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Todesstatte

Titel: Todesstatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Booth Stephen
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»Association of Police Officers«-Typen mit seinen silberfarbenen Tressen in Ripley durch den Konferenzraum schlenderte und einer Gesandtschaft des Polizeikomitees seine praxisnahe Arbeitsweise demonstrierte, weil er hoffte, dass man sich an ihn erinnern würde, wenn die nächste Beförderungsrunde anstand.
    Â»Okay, und wer ist der Psychologe?«, erkundigte sich Fry. »Oder genauer gesagt, mit wem ist er zur Schule gegangen?«
    Â»Tja, in diesem Punkt täuschen Sie sich«, erwiderte Hitchens. Er zog eine geprägte Visitenkarte aus der Klammer heraus, von der die Akte zusammengehalten wurde. Als Fry die Karte in die Hand nahm, stellte sie fest, dass die Akte bislang noch ziemlich dünn war. Doch das würde sich schnell ändern, wenn erst einmal die Expertenberichte auf ihren Schreibtisch prasselten.
    Â»Dr. Rosa Kane«, sagte sie. »Wissen Sie irgendwas über sie?«
    Die Liste der offiziell zugelassenen Experten und Berater war kürzlich aktualisiert worden. Irgendjemand war neue Wege gegangen und hatte der Liste seinen eigenen Stempel aufgedrückt, indem er Leute mit unorthodoxen Ideen hinzugefügt hatte.
    Â»Nicht das Geringste«, sagte Hitchens, »aber wir haben morgen einen Termin mit ihr, um sie kennenzulernen.«
    Fry nahm das »wir« zur Kenntnis. Sie machte eine große Show daraus, sich Dr. Kanes Daten aufzuschreiben, ehe sie Hitchens die Visitenkarte wieder zurückgab. Falls sich herausstellen sollte, dass die Psychologin beleibt und vierzig war oder sich als verschrumpelte, alte Akademikerin mit grauem, zum Knoten gebundenem Haar entpuppte, würde vermutlich sie ihr Ansprechpartner werden und nicht Hitchens.
    Sie stand auf und ging zum Fenster. Der Blick auf Edendale aus dem ersten Stock war nicht gerade inspirierend. Sie sah zahllose Dächer, die auf den Hängen zu ihrer Rechten nach unten glitten und beinahe die Hügel in der Ferne verdeckten, wo die Spätnachmittagssonne über Baumreihen hing.
    Wer auch immer das Hauptquartier der E-Division in den 1950er-Jahren entworfen hatte, hatte sich nicht allzu viele Gedanken über Ästhetik gemacht. Und über Zweckmäßigkeit ebenso wenig. Die Bevölkerung wurde von einem Besuch in der West Street durch den Mangel an Parkplätzen und die Aussicht auf einen mühseligen Aufstieg auf den Hügel abgeschreckt. Aufgrund der Lage des Gebäudes vermisste Fry das Gefühl, dass vor der Tür normales Leben stattfand. Als sie noch in den West Midlands tätig gewesen war, hatte sie dieses Gefühl immer gehabt – allerdings nur so lange, bis man angefangen hatte, Polizeireviere in der Art von Festungen zu bauen.
    Â»Sie haben die Abschrift noch nicht zu Ende gelesen«, erinnerte Hitchens sie.
    Â»Ich glaube, ich werde auf das Tonband warten, Sir, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    Â»Es kommt nicht mehr viel, Diane. Sie können sie genauso gut zu Ende lesen.«
    Fry biss sich auf die Lippe, bis der Schmerz ihre Gedanken ordnete. Selbstverständlich gab es auch in Derbyshire die dunkelsten Seiten der menschlichen Erfahrung, doch hier verbargen sie sich unter Schindeldächern und lauerten zwischen Hügeln. Schließlich handelte es sich um eine malerische ländliche Gegend.
    Sie hatte die Abschrift noch immer in der Hand und hielt sie ins Licht, das durch das Fenster fiel, als sie auf die letzte Seite umblätterte. Der Detective Inspector hatte recht gehabt – es folgten nur noch drei Absätze. Allerdings gab der Anrufer auch darin nichts von sich preis. Fry verstand jedoch, weshalb jemand auf die Idee gekommen war, eine Psychologin einzuschalten.
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    Â 
    Detective Constable Ben Cooper beobachtete, wie sich das Gesicht der Toten langsam nach links drehte. Jetzt schienen ihre leeren Augen an seiner Schulter vorbei ins grelle Neonlicht der Laborbeleuchtung zu starren. Ihre Haut war schmutzig braun und ihr Haar nicht mehr als ein zufälliges Muster auf ihrem Schädel, das Wirbeln im Sand glich, die die Ebbe zurückgelassen hatte.
    Cooper war völlig unsinnigerweise enttäuscht, dass sie nicht so aussah, wie er sie sich vorgestellt hatte. Schließlich hatte er sie nicht gekannt, als sie noch am Leben war. Auch jetzt war ihm die Frau noch unbekannt, und er wusste nicht einmal, wie sie hieß. Sie war tot und bereits in die Erde zurückgekehrt.
    Doch er hatte sich in seiner Fantasie ein Bild von ihr gemacht, ein Bild anhand von

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