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Todesträume am Montparnasse

Titel: Todesträume am Montparnasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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serbischen Milizenführer beim Kriegsverbrechertribunal Anklage erhoben, darunter auch Stefan Vlankovic. Viele der misshandelten Frauen kannten ihn; er stammte ja aus Foča. In späteren Zeugenaussagen wurde er als einer der Haupttäter identifiziert. Er hat die Vergewaltigungen nicht nur gebilligt, sondern war selbst auch Nacht für Nacht daran beteiligt. Zusammen mit einem anderen Mann, den keine der Frauen kannte, zeigte er sich als besonders brutal und grausam. Dieser zweite Mann wird als sehr groß beschrieben, ein Hüne mit weißblonden Haaren.«
    Claudine ließ ihre letzten Worte nachwirken und blickte ihre Kollegen bedeutungsvoll an.
    »Pascal Masson«, sagte LaBréa tonlos. »Jetzt wissen wir endlich, in welchem Umfeld wir den Mörder dieser beiden Männer suchen müssen.«
    »Ja«, pflichtete Jean-Marc bei. »Unter den Frauen, die damals in diesem Lager gequält und gefoltert wurden.«
    »Richtig.« LaBréa dachte einen Moment nach. »Allerdings besteht auch die Möglichkeit, dass keine der damals betroffenen Frauen selbst diese späte Rache verübt hat, sondern möglicherweise ein Bruder, Ehemann oder Vater. In jedem Fall ist es dem Täter gelungen, nach so langer Zeit Masson und Vlankovic hier in Frankreich aufzuspüren. Ich kann mir nicht
vorstellen, dass dies ohne fremde Hilfe möglich gewesen sein soll.«
    »Steht in dem Fax, ob dieser unbekannte Blonde ebenfalls Uniform getragen hat? Gehörte er zur Miliz?«, fragte Franck.
    Claudine verneinte. »Davon schreiben sie nichts. Wir wissen, dass Masson und Vlankovic sich bereits 1991 kannten und zusammen das Camerone in Kuwait-Stadt feierten. Vielleicht ist Masson danach mit Vlankovic nach Bosnien gegangen. Die Tatsache, dass Masson Seite an Seite mit einem Milizangehörigen Kriegsverbrechen begehen konnte, zeigt, dass er das volle Vertrauen der serbischen Soldaten und Milizionäre genossen hat.«
    »Claudine hat recht«, meinte LaBréa. »Ich vermute, dass Masson nach Ende des Bosnienkrieges irgendwo in den serbischen Gebieten untergetaucht ist, genau wie Stefan Vlankovic. Später kam er dann nach Frankreich zurück und kaufte seine Reparaturwerkstatt. Als Vlankovic ebenfalls in Frankreich untertauchen wollte, half ihm Masson vermutlich mit den falschen Papieren und griff ihm auch finanziell unter die Arme. Vielleicht werden wir nie genau wissen, wie alles abgelaufen ist.« Er blickte auf die Uhr. Es war kurz nach elf. »Franck und Jean-Marc, setzen Sie sich mit dem Kriegsverbrechertribunal in Verbindung. Und recherchieren Sie im Internet, bei Amnesty und anderen Menschenrechtsorganisationen. Dort sind die Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien doch
bestimmt dokumentiert. Versuchen Sie, möglichst viele Einzelheiten über diese Vergewaltigungslager in Foča herauszufinden. Die Namen der Frauen, die dort festgehalten wurden. Was wurde aus diesen Frauen? Wo leben sie heute? Und recherchieren Sie, ob Stefan Vlankovic noch Angehörige in Foča hat.« Er stand auf und holte seine Jacke. »Claudine und ich, wir fahren jetzt zu dieser Psychologin in die Rue Jean Anouilh. Ich habe das Gefühl, dass Christine Payan gar nicht weggefahren ist, wie sie mir gestern weismachen wollte. Vielmehr glaube ich, dass sie bewusst den Kontakt zu uns meidet. Irgendetwas weiß sie, davon bin ich überzeugt.«

17. KAPITEL
    Zäh rollte der Verkehr durch die Stadt. Der Himmel schickte ein beinahe südliches Licht in die Metropole, das so gar nicht zu Schnee und Tiefsttemperaturen passen wollte.
    Sie fuhren über den Quai Henri IV, als LaBréas Handy klingelte. Es war Véronique Andrieu. Schweigend hörte LaBréa zu, was sie ihm zu erzählen hatte. Als das Gespräch kurz darauf beendet war, informierte er Claudine.
    »Es scheint alles ineinanderzugreifen«, sagte er dann. »Jetzt hoffe ich nur, dass ich mich nicht täusche und wir Christine Payan tatsächlich in ihrer Wohnung antreffen.«
    Sie parkten den Wagen auf dem Parkplatz der Bibliothèque Nationale und gingen zum Haus der Psychologin.
    Zwei Stufen auf einmal nehmend, stiegen sie die Treppe hoch. Nachdem LaBréa an der Wohnungstür geklingelt hatte, hörte man sogleich Schritte. Es waren nicht die Schritte einer Frau.
    Die Tür wurde geöffnet, und Christine Payans Sohn steckte seinen Kopf heraus.
    »Ja?«

    »Ist Ihre Mutter zu Hause?«, fragte LaBréa.
    »Äh, ja, wieso?«, erwiderte der junge Mann und sah LaBréa abschätzend an. »Sie waren doch schon gestern hier.«
    LaBréa schob die Tür auf.
    »Sagen Sie ihr

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