Todessymphonie (German Edition)
kleiner Junge. Du bist ein Mann und der Einzige, den ich liebe. Wage es ja nicht, jemals etwas anderes zu denken, verstanden?“
„Ich habe gesehen, wie er dich geküsst hat“, sagte er.
Ach, darum ging es also. Sie hatte sich schon gefragt, an dem Abend auf der Piazza, als sie um die Ecke gebogen war und Baldwin vor ihr gestanden hatte. Es hatte sich gekünstelt angefühlt, und sie hatte angenommen, dass Baldwin die ganze Szene beobachtet hatte.
Sie zog seinen Kopf ein wenig näher zu sich heran. „Das war unverschämt von ihm, und das habe ich ihm auch gesagt. Ich habe sehr, sehr deutlich gemacht, dass ich nicht an ihm interessiert bin. Ich hatte gehofft, dass er nun, wo der Fall zum größten Teil geklärt ist, nach London zurückfährt und wir uns nie wiedersehen. Jetzt sieht es so aus, als wenn er uns noch ein wenig erhalten bleibt, zumindest dir. Ich werde noch einmal mit ihm reden und ihn warnen, mich in Ruhe zu lassen. Wenn das nichts bringt, gebe ich dir offiziell die Erlaubnis, ihn zusammenzuschlagen.“
Sie lächelte und kuschelte sich an ihn. Ihr Kopf ruhte an seiner Schulter. Er legte einen Arm um sie, und sie war erstaunt, wie fest er sie hielt. Als wenn er dächte, sie könnte ihm entgleiten. Er hatte doch nicht ernsthaft gedacht, dass sie sich von ihm trennen und mit diesem britischen Playboy gehen wollte, oder?
Natürlich hat er das gedacht, Taylor. Er hat gesehen, wie Memphis dich angeschaut hat. Um Himmels willen, er hat gesehen, dass er dich geküsst hat. Und er wird auch deine Reaktion gesehen haben, so kurz sie auch gewesen sein mag. Er ist kein Idiot. Er ist nur ein Mensch, ein Mann wie jeder andere. Zumindest in gewissen Dingen.
„Baby.“ Sie küsste ihn sanft auf den Hals. „Es tut mir leid.“
Er nahm die Einladung an. Er drehte sich zu ihr um und packte ihre Haare grob mit seiner rechten Hand.
„Du gehörst mir, Taylor. Vergiss das nicht.“ Seine Lippen pressten auf ihre; die Intensität seines Kusses raubte ihr den Atem. Er hielt weiter ihre Haare fest und ließ seine andere Hand zwischen ihre Beine gleiten. Er küsste sie, als wäre es der letzte Kuss, den sie je miteinander teilen würden. Sie hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, sie wusste nur, dass sie beinahe so weit war, sie standkurz davor, als keinen Meter neben ihrem Ohr das Telefon klingelte.
„Lass es klingeln“, stöhnte sie atemlos und drängte ihn mit ihren Hüften, nicht aufzuhören.
„Das ist deins.“ Nur wenige Millimeter davon entfernt, in sie einzudringen, hielt er schwer atmend inne.
Stöhnend schlängelte sie sich so weit unter seinen Hüften heraus, dass sie das Telefon mit der Hand greifen konnte.
Statisches Rauschen. Stille. Ein Nichts umfing sie.
Dann die blecherne, kindliche Stimme, die sie von den Nachrichten auf ihrem Anrufbeantworter, von den vorherigen Anrufen kannte. „Wir sehen uns bald, Taylor.“
Die Leitung war tot, und Taylor fing an zu zittern. Es war nicht vorbei. Es würde niemals vorbei sein.
EPILOG
Den Übernachtflug von Italien nach Hause hatte Taylor damit verbracht, nachzudenken. Über ihr Leben, ihre Welt mit Baldwin, ihren Vater und den Brief, mit dem sie schon seit Tagen schwanger ging. Sie hatte ein paar Entscheidungen gefällt, kleine Schritte, um ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen. Sie landeten direkt nach Anbruch der Dämmerung in Nashville; das warme Sonnenlicht umhüllte sie mit willkommener Ruhe. Sie fühlte sich am sichersten, wenn sie zu Hause war.
Das Haus stand noch, und der Taxifahrer setzte sie an der Einfahrt ab. Sie waren müde und gleichzeitig aufgekratzt vom Schlafmangel. Sam hatte sich darum gekümmert, die Zustellung ihrer Post so lange zu unterbrechen, bis sie wieder daheim waren. Heute würde der Postbote das erste Mal wieder kommen. Das Erste, was Taylor tat, war, mit dem Brief ihres Vaters in der Hand zu ihrem Briefkasten zu laufen. Es war an der Zeit, sich von ihm zu verabschieden.
Sie öffnete die Klappe des Briefkastens. Er war nicht leer. Auf einer weißen Grußkarte lag eine Kugel. Gänsehaut breitete sich an ihrem ganzen Körper aus. Taylor wich zurück, als wenn es eine giftige Schlange wäre.
„Baldwin?“, rief sie.
Er hörte die Anspannung in ihrer Stimme und kam sofort zu ihr.
„Was ist? Was ist passiert?“
Sie zeigte auf den Briefkasten. „Da drin.“
Als Baldwin die Kugel sah, stieß er einen unterdrückten Fluch aus.
„Kamera und Handschuhe“, sagte er mit leiser, kontrollierter Stimme.
Taylor
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