Todesspirale: Roman (German Edition)
Sasha.«
Sasha horchte auf. »Warst du? Um wie viel Uhr?«
»Um vier.«
»Also, da hast du es. Ich war schon um Viertel vor vier fertig mit meinem Eistest. Wir haben uns wahrscheinlich ganz knapp verpasst.«
Connie musterte ihre Freundin nachdenklich. »Ich weiß nicht, was zum Teufel bei dir momentan los ist«, sagte sie leise. »Aber ich wünschte, du hättest genug Vertrauen, um es mir zu sagen.«
Sasha wünschte sich dasselbe, machte jedoch eine beschwichtigende Geste und wechselte das Thema. Mehr als alles auf der Welt wünschte sie sich, das tun zu können, weil es wundervoll wäre, ihren Kummer mit jemand anderem zu teilen.
Aber, oh Gott, ich kann nicht, gestand sie sich ein. Ich liebe Connie, und ich vertraue ihr. Aber sie ist nicht so aufgewachsen wie Lon und ich, so dass sie es nicht verstehen würde.
Und sie würde es nie, nicht in Millionen von Jahren, billigen, rechtfertigte Sasha schweigend ihre Haltung. Das ist eine Tatsache.
Lon Morrison lag auf seiner Pritsche und versuchte, die Tag und Nacht vorhandenen Geräusche in dem abgeschlossenen Bereich seines Zellenblocks auszublenden. Er träumte mit offenen Augen vom Eislaufen. Es war der sicherste Weg, die Zeit totzuschlagen, einer, den er beinahe täglich nutzte, seit er vor einigen Jahren hinter Schloss und Riegel gebracht worden war.
Er dachte daran, wie er mit Sasha über das Eis glitt, dachte an die Hebefiguren und Sprünge. Eislaufen mit Sasha hatte immer etwas Telepathisches gehabt, es war ein unerklärliches Phänomen, das sie zu den heißesten jungen Talenten machte, die die Turnierveranstalter im Eiskunstpaarlauf seit Jahren gesehen hatten. Das und der Einsatz von Sex und Rockmusik zu einer Zeit, in der man immer noch sittsam zu den Klängen von Johann Strauß über das Eis gewalzert war.
Sie standen kurz vor dem ganz großen Erfolg, er und Sasha, aber dann hatte er alles vermasselt. Er war hungrig gewesen, nachdem er sein Leben lang auf der schlechten Seite gelebt hatte. Er hatte mehr gewollt; er hatte es sofort gewollt; und was er am Ende für seine Mühe bekommen hatte, war... nichts. Kein Geld, keinen Ruhm... nur das Gefängnis. Nicht unbedingt das, was er geplant hatte.
Sasha hatte weitergemacht im Einzellauf der Damen. Sie hatte nicht gerade viele Möglichkeiten gehabt – der Skandal wegen seines Hafturteils hatte die Welt des Eiskunstlaufs erschüttert, ihr Ruf war ebenfalls ruiniert worden, und sie galt ziemlich lange als keinen Deut besser als er. Demzufolge war sie nicht gerade die ideale Kandidatin für einen potenziellen neuen Partner. Wenn sie Eiskunstläuferin bleiben wollte, musste sie wieder dahin zurück, wo sie angefangen hatte... solo.
Aber, verdammt noch mal, alles in allem hatte sie das Richtige gemacht; er hatte ihre Karriere nicht zusammen mit seiner zerstört. Sie hatte sogar an der Olympiade teilgenommen und die Silbermedaille gewonnen.
Hörte man sie allerdings davon erzählen, bekam man den Eindruck, dass dieser Erfolg der tragischste Augenblick ihres Lebens war – abgesehen von dem Tag, an dem er angeklagt wurde. Und zugegeben, die Goldmedaille um lausige zwei Zehntel Punkte zu verfehlen, war schon der Hammer. Was aber die Jobangebote, die sie seit der Olympiade bekommen hatte, nicht im Geringsten beeinflusst hatte. Dass sie kein Gold mit nach Haus gebracht hatte, war allen total schnuppe. Sie konnte sich vor Angeboten kaum retten, und für eine Olympiateilnehmerin zahlte sich der Profi-Eiskunstlauf echt aus.
Es war ein verdammt weiter Weg gewesen von Kells Crossing.
Sasha schickte ihm die Zeitschrift Skate , so dass er sich auf dem Laufenden halten konnte, was Sache war in der Szene. Es hatte eine Menge Änderungen gegeben beim Eiskunstlauf, seit er nicht mehr dabei war. Du meine Güte, irgendein Kanadier sprang tatsächlich einen vierfachen Toeloop. Einen vierfachen. Wie er es schaffte, sich nicht den Fußknöchel zu brechen bei der Landung, war Lon zu hoch, aber es war die Gelegenheit, die ganz dicke Kohle einzufahren. Allein mit dieser Leistung hatte der Kerl sich an die Spitze katapultiert.
Tja, was soll’s. Lon dachte nicht daran, vor Neid zu platzen. Er wurde bald entlassen, und dann konnte auch er das schnelle Geld machen. Es war alles da draußen, wartete nur auf ihn.
Alles was er brauchte, war ein bisschen Insiderhilfe. Und dafür hatte er Sasha.
Schwer gelangweilt verfolgte Mick Vinicor die Aktivitäten um sich herum. Mit unglaublich gemischten Gefühlen. Die gute Nachricht
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