Todesspirale: Roman (German Edition)
aber im Moment sitzt er noch.« McMahon tippte wieder auf die Frau auf dem Schnappschuss. »Ich möchte, dass Sie Miller festnageln.«
Mick spürte einen Hauch von Erregung, den er aber sofort unterdrückte. »Wenn sich beim ersten Mal herausgestellt hat, dass sie sauber war«, sagte er und spielte absichtlich den Advocatus Diaboli, »wie kommen Sie darauf, dass sie jetzt irgendwas damit zu tun hat?«
McMahon reichte ihm eine ganzseitige Werbung aus Variety für die kommenden Vorstellungen von Follies on Ice. Er zeigte auf das Foto von Sasha Miller. Mick beugte sich vor und studierte es sorgfältig. Er las ihren fett und in Goldbuchstaben gedruckten Namen unter einer Ganzkörperaufnahme und darunter, in kleinerer Schrift, US Champion und olympische Silbermedaillengewinnerin.
»Und jetzt sehen Sie sich die Reiseroute an«, empfahl McMahon.
Mick blätterte um und überflog den Inhalt. »San Diego, Los Angeles, Bakersfield, Fresno, San Jose, San Francisco«, murmelte er. Er musterte seinen Vorgesetzten. »Ich nehme an, dass die toten Junkies zu den Terminen passen, an denen die Eisshow in diesen Städten stattfand.«
McMahon zielte mit dem Finger wie mit einer Pistole auf ihn und tat, als drücke er den Abzug: »Sie haben’s erfasst.«
»Wie viele Kilo sind im Spiel?«, erkundigte sich Mick.
Zum ersten Mal machte McMahon den Eindruck, als sei ihm unbehaglich. »Ähm... siebzehn.«
»Oh, zum...« Mick schmiss die Akte angewidert auf den Schreibtisch und sah der Werbeseite hinterher, die auf die Tischplatte niedersegelte. »Rufen Sie die örtlichen Drogenspezialisten an«, riet er ausdruckslos. Die DEA kümmerte sich um Fälle, bei denen es um Tonnen von Heroin oder Kokain ging. Es sprach nicht gerade für den amerikanischen Lebensstil, dass sie so weit gekommen waren seit den siebzig Kilo, die vor nur zwanzig Jahren in der French Connection sichergestellt wurden.
McMahon schüttelte den Kopf. »Geht nicht. Die Show gastiert in jeder Stadt drei, vier Tage, bevor sie zur nächsten fährt. In den größeren Städten wie LA und San Francisco bleibt sie vielleicht eine Woche. Sie wird morgen in Sacramento erwartet, und wenn sie dort abfährt, fährt sie über die Grenze nach Oregon.«
»Dann soll das FBI sich darum kümmern.«
McMahon sah ihn stumm an, und Mick zuckte verlegen die Achseln. Das FBI versuchte immer, eine mit Drogen handelnde Organisation in einem einzigen Handstreich zu demontieren. Wenn die Hauptverantwortlichen identifiziert waren und genügend Beweismaterial vorlag, um sie anzuklagen, versuchten sie, alle Hauptakteure und Schlüsselfiguren auf einmal zu inhaftieren. Eine kleine unabhängige Eisläuferin interessierte nicht die Bohne, auch wenn deren Produkt Junkies schneller umbrachte als man Habeas Corpus aussprechen konnte. »Mist«, knurrte Mick sauer.
McMahon blickte auf das Foto von Sasha Miller auf dem Schreibtisch. »Mann, sie hat mich echt zum Narren gehalten«, gab er zu. »So rein wie neugefallener Schnee, würde man sagen.« Er runzelte die Stirn und kratzte sich am Kopf. »Na ja, nein, das stimmt nicht ganz. Sie sollten dieses Mädchen laufen sehen, Vinicor. Die Kleine ist so heiß, dass es mich wundert, dass das Eis nicht schmilzt – verdammt, ich wusste gar nicht, dass so etwas erlaubt ist in einer Eisshow, die für die ganze Familie ist.«
Er schüttelte die Erinnerung ab und sah seinen Agenten an. »Aber ich sage Ihnen ehrlich, als es um den Betrug ging, hätte ich schwören können, dass sie aufrichtig war und wirklich nicht wusste, was ihr Partner so trieb. Seine Verhaftung schien sie echt umzuhauen.« Er fluchte leise und schüttelte wieder den Kopf. »Bestimmt alles nur Show, schätze ich. Es gibt eben keine größeren Narren als alte Narren.«
»Nehmen Sie es nicht so schwer«, riet Mick, der zum ersten Mal eine Spur Mitgefühl für ein hohes Tier aufbrachte. »Wir werden alle irgendwann mal reingelegt, und eine süße Kleine mit großen blauen Augen und den richtigen Sprüchen drauf ist ein besserer Grund als die meisten Entschuldigungen, die ich bisher von gelinkten Agenten gehört habe.«
Er rieb mit dem Daumen wieder und wieder über Sasha Millers Foto in der Variety- Anzeige auf dem Schreibtisch, verfolgte den hübschen Schwung ihrer Lippen mit dem Fingernagel. Dann wandte er sich seinem Vorgesetzten zu. »Ich verspreche Ihnen etwas«, gelobte er ausdruckslos. »Wenn diese Frau dafür verantwortlich ist, dass dieser verschnittene Schnee die gesamte Westküste rauf
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