Todesspiele
ihre Drecksarbeit erledigt«, sagte Charles scharf. »In ihrem jetzigen Gemütszustand macht sie einen Fehler und lässt sich erwischen, und dann verpasse ich meine Live-Show um vier.«
Atlanta,
Sonntag, 4. Februar, 9.30 Uhr
Unsicher blieb Susannah auf der Türschwelle zu Daniels Krankenzimmer stehen. Als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, war er noch auf der Intensivstation gewesen, und sie hatte ihre Wimperntusche auf sein Nachthemd verteilt. Jetzt fühlte sie sich unbehaglich und fast peinlich berührt.
Er lag im Bett, hatte die Augen geschlossen, während Alex an seiner Seite eine Zeitschrift las. »Wie geht's ihm?«, fragte sie Alex flüsternd.
»Ihm geht's gut«, sagte Daniel. Er schlug seine unglaublich blauen Augen auf, die eisig, herzlich oder traurig dreinblicken konnten. Nun waren sie herzlich. »Ich habe dich in den Nachrichten gesehen. Ihr habt die Mädchen befreit. Großartig.«
»Danke.« Susannah ließ sich auf eine Stuhlkante sinken und kämpfte den Fluchtinstinkt nieder. Luke stellte sich hinter sie und legte ihr die Hände auf die Schultern. Sie faltete ihre Hände im Schoß. »Daniel, ich muss dir etwas sagen, und es wird wohl ziemlich schockierend für dich sein.«
Daniel bedachte Luke mit einem galligen Blick. »Aha?«, fragte er misstrauisch.
»Entspann dich«, sagte Luke, ein Grinsen in der Stimme. »Ich habe sie nicht angerührt.«
Noch nicht. Susannah spürte die zwei Worte in der Luft hängen, und ihre Wangen wurden heiß, jedoch nicht aus Scham oder Furcht, sondern aus Erregung. Sie dachte an die Schachtel in seinem Schlafzimmer. Noch nicht. Es war ein Versprechen auf das, was kommen mochte. Aber nicht jetzt, dachte sie und konzentrierte sich wieder auf das, was sie zu sagen hatte. Und es würde ihrem Bruder sowohl Trost spenden als auch einen Messerstich ins Herz versetzen.
»Es geht um Frank Loomis«, platzte sie plötzlich heraus. Daniel runzelte die Stirn. »Was ist mit ihm?«, fragte er. »Wir waren letzte Nacht bei Angie Delacroix, weil wir uns ein paar Antworten erhofften, aber tatsächlich haben wir sehr viel mehr erfahren, als wir uns hätten vorstellen können. Sie sagt, sie habe jahrelang eine Affäre mit Frank Loomis gehabt, aber er habe sie nie heiraten wollen, weil er eine andere geliebt habe: Mutter.« Daniel blinzelte. »Unsere Mutter?«
»Ja. Und - wenigstens einmal beruhte dies auf Gegenseitigkeit.« Sie sog scharf die Luft ein und stieß sie geräuschvoll wieder aus. »Mein Vater ist nicht Arthur Vartanian. Sondern Frank Loomis.«
Daniel riss die Augen auf und blickte von Susannah zu Luke und zurück. »Bist ... bist du dir sicher?« »Ich habe Ed gebeten, die DNA zu vergleichen«, sagte sie. »Morgen wissen wir es genau.«
»Aber mit dieser Information ergeben andere Dinge plötzlich Sinn«, fügte Luke hinzu und drückte kurz ihre Schultern.
Susannah zögerte, dann nahm sie die Hand ihres Bruders. »Angie sagte, dass Simon vor dreizehn Jahren etwas Schreckliches getan hat, das sogar Frank nicht wieder hinbiegen mochte. Sie sagte, Mutter hätte ihn angefleht, es trotzdem zu tun. Für sie. Und seine leibliche Tochter. Und er hat es getan.«
»Er hat Beweise gefälscht und Fulmore ins Gefängnis gebracht«, sagte Daniel. »Und deswegen ist er diese Woche auch verschwunden. Er hat sich zurückgezogen und um sie getrauert.«
Susannah schwieg einen Moment, um ihrem Bruder Zeit zu geben, darüber nachzudenken und die Informationen zu verarbeiten. Und sie konnte genau nachvollziehen, wann Daniel verstand, was sie in Angies Wohnzimmer ein paar Stunden zuvor mit betäubender Klarheit ebenfalls begriffen hatte. Er riss die Augen auf und starrte sie entsetzt an. »Also wusste Mutter es«, flüsterte er heiser. »Sie wusste, dass Simon etwas mit dem Mord an Alex' Schwester zu tun hatte. Mein Gott, Suze. Sie hat es gewusst!«
»Und wenn nicht vom Mord«, fügte Susannah hinzu, »dann zumindest von der Vergewaltigung.« »Das habe ich mir auch gedacht«, sagte Luke, und Susannah fuhr zu ihm herum. »Warum hast du nichts gesagt?«
»Du warst so getroffen. So verletzt. Ich dachte, du wirst schon selbst darauf kommen, wenn du bereit dazu bist.« Einen Moment lang hielt sie seinen Blick fest. Seine Sorge rührte sie. Dann wandte sie sich wieder Daniel zu und wappnete sich. »Noch etwas, Daniel.« Er war bereits blass. »Noch etwas? Was noch?« »Ed hat Haare im Bunker gefunden, in dem Büro, in dem du angeschossen wurdest. Es ... die DNA ist deiner sehr
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