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Todeswald

Todeswald

Titel: Todeswald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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vielleicht kurz umarmen.
    Doch da fiel mir etwas Katastrophales ein. Ich hatte ja immer noch den durchschwitzten Trainingsanzug an. Jemanden zu umarmen, während man selbst nach Schweiß stinkt, das ist wohl nicht unbedingt ratsam!
    Erschrocken sah ich Linus direkt auf mich zukommen. Vermutlich war er zu uns unterwegs, um über Glöckchen zu berichten.
    Mamas Fiat stand in unserer Garageneinfahrt. Ich konnte mich gerade noch dahinter ducken.
    Aber Wuff hatte keine Lust, mitzumachen. Sie winselte und zerrte an der Leine, während ich wie ein Superspion hinter dem Auto hockte und durch die Fensterscheiben spähte. Mit einem kräftigen Ruck warf sie mich um. Als Linus hinter dem Wagen auftauchte, lag ich platt wie ein Schuhabtreter auf dem Boden.
    „Aha, hier liegst du also?“
    Ich brauchte ihn nicht anzuschauen, um das Erstaunen in seiner Stimme zu hören.
    „Gute Arbeit“, sagte ich.
    Ich erhob mich würdevoll und deutete auf den Fiat.
    „Musste den Rostschutz checken. Die herbstlichen Straßenverhältnisse setzen ihm zu, aber insgesamt wird er noch halten.“
    „Aha“, sagte er.
    „Interessierst du dich nicht für Autos?“
    „Nein, aber offensichtlich tust du das.“
    „Ich hab schon immer mit Papa an Motoren herumgeschraubt, seit ich klein war.“
    „Kannst du fahren?“
    „Bloß starten und ein bisschen lenken. Und du?“
    „Ja, ehrlich gesagt schon. Bin auf dem Hof meines Großvaters schon mit dem Traktor und mit dem Auto auf den Feldwegen rumgefahren.“
    Er schwieg eine Weile, wurde ernst.
    „Ich war zu dir unterwegs“, sagte er.
    „Wie geht’s Glöckchen?“
    „So einigermaßen. Der Oberschenkelknochen ist gebrochen, sie haben sie operiert und eine Schiene eingesetzt.“
    „Wird sie wieder gesund?“
    „Wir wissen noch nicht, ob sie je wieder laufen kann. Und wenn nicht …“
    Er schluckte, senkte den Blick. Ich selbst spürte einen Kloß im Hals und wartete geduldig.
    „Ist es schlimm?“, fragte ich schließlich leise.
    „Ja. Und leer. Vorhin hab ich wie immer ein Stück Wurst auf den Boden fallen lassen, aber niemand ist angerast gekommen, um es zu verschlingen.“
    Ich nickte.
    „Weißt du, was ich gedacht hab?“, sagte er nach einer Weile.
    „Nein“, antwortete ich ehrlich.
    „Dass es jemand hier aus der Gegend sein muss, der sie überfahren hat. Wer sonst würde auf diesen schmalen Schotterweg einbiegen? Da steht nirgends ein Schild. Nur die Leute, die hier wohnen, wissen, wohin der Weg führt.“
    Es konnte natürlich auch jemand gewesen sein, der sich verfahren hatte, aber Linus’ Überlegung war irgendwie einleuchtend. Ich hatte eine Idee.
    „Sollen wir mal checken, wer alles dort entlangfährt?“
    „Ja! Vielleicht entdecken wir sogar jemanden mit Frontalschaden. Ein Zusammenstoß mit einem Rottweiler muss ganz ordentliche Spuren hinterlassen.“
    „Das Auto kann schon repariert worden sein oder gerade in der Werkstatt stehen. Aber einen Versuch ist es wert.“
    Wir gingen auf den Schotterweg hinaus. Wuff zog an ihrer Leine und schnüffelte nach Spuren. Bald ließen wir die Straßenlampen hinter uns.
    „Du hast doch hoffentlich keine Angst vor der Dunkelheit?“, fragte Linus.
    „Dunkelheit ist nichts als die Abwesenheit von Licht. Simsalabim!“
    Ich zog eine Taschenlampe aus der Tasche.
    „Die hab ich immer dabei“, sagte ich. „Papier und Bleistift auch.“
    „Warum das denn?“
    „Kann man immer brauchen. Ich möchte später mal zur Polizei.“
    „Und warum?“
    „Vor ein paar Jahren wurde das Wochenendhaus meiner Großeltern leer geräumt. Die Diebe hatten jede Menge Spuren hinterlassen und der Nachbar hatte das Kennzeichen eines verdächtigen Autos aufgeschrieben, das auf dem Grundstück stand, doch die Polizei hat sich nicht einmal die Zeit genommen, um die Sache zu untersuchen.“
    „Also eine echt schwache Leistung, in deinen Augen?“ Linus grinste.
    „Ich finde, die Polizei sollte jedem helfen, der Opfer eines Verbrechens geworden ist.“
    „Du wirst dann eh wie alle andern. Hast bloß noch Zeit für Morde und Überfälle und andere Sensationen.“
    „Kann schon sein. Aber versuchen will ich es trotzdem.“
    Vorläufig brauchten wir kein zusätzliches Licht. Der Schein der Lampen aus den umliegenden Gärten fiel bis auf den Weg hinaus.
    Wir hatten die Kreuzung fast erreicht, als wir einen Automotor hörten. Schon bald wurden wir von seinen Scheinwerfern geblendet. Ich tastete nach meinem Notizblock, als das Auto nach links abbog.
    „Ich glaube,

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