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Todesträume am Montparnasse - Ein Fall für Kommissar LaBréa

Titel: Todesträume am Montparnasse - Ein Fall für Kommissar LaBréa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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der Unendlichkeit.
    Vielleicht sollte ich mir eine CD kaufen mit den Geräuschen der Meeresbrandung? Neulich hat mir ein Kollege gesagt, dabei könne man wunderbar entspannen und vergessen. Es gäbe eine Riesenauswahl. Meeresrauschen mit Musikuntermalung. Morgendämmerung am Ozean. Gewitterstimmung am Pazifik … Das Rauschen des Meeres in Dolby Stereo. Die Augen schließen und dem Geschrei der Möwen lauschen, die an einem virtuellen Strand über die Wellen fliegen.
    Musik und Geräusche, Gefährten der Einsamkeit. Menschen bedeuten mir nur noch sehr wenig. Das hat sich heute Abend wieder einmal gezeigt. Ich höre ihnen zu, antworte, frage nach. Vieles von
dem, was sie sagen, interessiert mich nur im Hinblick auf eines.
    Es ist dieses eine, wofür ich bis jetzt gelebt habe. Nun, da dieses eine beendet ist, verflüchtigt sich der Sinn meiner Existenz wie das Gas bei einem chemischen Experiment.
     
    Jetzt werde ich zu Bett gehen. Der Gedanke an ein virtuelles Meeresrauschen wird mich hoffentlich in den Schlaf wiegen.
    Es ist drei Uhr früh.

16. KAPITEL
    Das Klingeln seines Handys riss LaBréa aus dem Schlaf. Wie immer lag das Funktelefon eingeschaltet auf seinem Nachttisch. Bevor er das Gespräch annahm, warf er einen Blick auf die Leuchtziffern seines Weckers. Kurz nach sechs. Auf dem Handydisplay sah er Célines Nummer.
    Einen Moment war er unschlüssig. Dann drückte er den grünen Knopf und meldete sich mit verschlafener Stimme: »Ja?«
    »Entschuldige, dass ich dich so früh störe«, tönte ihm Célines Stimme entgegen. Sie klang nicht verschlafen, im Gegenteil. »Aber ich hab mir Sorgen gemacht, weil ich dich nicht erreichen konnte. Hast du denn meine Anrufe nicht abgehört?«
    LaBréa kratzte sich am Kinn.
    »Doch, schon«, murmelte er. »Aber ich hatte noch keine Zeit, dich zurückzurufen.«
    »Dann ist es dir also egal, dass ich schon heute Nachmittag zurückkomme?«, fragte sie erstaunt.
    LaBréa richtete sich im Bett auf. Er durfte seine Überraschung nicht zeigen. Heute war Donnerstag. Céline wollte doch erst am Wochenende zurück sein! Wieso hatte sie ihre Pläne geändert?

    »Nein, natürlich ist mir das nicht egal«, erwiderte er hastig. »Ich freue mich. Wann kommst du an?«
    Am anderen Ende der Leitung war es sekundenlang still. Dann sagte Céline: »Sag mal, Maurice, leidest du jetzt schon unter Gedächtnisschwund? Ich habe dir vier Nachrichten hinterlassen, und mindestens zweimal habe ich erwähnt, dass meine Maschine um sechzehn Uhr zwanzig landet.«
    LaBréa biss sich auf die Lippen und spürte, wie unter seinen Achseln Schweiß ausbrach. Er hätte sich verfluchen können, dass er Célines Nachrichten in der Nacht nicht abgehört hatte. Jetzt musste er sehen, wie er da wieder herauskam. Das ging allerdings nur mit einer weiteren Lüge.
    »Diese beiden Mordfälle halten uns alle in Atem. Es ist wie verhext, alle Spuren verlaufen im Sand. Ich bin letzte Nacht erst sehr spät nach einer Vernehmung nach Hause gekommen, Céline. Und da wollte ich dich wirklich nicht mehr zurückrufen.«
    »Wie rücksichtsvoll von dir!«
    LaBréa meinte Spott in ihrer Stimme zu hören. »Wenn du bis zum Hals in komplizierten Ermittlungen steckst, verstehe ich nicht, wieso auf deinem Handy schon um zwanzig Uhr die Mailbox läuft? Musst du nicht die ganze Zeit erreichbar sein?«
    LaBréa schluckte und räusperte sich.
    »Na, egal«, fuhr Céline fort. »Du wirst schon deine Gründe gehabt haben, mich nicht zurückzurufen. Wir sehen uns dann, wenn ich wieder in Paris bin.
Selbst wenn du Zeit haben solltest - du brauchst mich nicht am Flughafen abzuholen.«
    Ehe er etwas erwidern konnte, war das Gespräch beendet. LaBréa legte das Handy auf den Nachttisch und ließ sich zurück in die Kissen fallen.
    Verdammter Mist!, dachte er. Es würde richtig Ärger mit Céline geben, das ahnte er. Ungeschickter hätte er sich nicht verhalten können. Frauen hatten einen feinen Instinkt für die Lügen und Ausreden der Männer. Er hatte Céline betrogen, und höchstwahrscheinlich ahnte sie das bereits.
    Als er fünf Minuten später aus dem Bett stieg, war die Erinnerung an die Nacht mit Jocelyn nur noch schemenhaft. Das Begehren in seinem Körper, das ihn bis in den Schlaf begleitet hatte, war abgestellt, als hätte jemand auf einen Knopf gedrückt. Ein ungutes Gefühl blieb zurück und wurde immer stärker. Er hatte Céline verraten und belogen. Verrat und Lüge arbeiteten immer dann Hand in Hand, wenn ein Mensch rücksichtslos

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