erfahren.«
»Mir ist es anfangs komisch vorgekommen, dass es nie Gerüchte gab. Ich jedenfalls habe nie davon gehört, dass Bobbys Eltern ermordet worden sind oder dass sie die Tochter des ehemaligen Pastors war«, sagte Susannah.
»Normalerweise spricht sich so etwas in einer Kleinstadt sehr schnell herum, aber nicht einmal Angie Delacroix wusste, dass Bobby die Tochter der Styvesons war. In der Schule war sie bekannt als Barbara Jean Brown. Sie hatte also offenbar den Namen ihrer Tante Ida Mae Brown angenommen. Brown war der Familienname ihrer Tante, so dass niemand Bobby mit den Styvesons verband. Aus welchem Grund auch immer, aber die Tante hat das Geheimnis bewahrt.«
»Aber diese Tante ist weggezogen, nachdem Bobby Garth Davis geheiratet hat«, sagte Pete. »Und da verliert sich die Spur. Kein Job, keine Kreditkarten, keine Ticketbuchungen.«
»Vielleicht hat Bobby auch sie getötet« sagte Talia. »Aber wo sind ihre beiden Kinder?«, fragte Mary. »Wer hat auf sie aufgepasst, während sie die Truckerbordelle geleitet und junge Mädchen an reiche Männer verscherbelt hat?«
»Die Davis' hatten eine Nanny«, sagte Pete. »Eine Immigrantin, wahrscheinlich illegal hier. Ihr Englisch ist nicht allzu gut. Ich habe mit ihr gesprochen, als ich nach der Tante suchte. Sie hatte normale Arbeitszeiten - von neun bis fünf in der Woche. Sie erzählte, dass Bobby jeden Morgen das Haus verließ, um in ihrem Geschäft zu arbeiten -Innenausstattung und Dekosachen. Manchmal wurde das Kindermädchen gebeten, auch abends zu kommen, wenn Garth nicht da war und seine Frau einen Geschäftstermin hatte. Die Nanny schien an den Kinder zu hängen, und falls sie gewusst hat, wo sie sich aufhalten, dann hat sie es verflixt gut vertuscht.«
»Weitere Verwandte sind nur noch Garth Davis' Onkel Rob und seine Familie«, sagte Chase.
Pete schüttelte nachdenklich den Kopf. »Ich habe Rob Davis zwar gefragt, ob er wüsste, wo sie ist, habe sein Haus allerdings nicht durchsucht.«
»Aber würde Rob Davis Garths Kinder verstecken?«, fragte Chloe. »Ich dachte, sie könnten einander nicht ausstehen.«
»Das hat Kate uns erzählt, als sie am Donnerstagnachmittag hier war.« Luke warf Chase einen Blick zu, als wieder ein Puzzleteil an den richtigen Platz glitt. »Kate hat uns auf Mack O'Briens Spur gebracht.«
Chase rieb sich die Stirn. »Und wir haben uns manipulieren lassen wie die
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