Todesspiele
das Charles hiergelassen hatte. Hatte Charles gewusst, dass Susannah das Mädchen gefunden hatte? Aber ... nein, Unsinn. Charles war hier gewesen und hatte Schach gespielt, als es passiert war. Charles wusste viel, aber auch nicht alles. Verflucht sei er, der alte Mann. Er spielt noch immer mit mir. Susannah Vartanian. Seit Jahren war sie Bobby ein Dorn im Auge, nur weil sie lebte und atmete. Heute hatte sie jedoch eine Menge mehr getan als nur zu atmen. Durch Susannah hatte das Mädchen überlebt. Und das Mädchen konnte sie alle zur Strecke bringen. Im Moment war die Gefahr neutralisiert, und die Krankenschwester musste wieder auf die Spur gebracht werden, das stand fest. Aber Susannah hatte eine Grenze überschritten. Es war höchste Zeit, den Dorn zu entfernen. Höchste Zeit, dass Susannah zu atmen aufhörte.
Aber zuerst musste sich Bobby mit Rocky auseinandersetzen. Das würde nicht schön werden. Vater hat es ja immer gesagt: Familie und Geschäft gehen nicht zusammen. Ich hätte auf ihn hören sollen.
8. Kapitel
Ellijay, North Georgia,
Samstag, 3. Februar, 2.15 Uhr
Luke, wach auf. Wir sind da.« Luke zwinkerte, bis seine Augen geöffnet waren. Special Agent Talia Scott drosselte das Tempo, bis der Wagen am Ende einer Sandpiste anhielt, die laut ihrer Karte zu Richter Walter Borensons Hütte führen sollte. »Ich habe nicht geschlafen«, sagte Luke. »Nur meine Augen ausgeruht.«
»Kannst du deine Augen dann nicht leiser ausruhen? Dein Schnarchen weckt ja Tote auf. Kein Wunder, dass es keine Frau bei dir aushält.«
»Na gut, vielleicht habe ich tatsächlich ein klein wenig geschlafen.« Und dass er das hatte, bezeugte, wie sehr er Talia vertraute. Sie waren schon sehr lange befreundet. Er warf einen Blick in den Rückspiegel. Chase fuhr direkt hinter ihnen, und zwei Vans bildeten die Nachhut. In einem Transporter befand sich das SWAT-Team, das Chase auf die Schnelle zusammengestellt hatte, im anderen die Spurensicherung aus dem örtlichen GBI-Büro. »Haben wir einen unterzeichneten Durchsuchungsbefehl?« »Ja«, sagte Talia. »Chloe hat zwar geschimpft, sie hätte morgen früh einen Termin und brauchte ihren Schönheitsschlaf, hat aber letztendlich doch alle Hebel in Bewegung gesetzt.«
Chloes Termin war bei Susannah, das wusste Luke. Bevor er eben eingeschlafen war, hätte er Talia fast von Susan-nahs Zeugenaussage erzählt. Talia hatte in den vergangenen zwei Tagen die überlebenden Opfer von Simons und Granvilles Vergewaltigungsclub befragt, und irgendwann würde sie ohnehin erfahren, dass auch Susannah ein Opfer war. Aber dann hatte er doch den Mund gehalten. Susannah verdiente eine gewisse Privatsphäre, bis sie ihre Aussage offiziell unterschrieben hatte.
»Chloe setzt immer alle Hebel in Bewegung«, sagte er und stieg aus. »Falls Granvilles Partner hier ist, dann sitzt er in der Falle. Es gibt nur diesen einen Weg, auf dem wir gekommen sind.«
Talia leuchtete mit der Taschenlampe über den Pfad. »Der Boden ist zu hart, um Reifenspuren zu erkennen.« Sie sog schnuppernd die Luft ein. »Und kein Holzfeuer.« Chase gesellte sich zu ihnen, während er die Riemen seiner Kevlarweste stramm zog. In der Hand hielt er zwei Nachtsichtgeräte und zwei Ohrhörer. »Für Sie beide. Wir nähern uns durch die Bäume. Ich gehe links herum, Talia rechts. Luke, Sie gehen von hinten ran. Falls jemand drin ist, soll er uns nicht kommen sehen.«
Luke dachte an den Bunker, an die toten Augen, die kreisrunden Einschusslöcher in der Stirn der Mädchen. Nein, auch er wollte diese Dreckschweine nicht warnen. »Dann los.«
Sie teilten das SWAT-Team in drei Gruppen auf und machten sich auf den Weg. Aber je näher sie der Hütte kamen, umso deutlicher wurde es, dass niemand dort war. Alles war dunkel, und die Umgebung wirkte verlassen. Hier war seit mehreren Tagen niemand mehr gewesen. Luke trat gleichzeitig mit Chase auf der anderen Seite der Straße aus der Baumreihe hervor. Stumm deutete Chase auf die Rückseite des Hauses, und Luke kam der Anweisung nach. Alles war still, bis er auf ungefähr zwei Meter herangekommen war. Plötzlich hörte er ein tiefes Grollen.
Oder vielmehr das Knurren eines Hundes. Auf der Veranda lag eine Bulldogge, die sich nun auf die Füße mühte, zur Kante der Veranda hinkte und die Zähne fletschte. »Wir sind in Stellung«, murmelte Chases Stimme in seinem Ohr.
Luke näherte sich vorsichtig. »Ganz ruhig, mein Junge«, sagte er freundlich. Der Hund wich Schritt für Schritt
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