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Todesträume am Montparnasse

Titel: Todesträume am Montparnasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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aufgenommen hatte und dort mit einem der Staatsanwälte hatte sprechen können, war es Franck gelungen, bei mehreren großen Hilfsorganisationen Einzelheiten zu erfahren. Er erstattete als Erster Bericht.
    »Im Spätsommer 1992 informierte ein amerikanischer Journalist die Öffentlichkeit über serbische Konzentrations- und Vergewaltigungslager in Bosnien. Mehrere Hilfsorganisationen waren sofort alarmiert. Einige handelten sehr schnell und richteten Heime für die medizinische und psychologische Betreuung der Opfer ein. Durch deren Aussagen und aufgrund ihres körperlichen und seelischen Zustands erfuhren die Helfer vom Ausmaß dessen, was sich da abspielte. Es wurde klar, dass die massenhaften Vergewaltigungen durch serbisches Militär als gezieltes Kriegsmittel, als Waffe, eingesetzt worden waren, um die Moral der muslimischen Bevölkerung zu brechen. Das erleichterte die ethnischen Vertreibungen und Säuberungen. Von den ursprünglichen Hilfszentren
der Menschenrechts- und Hilfsorganisationen gab es einige Jahre später nur noch wenige. Aus finanziellen Gründen mussten viele ihre Arbeit einstellen. Laut Aussage der Gesellschaft für bedrohte Völker, die im Jahr 2000 einen Report über die Lage der während des Bosnienkrieges vergewaltigten Frauen veröffentlicht hatte, war die Situation dieser Frauen auch zur Jahrtausendwende noch äußerst desolat. Viele litten noch immer an posttraumatischen Symptomen. Sie waren meist ohne Beruf und mussten ihr Dasein in tiefster Armut fristen. Die Mehrheit von ihnen lebte ohne Ehemänner, denn die wurden im Krieg getötet, galten als vermisst oder hatten ihre Frauen verstoßen. Für Medikamente und psychologische Behandlung fehlte das Geld.«
    »Gibt es bei diesen Hilfsorganisationen Namenslisten der betroffenen Frauen?«, fragte LaBréa.
    »Ja, die gibt es«, erwiderte Franck. »Über die meisten Frauen, die seinerzeit eines der Behandlungs- und Therapiezentren in Bosnien aufgesucht haben, gibt es eine Akte. Doch die Organisationen haben sich den Opfern gegenüber verpflichtet, keine Namen preiszugeben.«
    Jean-Marc schaltete sich ein.
    »Beim Kriegsverbrechertribunal verfahren sie ähnlich. Es gab ja Frauen, die sich dem Tribunal als Zeuginnen zur Verfügung gestellt haben. Doch ihre Namen wurden öffentlich nie bekannt. Um sie vor möglichen Racheakten zu bewahren, werden sie in
den Anklageschriften des Tribunals durch Codenamen oder Pseudonyme geschützt.«
    »Sie haben doch dem Staatsanwalt in Den Haag erklärt, dass es hier um zwei Mordfälle geht? Und dass wir wissen, dass Masson und Vlankovic ihre Verbrechen in Foča begangen haben und von daher möglicherweise eine der Frauen infrage kommt, die dort im Lager waren? Trotzdem wollte der Mann keine Namen herausrücken?«
    »Nein. Das könne er nur, wenn ein offizielles Ersuchen seitens der Pariser Staatsanwaltschaft vorliege. Und das müsse erst geprüft werden. Das könne Wochen dauern, meinte er.«
    »So viel Zeit haben wir nicht«, sagte LaBréa ärgerlich. »Erwähnte er weitere Einzelheiten der Vorgänge in Foča?«
    »Nur im Hinblick auf die Lager.« Jean-Marc schlug sein Notizbuch auf. »Dort gab es mehrere Konzentrations- und Vergewaltigungslager. In Foča befand sich damals eines der größten jugoslawischen Staatsgefängnisse, das sogenannte KP DOM. Dort internierten die Serben während des Bosnienkrieges hauptsächlich Männer, alle wurden gefoltert, viele umgebracht. Buk Bijela, eine Ansammlung von Arbeiterbaracken, lag am Ufer der Drina. Dort hatten die Serben ihr militärisches Hauptquartier aufgeschlagen. Hier richteten sie ein Frauenlager ein, ebenso im örtlichen Gymnasium und in der Sporthalle. Überall herrschten fürchterliche hygienische Verhältnisse. Es muss die Hölle
gewesen sein. Die gefangenen Frauen wurden sowohl in diesen rasch eingerichteten Lagern vergewaltigt als auch in Privatwohnungen, wie bereits erwähnt.«
    »Welche Einzelheiten kennt das Tribunal bezüglich Stefan Vlankovic?«
    »Er ist von mindestens zehn Frauen identifiziert worden.«
    »Und Masson?«
    »Nach Aussage dieser Zeuginnen agierten die beiden meist gemeinsam, oft auch zusammen mit weiteren Soldaten oder Milizionären. Aber, wie gesagt, niemand kannte den Namen dieses Mannes. Alle nannten ihn ›den Blonden‹. Von Vlankovics ehemaligen Kameraden wurden drei in Den Haag zu langen Haftstrafen verurteilt, und zwar 2001 und 2002.« Jean-Marc klappte sein Notizbuch zu. »Das ist alles.«
    LaBréa seufzte.
    »Jetzt wissen

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