Todesspirale: Roman (German Edition)
und runter im Umlauf ist, bringe ich Ihnen persönlich ihren Kopf. Serviert auf einem Tablett.«
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S asha schlug die Augen auf und fand sich in einem Hotelzimmer wieder, das genauso aussah wie hundert andere, in denen sie aufgewacht war, und eine Sekunde wusste sie nicht, in welcher Stadt sie war. Hm. Sie blinzelte schläfrig und rieb sich mit einem Finger über die Lippen, wollte den pelzigen Geschmack auf ihrer Zunge vertreiben. Sacramento, oder? Ja, sicher, natürlich. Sacramento.
Sie rollte aus dem Bett, streckte sich ausgiebig und schlenderte ins Badezimmer. Als sie einige Minuten später wieder auftauchte, fühlte sie sich schon deutlich wacher. Sie zog eine Strumpfhose und ein Trikot an, eine alte Trainingshose und ein dickes Sweatshirt mit Kapuze. Sobald sie vorsichtig ihre dicken dunklen Locken entwirrt hatte, fasste sie ihr Haar oben auf dem Kopf mit einem stoffbezogenen Gummiband zu einem Pferdeschwanz zusammen. Durch das Gewicht neigte er sich gefährlich zur Seite, sobald sie ihn losließ. Aber da es ihr sowieso nicht auf schickes Aussehen ankam, ignorierte sie die Schräglage. Sie nahm ihre Handtasche und den Schlittschuhkoffer und verließ das Hotelzimmer.
Auf der Taxifahrt zum Stadion blickte Sasha nach drau ßen und ließ das Durcheinander der letzten paar Tage Revue passieren. Henry Chambers, der Geschäftsführer, hatte plötzlich die Follies verlassen. Ohne vorherige Ankündigung, was ganz und gar nicht seine Art war, war er einfach abgefahren. Gerüchten zufolge war von irgendwelchen Notfällen in der Familie die Rede, aber sein unerwarteter Aufbruch hatte große Verwirrung gestiftet. Zum Beispiel gab es ein allgemeines Gerangel um die Hotelzimmer gestern ohne Henry mit seinem allgegenwärtigen Klemmbrett in der Hand, um sie wie üblich nach Ankunft in einem neuen Hotel freundlich und effizient einzuweisen.
Glücklicherweise hatte sich bereits ein Nachfolger gefunden; er sollte heute Nachmittag Henrys Platz einnehmen. Die Chancen, dass er auch nur halb so nett war wie der liebe und bescheidene Henry, waren ziemlich gering, aber Sasha wäre schon über einen nur halb so Fähigen glücklich.
Und Henry, der Gute, hatte sie nicht mal mitten in seiner eigenen Krise vergessen. Bevor er verschwunden war, hatte er mit jemandem verabredet, dass sie die Eisfläche in Sacramento inspizieren konnte, auf der die heutige Abendveranstaltung stattfand. Er hatte ihr eine Notiz hinterlassen, dass ab neun Uhr morgens der diensthabende Wachmann sie erwartete.
Henry verstand, wie wichtig es Sasha war, das Eis jeder neuen Eisbahn zu prüfen, bevor sie vor Tausenden von Menschen auftrat. Und effizient wie eh und je hatte er sie nicht im Stich gelassen. Ein Wachmann, der auf sie wartete, ließ sie ein, als sie pünktlich um neun Uhr in der Arco Arena eintraf. Damit blieben ihr zwei Stunden zum Trainieren, bevor die Karawane von fünf Trucks plus Anhängern mit der gesamten Bühnenausstattung und der Mannschaft, die sie montierte, eintraf.
Es war kalt und dunkel im Innern, und als sie dem Wachmann durch mehrere Korridore folgte, hallte das hohle Echo ihrer Schritte von der niedrigen Betondecke der Flure wider. In dem Moment, wo sie das Stadion erreichten, erhoben sich ihre Stimmen, hallten wider von den leeren Sitzreihen und stiegen zu dem hohen Dach des Stadions auf.
Die Begleitung des Wachmanns endete direkt hinter dem Eingang ins Stadion, und innerhalb weniger Augenblicke nach dem Geräusch betätigter Lichtschalter ging die Deckenbeleuchtung nach und nach an. Sasha zog ihre Trainingshose aus, setzte sich auf einen Sitzplatz, öffnete ihren Schlittschuhkoffer und holte ihre Schlittschuhe heraus.
Sie schlüpfte aus ihren Straßenschuhen und beugte sich vor, um die Schlittschuhe anzuziehen. Es war ihr zur zweiten Natur geworden, die Schuhbänder gleichmäßig festzuziehen, und kurz darauf hatte sie sie zugebunden und stand auf den Füßen, machte erst mit dem einen, dann mit dem anderen Bein Lockerungsübungen. Sie betrat das Eis, bückte sich, um die Gummischoner abzunehmen, die die scharfen Kufen schützten, und legte sie auf die Balustrade, die die Eisbahn von der Tribüne trennte.
Sie begann, langsam ihre Kreise um die Bahn zu ziehen, wärmte ihre Beinmuskeln auf und entwickelte ein Gefühl für das Eis. Jede Eisbahn war anders, und das Eis immer unterschiedlich. Als sie zum Ende ihrer Aufwärmübungen kam, begann Sasha allmählich, das Tempo zu erhöhen.
Sie lief in die Mitte der Bahn, bremste ab
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